Einfach verliebt!: Roman (German Edition)
anriefen. Also musste was Neues her. Aber auf den Kontaktanzeigen-Seiten im Web schien er auch nicht das Passende zu finden.
Ihr Verstand arbeitete auf Hochtouren, bis sie die Lösung hatte. Sie würde ein Date für ihn arrangieren. Sie nahm sich fest vor, eine tolle Singlefrau für ihn aufzutun, die ihn total umhaute.
Und Julia wusste auch schon, wen.
Sonja.
Die Idee war perfekt … immer vorausgesetzt natürlich, dass Ben mitspielte.
Julia entschlummerte, zufrieden mit sich selbst, und als sie am nächsten Morgen aufwachte, war sie von ihrem Plan begeistert. Als sie Ben ihr Vorhaben erklären wollte, war er jedoch nirgends zu finden.
Die Überraschung war perfekt: War er Hals über Kopf ausgezogen, weil er genug hatte? War sie jetzt erleichtert? Oder sogar enttäuscht? Doch keine Bange: Obschon der Range Rover weg war, lagen seine Kleider und Habseligkeiten wie üblich bunt verstreut im Zimmer herum. Er würde zurückkommen. Bliebe ihr mithin nichts anderes übrig, als ihren Plan wieder aufzunehmen.
Julia beschloss, Sonja anzurufen. Sie nahm den Hörer auf und wählte ihre Nummer. Der Anrufbeantworter meldete sich.
»Hier ist Sonja von Sonjas Salon. Ich arbeite und kann nicht ans Telefon gehen. Bitte hinterlassen Sie eine Nachricht. Ich rufe Sie dann sobald ich kann zurück.«
Da sie nicht auf einen Rückruf warten mochte, nahm Julia die Autoschlüssel und fuhr zu Sonjas Salon. Die Adresse hatte die Friseurin ihr genannt.
Julia durchquerte ein kleines Wohngebiet in der Nähe der Putnam Elementary School. Der Salon befand sich in einem schmalen Eckhaus an einer belebten Straße. Julia parkte direkt vor dem Eingang. Darüber stand in einer schwungvollen Schrift Sonja’s .
Als sie den Salon betrat, wehte Julia der Duft von Haarspray und Shampoo entgegen.
»Julia!«, rief Sonja ganz verblüfft. Sie zog einen Lockenstab aus den Haaren einer Frau, die eine Betonfrisur nach Art der fünfziger Jahre verpasst bekam. Sonja hatte der Frisur eben mit ein paar Nackenlöckchen den letzten Chic gegeben.
Julia betrachtete das Wunderwerk und fragte sich, welcher Typ Frau im 21. Jahrhundert noch auf toupierte Hochfrisuren stehen mochte.
»Was führt Sie zu mir?« Sonja legte den Lockenstab zur Seite und griff zu einer Dose Haarspray.
Julia fühlte sich tatsächlich in die fünfziger Jahre zurückversetzt.
»Eigentlich bin ich gekommen«, begann sie, »weil ich Sie zum … zum Abendessen einladen möchte.«
»Mich?«
Die Kundin stand auf, zog den Frisierumhang aus, zahlte und ging.
»Ja, Sie und Ben.«
»Ben?«
Sonja war sprachlos vor Begeisterung. Eine weitere Bestätigung für Julia, dass sie das Richtige tat, obwohl sie heimlich grün vor Neid wurde. Aber sie war nicht eifersüchtig, nein, sie nicht. Sonja mochte Ben eindeutig, und das war schließlich das Entscheidende.
»Ja, Ben. Es wird bestimmt lustig«, antwortete Julia. »Können Sie heute Abend um halb sieben?«
»Ich komme gern!«
Erst auf der Rückfahrt kam Julia der Gedanke, dass dieses Date vermutlich doch keine so gute Idee war.
Ben fuhr über den Paisano Drive im südlichen El Paso. Er war fest entschlossen, Antworten auf seine Fragen zu finden.
Zwei verschiedene Blutgruppen.
Wer war gemeinsam mit Henry am Tatort gewesen?
Ben wollte sämtliche Krankenhäuser, Spezialkliniken und Leichenschauhäuser abfahren, um sich Klarheit zu verschaffen. Taggart wollte die Listen mit vermissten Personen checken.
Seine Ermittlungen in den Krankenhäusern dauerten bis Mittag. Allerdings fand er nichts Verwertbares über Patienten mit verdächtigen Blessuren oder Schussverletzungen oder Leichen mit offenen Wunden. Es gab zwar reichlich Ertrunkene und Opfer aus der Obdachlosenszene; allerdings hatte keiner von ihnen vor seinem Tod Blut verloren. Die normalen Krankenhäuser hätte Ben sich also sparen können.
Die städtische Leichenhalle war auch nicht ergiebiger. Gegen halb drei fühlte er sich ziemlich erledigt, was aber nicht durch seinen chronischen Schlafmangel verursacht war. Er setzte sich darüber hinweg und fuhr die Liste der Tageskliniken in den ärmeren Stadtteilen ab. Um sechs Uhr musste er sich eingestehen, dass er auf diese Weise nichts über die zweite Person herausbringen würde. Entweder hatte sie sich selbst verarztet, oder sie war tot und noch nicht aufgefunden, oder jemand deckte sie.
Um zwanzig nach sechs fuhr Ben frustriert zu Julia zurück, seine Schläfen pochten, sein Bein schmerzte höllisch. Offen gestanden war er ziemlich
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