Eingesperrt - Jessica Daniel ermittelt (German Edition)
gezeigt, aber damit konnte er auch nichts anfangen.«
»Hat irgendjemand einen anderen Zusammenhang zwischen den Fällen gefunden?«
»Nein, bei den Befragungen in der Nachbarschaft ist auch nichts herausgekommen.«
»Und die Hotline?«
»Ein paar Hinweise werden noch überprüft, sieht aber nicht sehr vielversprechend aus.«
»Haben wir die Laborergebnisse schon?«
»Nur ganz Allgemeines. Anscheinend wurde wieder eine Art Stahlseil benutzt. Es liegt alles auf deinem Schreibtisch. Todesursache und Waffe sind demnach in beiden Fällen identisch, und alle Blutspuren stammen von Martin Prince. Mehr wissen wir noch nicht.«
Jessica seufzte. »Okay. Hast du auch ein paar gute Neuigkeiten?«
Rowlands strahlte sie an. »Morgen Abend gehe ich mit der neuen Uniformbeamtin aus.«
Jessica verdrehte die Augen. »Du bist so ein Blödmann.«
D REIZEHN
Als Jessica am nächsten Morgen die Zeitung durchblätterte, fand sie, der Bericht hätte schlimmer ausfallen können. Allerdings nicht viel schlimmer. Alle anderen Zeitungen und Fernsehberichte hatten sich auch diesmal an die Informationen der Pressestelle gehalten. Sie hatte natürlich gewusst, dass der Herald Garry Ashfords Informationen veröffentlichen würde. Schließlich hatte sie ihm grünes Licht gegeben. Aber wenigstens tauchte in dem Artikel nicht das Wort »Serienmörder« auf. Das Problem war die Schlagzeile. Auf der ersten Seite stand in Riesenlettern: »Houdini-Würger«. Und wenn das keine Panik auslöste, dann ganz bestimmt der Artikel selbst. Darin wurde beschrieben, wie »Houdini« in verriegelte Häuser einbrach, anscheinend willkürlich wildfremde Leute umbrachte und unbemerkt wieder verschwand.
Der Sergeant, der an diesem Morgen am Empfang Dienst tat, sagte, er habe schon zwei Dutzend Anrufe von besorgten Bürgern bekommen. Er brauchte ihr auch erst gar nicht zu sagen, wo sie an diesem Morgen erwartet wurde. Sie ging schnurstracks zum Büro des DCI. Sein Büro hatte ein Fenster zum Flur, und sie konnte sehen, dass Cole und Reynolds bereits da waren, außerdem ein Mann und eine Frau, die sie nicht kannte. Beide förmlich gekleidet. Sie konnte sich schon denken, wer die beiden waren.
Wer zur Polizei ging, wusste, dass er sich nicht viele Freunde machen würde. Wenn man Dienst in Uniform tat, wurde man häufig beschimpft, aber das war relativ harmlos. Man musste auchimmer damit rechnen, bespuckt oder tätlich angegriffen zu werden. Dass einige Zeitgenossen die Polizei nicht mochten, damit musste man leben. Aber wenn man wirklich geballten Hass auf sich ziehen wollte, ging man zum Dezernat für interne Ermittlungen. Dann verachtete einen nicht nur die Normalbevölkerung, sondern man war auch bei anderen Polizeibeamten verhasst, weil man gegen Leute aus den eigenen Reihen ermittelte.
Jede Polizeibehörde im Land stellte eine gewisse Anzahl an Beamten zum Dezernat für interne Ermittlungen ab. Der Grund dafür war natürlich Korruptionsbekämpfung. Jeder kannte Geschichten »von früher« über Polizisten, die sich von Kriminellen schmieren ließen und immer brav wegschauten. Jessica war sich sicher, dass einiges davon übertrieben war oder sogar auf Fernsehserien und Filmen beruhte anstatt auf Fakten. Während ihrer Dienstzeit waren ihr solche Machenschaften jedenfalls nie untergekommen. Manche Kollegen wurden schon nervös, wenn ihnen jemand nur eine Tasse Kaffee anbot.
Sicher war Korruption bei den meisten verpönt, aber wer die Seite wechselte und gegen die eigenen Leute ermittelte, machte sich äußerst unbeliebt. Genau wie unter Verbrechern Polizeispitzel geächtet wurden, so machten die meisten Kollegen einen großen Bogen um interne Ermittler.
Der Presse Informationen zuzuspielen war natürlich kein so großes Vergehen wie die Annahme von Bestechungsgeldern, aber wenn dadurch die Ermittlungen beeinträchtigt wurden, behandelte man die Sache mit dem entsprechenden Ernst. Und wenn diese Informationen auch noch eine Panik in der Bevölkerung auslösten, verstanden die Ermittler keinen Spaß mehr.
Jessica betrat Aylesburys Büro, in dem sich die Anwesenden bereits drängten, denn es war nicht sehr groß und mittendrin stand ein riesiger Schreibtisch mit Computer und Fotos darauf. An den Wänden hingen verschiedene Auszeichnungen und Ähnliches. Der DCI saß hinter seinem Schreibtisch, Cole und die beiden Unbekannten davor. Reynolds stand. Da kein Stuhl mehr frei war, stellte sich Jessica an die Tür.
Die beiden Fremden sahen kurz zu ihr auf und
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