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Einfalt, Weisheit, Unglaeubigkeit

Einfalt, Weisheit, Unglaeubigkeit

Titel: Einfalt, Weisheit, Unglaeubigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gilbert Keith Chesterton
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irgend etwas sagte mir, daß er in diesem Augenblick einen besonders großen Bluff versuchte.«
    Dr. Boyne sah nachdenklich drein. »Hatten Sie da schon die Wahrheit entdeckt?« fragte er. »Es gibt in Fragen, die die Identität berühren, etwas Eigenartiges und die Nerven Aufregendes. Ich weiß nicht, ob es unheimlicher ist, ein solches Rätsel schnell oder langsam zu lösen. Ich frage mich, wann Sie Verdacht schöpften und wann Sie sicher waren.«
    »Ich glaube, daß ich wirklich Verdacht schöpfte, als ich Sie anrief«, erwiderte sein Freund. »Und das kam von nicht mehr als dem roten Licht von der geschlossenen Tür, das auf dem Teppich aufleuchtete und wieder dunkel wurde. Es sah aus wie eine Blutlache, die lebendig wurde, während sie nach Rache schrie. Warum sollte es sich so verändern? Ich wußte, daß die Sonne nicht herausgekommen war; also konnte es nur dadurch kommen, daß die zweite Tür hinter ihm sich auf den Garten hin geöffnet und geschlossen hatte. Wenn er jedoch hinausgegangen war und dabei seinen Feind gesehen hatte, dann hätte er in diesem Augenblick Alarm geschlagen; aber der Krach begann erst einige Zeit danach. Ich begann zu spüren, daß er hinausgegangen war, um etwas zu tun… um etwas vorzubereiten… aber was den Zeitpunkt angeht, zu dem ich mir sicher war, das ist eine andere Sache. Ich wußte, daß er ganz zum Schluß versuchte, mich zu hypnotisieren, mich mit der schwarzen Kunst von Augen wie Talismane und einer Stimme voller Beschwörung zu beherrschen. Das pflegte er zweifellos beim alten Aylmer zu machen. Aber es war nicht nur die Art, wie er es sagte, es war, was er sagte. Es war die Religion und die Philosophie darin.«
    »Ich fürchte, ich bin ein Praktikus«, sagte der Doktor mit rauhem Humor, »und ich kümmere mich nicht viel um Religion und Philosophie.«
    »Sie werden niemals ein Praktikus werden, wenn Sie das nicht tun«, sagte Father Brown. »Hören Sie, Doktor; Sie kennen mich ziemlich gut; und ich glaube, Sie wissen, daß ich nicht bigott bin. Sie wissen, wie ich weiß, daß es in allen Religionen alle Arten gibt; gute Menschen in schlechten und schlechte Menschen in guten. Aber eine kleine Tatsache habe ich einfach als Praktikus gelernt, eine ganz praktische Sache, die ich durch Erfahrung aufgeschnappt habe wie die Verhaltensweisen eines Tieres oder die Marken guter Weine. Ich habe kaum je einen Verbrecher getroffen, der, wenn er denn überhaupt philosophierte, nicht nach diesen Grundsätzen von Orientalismus und Wiederkehr und Reinkarnation und Schicksalsrad und Schlange, die sich selbst in den Schwanz beißt, philosophiert hätte. Ich habe ausschließlich durch die Praxis herausgefunden, daß ein Fluch auf den Dienern jener Schlange liegt; auf ihrem Bauch sollen sie kriechen und Staub sollen sie fressen; und nie noch ward ein Schuft oder ein Lump geboren, der nicht in dieser Art Geistigkeit hätte schwatzen können. Vielleicht ist das in ihren wirklichen religiösen Ursprüngen anders; aber hier in unserer Welt der arbeitenden Menschen ist das die Religion von Schurken; und da wußte ich, daß ein Schurke sprach.«
    »Wie«, sagte Boyne, »ich hätte gedacht, daß ein Schurke sich zu jeder beliebigen Religion bekennen kann.«
    »Ja«, stimmte der andere bei, »er könnte sich zu jeder Religion bekennen; das heißt, er könnte jede vortäuschen, wenn es denn alles Vortäuschung ist. Wenn es lediglich eine mechanische Heuchelei und nichts sonst ist, könnte es zweifellos von jedem mechanischen Heuchler getan werden. Jede Sorte Maske kann auf jede Sorte Gesicht gesetzt werden. Jeder kann bestimmte Phrasen lernen oder in Worten behaupten, daß er bestimmte Meinungen habe. Ich kann auf die Straße gehen und behaupten, daß ich ein Wesleyscher Methodist sei oder ein Sandemanit, obwohl ich fürchte, daß ich nicht sehr überzeugend wäre. Wir sprechen aber über einen Künstler; und damit der Künstler Gefallen findet, muß ihm die Maske in einem gewissen Ausmaß aufs Gesicht geformt sein. Was er nach außen vorstellt, muß etwas in ihm entsprechen; er kann seine Wirkungen nur aus den Materialien seiner Seele erzielen. Ich nehme an, er hätte behaupten können, Wesleyaner zu sein; aber er hätte niemals ein so überzeugender Methodist sein können, wie er als Mystiker und Fatalist überzeugen konnte. Ich spreche von der Art Ideale, an die ein solcher Mann denkt, wenn er wirklich idealistisch zu sein versucht. Sein ganzes Spiel mir gegenüber war es, so idealistisch wie

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