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Einhorn, Phönix, Drache: Woher unsere Fabeltiere kommen (German Edition)

Einhorn, Phönix, Drache: Woher unsere Fabeltiere kommen (German Edition)

Titel: Einhorn, Phönix, Drache: Woher unsere Fabeltiere kommen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josef H. Reichholf
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Küsten entlang bewegt.
    Betrachten wir nun den Namen des Roten Meeres. Aller Wahrscheinlichkeit nach hieß es schon im Altertum so. Erste Hinweise gibt es dazu aus Persien. Die iranischen Achaimeniden nannten ein viel größeres, nämlich das aus ihrer Sicht im Süden liegende Meer das Rote Meer. Es umfasste den Persischen Golf und die angrenzenden Teile des in seiner Ausdehnung noch weitestgehend unbekannten Indischen Ozeans. Die Bezeichnung wurde gewählt, weil rot für den Süden stand. Entsprechend erhielt das ›nördliche Meer‹ die Bezeichnung Schwarzes Meer. Herodot benutzte diese Benennung und schrieb vom Roten Meer in Bezug auf den Persischen Golf, das ›arabische Meer‹. Dessen Fortsetzung reichte über das Rote Meer unserer Benennung bis Suez. So die eine der drei Erklärungen zum Namen des Roten Meeres. Die zweite geht von der Landesnatur aus, so wie sie sich auch in der Gegenwart darstellt. Der rote Sandstein, der weite Teile Oberägyptens kennzeichnet, soll Pate gestanden haben für die Benennung. Das (alt)griechische Wort dafür war aber ›Erithrea‹, abgeleitet von erithros  = rot. Eritrea ist heute ein eigener Staat zwischen Äthiopien und dem Roten Meer. Eine dritte Version klingt eher noch unwahrscheinlicher. Sogenannte Blutalgen, Cyanobakterien der Art Trichodesmium erythraeum , hätten das Wasser dieses schmalen Meeres zwischen Afrika und der Arabischen Halbinsel immer wieder rot gefärbt und so zur Bezeichnung Rotes Meer geführt. Diese Variante würde zwar eine Verbindung zu den Flamingos und zum Phönix herstellen. Aber betrachten wir noch eine vierte, denn sie vermittelt eine viel direktere Verknüpfung mit den Phöniziern. In vorrömischer Zeit lebte ungefähr im Gebiet des heutigen Jemen ein Volk, das Himajaren genannt wurde. Es beherrschte den südwestarabischen Raum. Himajar leitet sich ab von chumr . Damit treffen wir wieder auf den (biblischen) Stammvater Cham . Beides heißt rot. Also gab es »die Roten« damals gegenüber dem Horn von Afrika in Südwestarabien am Roten Meer, das wohl mit Fug und Recht nun als ihr Meer bezeichnet werden kann. Von dort stammt zudem das seit jenen Zeiten bekannte und im »phönizischen Raum« zum Färben von Gesicht und Händen benutze Henna (von Lawsonia inermis ). Es galt als Heilmittel gegen Lepra und verschiedene andere Hautkrankheiten bis hin zur Behandlung von eiternden Geschwüren. In den arabischen Kulturen sollte es vor dem »bösen Blick« schützen. Die Phönizier benutzten anscheinend die Farbe der Purpurschnecke ganz ähnlich zum Färben des Gesichts. Waren sie und die anderen, möglicherweise mit ihnen verwandten Völker am Roten Meer deshalb »die Roten«? Wussten sie um Zusammenhänge, die zum Kommen und Verschwinden des Phönix führten?
    Aller Wahrscheinlichkeit nach waren die Phönizier nicht übers Land ans östliche Mittelmeer gekommen. Schon vor ihrem Eintreffen am Fuß des Libanon waren sie Seefahrer. Wenn sie über das Rote Meer gekommen sein sollten, gelangten sie zwangsläufig zuerst an die Halbinsel Sinai. Diese wurde, wie oben dargelegt, in jener Zeit dem nicht genau festgelegten Land Kanaan zugerechnet, dessen Name sich auf die semitische Abstammung der Bewohner und nicht auf ein bestimmtes Gebiet bezogen hatte. In nächster Nähe ihres ersten Auftretens am Mittelmeer, im Nildelta oder auf den Salzseen der Senke von Suez, befanden sich sicherlich die am besten geeigneten Plätze für das Brüten von Flamingos und nicht etwa direkt am Süßwasser führenden Nil weiter flussaufwärts in Mittel- oder Oberägypten. Im Nildelta und seiner Umgebung könnte der Mythos des Phönix zustande gekommen sein. Dort gab es die flachen Lagunen mit hohem Salzgehalt. Phönix bedeutet nicht nur phoinos (= blutrot). Mit phonos  = Mord und mit phoneuo  = töten ist der Begriff mit mehr verbunden als mit einer besonderen Farbe. Im Mythos des Phönix stecken Blut und Feuer, nicht der Purpur allein – wenn überhaupt. Sein porphyros benennt die Phönizier nicht. Kamen sie über die Flamingos zum Purpur oder gab es ihr phoinos schon vor der Entdeckung der nobelsten aller Farben? Sind die Rätsel von Phönix und Phöniziern miteinander verknüpft? Es gibt die Ansicht, die Phönizier hätten nicht nur Afrika umschifft, sondern sie wären bis nach Amerika hinübergekommen und hätten Kenntnisse aus der altweltlichen Antike in die Neue Welt getragen. Den Bau von Pyramiden zum Beispiel und wie man Jahreszeiten anhand von Sternbildern

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