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Einfalt, Weisheit, Unglaeubigkeit

Einfalt, Weisheit, Unglaeubigkeit

Titel: Einfalt, Weisheit, Unglaeubigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gilbert Keith Chesterton
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hat, und aus meinem Fenster wurde der Körper hinabgestürzt. Sie brauchen keine Detektive anzusetzen, um meine Tragödie auszugraben; sie ist auf dieser Erde gewöhnlich genug. Ich liefere mich selbst an den Galgen; und das sollte bei Gott reichen!«
    Auf ein entsprechend diskretes Zeichen hin umgab die Polizei den großen Mann, um ihn abzuführen; aber ihr unauffälliges Vorgehen wurde durch einen bemerkenswerten Auftritt von Father Brown weidlich gestört, der auf Händen und Knien auf dem Teppich in der Tür lag, wie in einer Art würdelosen Gebetes. Da er völlig unempfindlich dagegen war, was für eine Figur er abgab, blieb er in dieser Haltung, kehrte aber ein breites rundes Gesicht der Gesellschaft zu, wobei er den Eindruck eines Vierfüßlers mit sehr komischem menschlichem Kopf bot.
    »Wissen Sie«, sagte er gutmütig, »so geht das nun wirklich nicht. Zuerst haben Sie gesagt, wir hätten überhaupt keine Waffe gefunden. Aber jetzt finden wir zu viele; da ist das Messer zum Erstechen, und der Strick zum Erwürgen, und die Pistole zum Erschießen ; und außerdem hat er sich den Hals gebrochen, als er aus dem Fenster fiel! So geht das nicht. Das ist nicht ökonomisch.« Und er schüttelte seinen Kopf über dem Boden, wie es ein Pferd beim Grasen tut.
    Inspektor Gilder hatte den Mund mit ernsten Absichten geöffnet, aber ehe er etwas sagen konnte, fuhr die groteske Gestalt auf dem Boden redselig fort.
    »Und jetzt noch drei unmögliche Dinge: erstens die Löcher im Teppich, wo die 6 Kugeln hineingefahren sind. Warum in aller Welt sollte jemand auf den Teppich schießen? Ein Betrunkener schießt nach dem Kopf seines Feindes, nach dem Ding, das ihn angrinst. Er beginnt keinen Streit mit seinen Füßen und belagert nicht seine Pantoffeln. Und dann ist da der Strick«, – nachdem er mit dem Teppich fertig war, hob der Sprecher die Hände und versenkte sie in den Taschen, blieb aber ungerührt auf den Knien – »in welchem vorstellbaren Zustand der Betrunkenheit müßte jemand sein, der versucht, einem Mann den Strick um den Hals zu legen, und der ihn ihm schließlich um die Beine wickelt? Royce jedenfalls war niemals so betrunken, oder er würde jetzt schlafen wie ein Klotz. Und, am offenkundigsten von allem, die Whiskyflasche. Sie behaupten, daß ein Alkoholiker um die Whiskyflasche kämpfte und dann, als er gewonnen hatte, die eine Hälfte ausgoß und die andere drinließ. Das ist so ziemlich das Letzte, was ein Säufer tun würde.«
    Er kam unbeholfen auf die Füße und sagte zu dem Mörder, der sich selbst angeklagt hatte, im Ton der klarsten Zerknirschung: »Tut mir unendlich leid, mein lieber Herr, aber Ihre ganze Geschichte ist der reine Unfug.«
    »Sir«, sagte Alice Armstrong in leisem Ton zu dem Priester, »kann ich Sie einen Augenblick allein sprechen?«
    Diese Bitte zwang den mitteilsamen Kleriker hinaus auf den Flur, und bevor er im nächsten Zimmer etwas sagen konnte, redete das Mädchen mit sonderbarer Eindringlichkeit.
    »Sie sind ein kluger Mann«, sagte sie, »und Sie versuchen, Patrick zu retten, das weiß ich. Aber das hat keinen Zweck. Der Kern dieser ganzen Angelegenheit ist schwarz, und je mehr Sie herausfinden, desto mehr finden Sie gegen den Unglückseligen heraus, den ich liebe.«
    »Wieso?« fragte Brown und sah sie fest an.
    »Weil«, sagte sie ebenso fest, »ich selbst ihn das Verbrechen begehen sah.«
    »Aha!« sagte Brown ungerührt; »und was hat er getan?«
    »Ich war in diesem Zimmer neben ihnen«, erklärte sie; »beide Türen waren geschlossen, aber plötzlich hörte ich eine Stimme, wie ich sie noch nie auf Erden gehört habe, und sie brüllte ›Hölle, Hölle, Hölle‹, wieder und wieder, und dann erbebten die beiden Türen vom ersten Revolverschuß. Dreimal noch ging das Ding los, ehe ich die beiden Türen auf hatte und das Zimmer voller Rauch fand; aber die Pistole rauchte in meines armen verrückten Patricks Hand, und ich sah ihn die letzte mörderische Salve mit meinen eigenen Augen abfeuern. Dann sprang er auf meinen Vater zu, der sich entsetzt am Fensterbrett festklammerte, und versuchte, ihn mit dem Strick zu erwürgen, den er ihm über den Kopf geworfen hatte, der aber über seine kämpfenden Schultern hinab zu seinen Füßen glitt. Dann legte er sich fest um ein Bein und Patrick zerrte ihn daran herum wie ein Wahnsinniger. Ich hob ein Messer vom Teppich auf, warf mich zwischen sie, und es gelang mir, den Strick durchzuschneiden, ehe ich ohnmächtig wurde.«
    »Ich

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