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Eingesperrt - Jessica Daniel ermittelt (German Edition)

Eingesperrt - Jessica Daniel ermittelt (German Edition)

Titel: Eingesperrt - Jessica Daniel ermittelt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerry Wilkinson
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sagte nichts. Scott gab ihm und Jon mit einer Geste zu verstehen, sie sollten im hinteren Teil der Halle suchen, wo es dunkler war. Dort hatte Shaun die menschliche Silhouette gesehen. »Seht ihr da nach. Ich und Jamo suchen hier weiter und passen auf, dass er nicht durch die Tür entwischt«, sagte Scott.
    Die Halle wirkte durch all den Müll und die Trümmer kleiner, als sie in Wirklichkeit war. Überall lagen verbogene Metall- und Plastikteile herum, die einst zu Tischen gehört hatten, und unter den Löchern im Dach waren auf dem Boden feuchte Stellen zu erkennen. Shaun hörte, wie die beiden Jungen hinter ihnen im Gerümpel herumkramten. Scott fluchte und stieß Drohungen gegen den flüchtigen Jungen aus.
    Jamo rief immer noch und zog dabei den Namen noch mehr in die Länge: »Niiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiii-geeeeeeeeeeeeel!«
    Obwohl es ja gar nicht sein Name war, den Jamo da rief, bekam Shaun es mit der Angst zu tun. Er hatte Herzklopfen und sah Jon neben sich an. In der Dunkelheit konnte er das Gesicht seines Freundes nicht sehen, aber er spürte, dass auch er Angst hatte.
    »Such du da drüben«, sagte Shaun zu Jon und deutete auf die linke Ecke im hinteren Teil der Halle, möglichst weit weg von der Stelle, wo er die menschlichen Umrisse gesehen hatte. »Ich gehe da rüber.«
    Er selbst ging dahin, wo er den Jungen vermutete. Er trat gegen ein paar herumliegende Betonbrocken, so als würde er wirklich suchen. Dann sah er kurz eine huschende Gestalt. Keine drei Meter entfernt. Sein Blick folgte der Bewegung, und hinter einem zerbrochenen Tisch konnte er wieder ganz schwach Nigels Silhouette ausmachen. Der ältere Junge schien zu zittern. Er sagte kein Wort. Er wusste nicht, ob Nigel ihn bemerkt hatte.
    »Hast du was gesehen, Jon?«, rief er.
    »Nein.«
    Noch immer hallten die Rufe durch das Gebäude.
    »Niiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiii-geeeeeeeeeeeeel!«
    Shaun war sich sicher, dass er Nigel leise schluchzen hörte. Er bemerkte, dass er die ganze Zeit die Luft angehalten hatte. Er hielt inne und blickte noch einmal in Nigels Richtung. Ein schwacher Sonnenstrahl, der sich den Weg durch das brüchige Dach bahnte, erfasste sie beide. Shaun sah Nigel an, der ihn ängstlich anstarrte.
    Shaun gab ihm ein Zeichen, ruhig zu bleiben und sich nicht zu rühren. Er würde ihn nicht verraten. Aber Nigel blickte panisch hin und her und sprang auf. Der dünne Junge stürzte sich auf Shaun und beide fielen auf einen zerschmetterten Schrank. Shaun bewegte sich nicht, während Nigel sich wieder aufrappelte. Die anderen hatten den Krach gehört, aber Jon stand nur wie angewurzelt da.
    »Packt ihn euch!«, schrie Scott vom anderen Ende der Halleher. Aber Jon rührte sich nicht und Shaun lag immer noch am Boden. Nigel rannte zur Tür. Jamo hatte sich noch nicht an die Dunkelheit gewöhnt und konnte nicht schnell genug reagieren. Es hörte sich an, als würde er herumstolpern, aber Shaun konnte ihn nicht sehen. Scott versuchte, Nigel zu verfolgen, aber musste über allerlei Gerümpel klettern, während Nigel im unsteten Licht der hier und da einfallenden Sonnenstrahlen geradewegs auf die Tür zusprintete. Er würde es doch schaffen? Ganz bestimmt …
    Dann hörte Shaun ein unangenehmes Knirschen. Scott hatte Nigel kurz vor der Tür eingeholt, sich auf ihn gestürzt und ihn zu Boden geworfen. Nigel schrie vor Schmerz laut auf. Shaun stand auf und eilte zur Tür, dicht gefolgt von Jon, und Jamo lachte so laut, dass er Nigels Schmerzensschreie übertönte.
    Shaun wurde es speiübel. Nigel lag flach auf dem Boden. Sein ehemals grünes T-Shirt war mit Staub bedeckt und am Ärmel eingerissen. Sein linkes Bein war ganz unnatürlich verrenkt, offensichtlich gebrochen. Jetzt wusste Shaun auch, was das knirschende Geräusch verursacht hatte. Nigel sah ganz benommen aus und schluchzte: »Bitte …«
    Scott hockte sich neben ihn und schlug ihm hart mit der Faust ins Gesicht. »Halt’s Maul«, befahl er. »Hör auf zu heulen.«
    Nigel hatte die Augen geschlossen. Sein Kopf war durch den Schlag zur Seite geschleudert. Er atmete hektisch und versuchte, sich zu beruhigen.
    »Du weißt doch, warum wir dich gejagt haben, oder, Nigel?«
    Nigel schüttelte den Kopf und wimmerte: »Nein.«
    »Du hättest eben meine Freundin nicht so anglotzen dürfen.«
    Nigel versuchte krampfhaft, die Tränen zurückzuhalten, und schüttelte den Kopf. »Ha-hab … ich doch gar nicht.«
    Scott schlug ihm noch einmal ins Gesicht. So kräftig, dass der Schlag widerhallte. Jamo

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