Eingesperrt mit der Versuchung
ganz hübsches Talent, das sie aber leider an minderwertige Schmuckproduzenten und Massenware verschwendet.“
Quinn musste unwillkürlich lächeln. Er erinnerte sich an den Artikel, den er etwa ein Jahr zuvor in der Monatszeitschrift Diamond World veröffentlicht hatte. Danielle hatte immerhin die Nerven gehabt, in der nächsten Ausgabe darauf zu antworten.
„Das war doch nur eine kleine Spitze, die Ihnen offenbar nicht geschadet hat. Dennoch, warum haben Sie sich eigentlich in dieser hoffnungslosen Provinzstadt vergraben?“
„Das ist wieder die typische Arroganz der Leute aus Sydney“, sagte sie seufzend. „Ich liebe die Tropen.“
„Was kann man an den Tropen schon lieben? Ein Meer, in dem man wegen der Stachelrochen nicht schwimmen kann …“
„Das gilt nur für ein paar Monate des Jahres.“
„Meist ist das Wetter unerträglich heiß und feucht.“
„Das gefällt mir gerade.“
Aha, die Dame hat es gern heiß und schwül … Quinn verbot sich, diesen Gedanken weiterzuspinnen. „Und wie ist es mit dem Nachtleben? Gibt es so etwas, oder klappt man um sieben Uhr bereits die Bürgersteige hoch?“
Dani lachte und lehnte sich vor, die Unterarme aufgestützt. „Vielleicht läuft alles etwas gemächlicher ab. Aber es ist eine ganze Menge los hier. Ich wenigstens komme gut zurecht und fühle mich wohl.“ Sie lehnte sich wieder zurück und nahm einen Schluck von ihrem Kaffee. „Aber was mich viel mehr interessiert, ist, was denn nun eigentlich zwischen Ihnen und Howard war.“
„Das wissen Sie nicht?“
„Nein. Ich lebte damals nicht zu Hause. Aber ich weiß, dass Howard jedes Mal vor Wut kochte, wenn Ihr Name fiel.“
Das überraschte Quinn nicht. Damals hatte Howard Blackstone sein ganzes Gewicht in die Waagschale geworfen, um ihn, den jungen Edelsteinbroker, zu vernichten. Und zwar nur, weil er sich mit der Gegenseite eingelassen hatte. „Ich hatte damals meine Firma gerade erst gegründet“, begann er. Seine Frau Laura war krank, und er hatte den Eindruck, alles brach über ihm zusammen. „Howard wollte den Posten als australischer Repräsentant in der World Association of Diamonds haben. Damals hatte endlich jeder begriffen, dass der Diamantenhandel, mit dem wir alle zu tun hatten, die Kriege in Afrika unterstützte.“
„Ja, ich weiß.“ Dani nickte langsam. „Diamanten hatten keinen guten Ruf. Aber was konnten ein paar Organisationen gegen die beiden mächtigen Schürfgesellschaften ausrichten, die damals die Minen kontrollierten?“
Gut beobachtet, dachte er. „Die World Association hat aber immerhin weltweit auf die Missstände aufmerksam gemacht. Selbst in den USA verlangten viele Käufer plötzlich den Nachweis, dass ihr Diamant nicht aus einer Mine kam, deren Besitzer die Kriegsparteien unterstützte.“
„Aber ist ein Zertifikat nicht leicht auszustellen? Papier ist geduldig.“ Dani sah Quinn fragend an. „Doch das erklärt noch nicht die Feindschaft zwischen Ihnen und Howard.“
Quinn schob seinen leeren Teller zur Seite und lehnte sich zurück. „Blackstone hat mich nach allen Regeln der Kunst umworben, denn er wollte unbedingt meine Stimme haben. Er war wohl am Ende auch überzeugt, mich auf seiner Seite zu haben. Aber dann hat mich ein Kollege gefragt, und ich habe letzten Endes für ihn gestimmt. Ehrlich gesagt war ich davon ausgegangen, dass Howard auf alle Fälle gewählt werden würde, ob mit oder ohne meine Stimme.“
„Aber das war nicht der Fall …“
Wieder fragte Quinn sich, wie wohl das Verhältnis zwischen Danielle und dem Diamantenmogul Howard Blackstone gewesen war. „Er bekam eine Stimme zu wenig. Und das hat er mir nie verziehen.“
„Das heißt, Sie haben nie wieder eine Weihnachtskarte von ihm bekommen?“
Schlimmer, dachte Quinn grimmig. Howards Hass hatte ihn fast ruiniert. „Ich bekam keine Steine mehr aus den Blackstone-Minen. Das bedeutete, dass ich sie mir woanders besorgen musste, was finanziell viel aufwendiger war.“ Wenn er nicht ein paar gute Freunde gehabt hätte, die ihn unterstützten, hätte sein Unternehmen Konkurs anmelden müssen.
Dani stieß einen kurzen Pfiff aus. „Das muss bitter gewesen sein. Ein Diamantenhändler ohne Diamanten.“
„Ja, das war eine sehr schwierige Situation für mich.“
Sie sah sich in dem luxuriös ausgestatteten Raum um. „Offenbar nicht für lange.“ „Nein, aber das lag nicht an den Blackstones.“
„Haben Sie nach Howards Tod mit Ric oder Ryan Kontakt aufgenommen? Vielleicht
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