schweigende Zustimmung, auch wenn sie ihm insgeheim dankbar dafür war. Sie verabscheute Männer, die logen. Und Ben Prescott log nicht.
»Was ist daran dramatisch, dass sich zwei erwachsene Menschen ein paar Stunden miteinander vergnügen?«, wollte er stirnrunzelnd wissen.
Aha, es ging ihm also um sein Vergnügen. Aber warum auch nicht? Schließlich war sie es gewesen, die ihm an die Weichteile gegangen war. Sie hatte es mit den Männern übertrieben – und war weiß Gott kein unbeschriebenes Blatt. Es ärgerte sie nur, dass er aus seinem Vergnügen an unverbindlichem, lockerem Sex mit ihr keinen Hehl machte.
Sie trat einen Schritt zurück. »Wenn du dein Vergnügen willst«, sagte sie scharf, »dann gehst du besser in eine von deinen schummrigen Bars … oder du surfst weiter auf den Kontaktanzeigen-Seiten im Internet rum. Bestimmt findest du da jede Menge Frauen, die gern mitmachen.«
Bens Augen verengten sich.
Aber das beachtete Julia nicht weiter. Sie lief aus dem Zimmer, tief verletzt in ihren Gefühlen.
An: Ben Prescott
Von: [email protected]
Thema: Bericht
Ben, dein Bericht ist unvollständig. Du lieferst eine umfassende Beschreibung von Morales, seinem Anwesen und dem Waffenarsenal, aber du lässt dich kaum über euer gemeinsames Gespräch aus. Du warst gut dreißig Minuten bei ihm. Und da hat er nichts weiter gesagt, als dass er nichts über Henry weiß?
Ich habe eben erfahren, dass sie am Tatort Blut zweier verschiedener Blutgruppen sichergestellt haben. Von dem zweiten Typen haben wir keine nähere Beschreibung, wir vermuten aber, dass bei dem Vorfall noch jemand verletzt wurde.
Tag
An: [email protected]
Von: Ben Prescott
Thema: Betr. Bericht
Tag, danke für deine Mail. Ich checke das heute ab. Krankenhäuser, Leichenschauhäuser und so weiter. Kannst du mir Hinweise über vermisste Personen zukommen lassen?
Morales hatte keinen Bock zu reden. Demzufolge hab ich leider nicht mehr aus ihm herausgekriegt.
Ben
An: Ben Prescott
Von: [email protected]
Thema: Betr. Bericht
Wieso will ich dir das einfach nicht abnehmen? Kann es sein, dass du etwas erfahren hast, das du für dich behältst? Benny, wenn du irgendwelchen Mist baust und ich krieg Wind davon, dann bist du ganz schnell raus aus dem Fall. Ich will nicht zwei tote Polizisten verantworten müssen. Verstanden? Verschaukel mich also nicht, Ben.
Taggart
An: [email protected]
Von: Ben Prescott
Thema: Betr. Bericht
Ich und jemanden verschaukeln? Da lach ich doch.
15
Sie konnte nicht länger leugnen, dass sie von Ben Prescott besessen war. Und auch nicht, dass er sie immer noch für eine leichtsinnige, zügellose Frau hielt. Wie hätte sie ihm auch erklären können, dass sie früher zwar gern ihren Spaß gehabt und sich ständig auf der Überholspur des Lebens getummelt hatte, dass die neue Julia aber keineswegs leicht zu haben war, obwohl sie darauf fieberte, mit ihm ins Bett zu gehen. Das wäre doch leichtsinnig, zügellos und idiotisch gewesen, oder?
Sicher, inzwischen konnte sie sich besser in ihn hineinversetzen. Er war ein Cop. Und immer noch reizte sie seine machomäßige Art in sexueller Hinsicht.
Genau das war der Punkt – mittlerweile war sie älter und reifer und ließ sich nicht mehr von ihren körperlichen Begehrlichkeiten bestimmen. Egal, was Ben dachte.
Die neue Julia Boudreaux stürzte sich nicht mehr Hals über Kopf in irgendein erotisches Abenteuer. Sie war vernünftiger geworden und, ehrlich gesagt, auch ziemlich stolz darauf, dass sie ihren Gefühlen nicht nachgegeben hatte, selbst wenn Ben im Bett sicher eine Offenbarung wäre. Mittlerweile stand sie über diesen Dingen.
Zudem wollte Julia sich selbst beweisen, dass sie das von ihr angedachte Projekt, die Show, erfolgreich durchziehen konnte. Allerdings erwies sich Ben dabei als ein heikler Ablenkungsfaktor, da er sich nicht einfach ignorieren ließ.
Folglich musste sie sich etwas ausdenken, womit sie ihn aus der Gefahrenzone schaffte.
Da sie ihn nicht aus dem Haus werfen konnte, blieb als einzige Alternative ein Rendezvous für ihn. Sobald er sich für eine andere Frau interessierte, wäre er für sie nicht mehr gefährlich und … absolut tabu. Von Männern, die anderswo herumbaggerten, hatte Julia nämlich immer die Finger gelassen.
Ben hatte ihr allerdings rundheraus erklärt, dass er nichts von den Frauen wollte, die mit schöner Regelmäßigkeit