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Einhorn, Phönix, Drache: Woher unsere Fabeltiere kommen (German Edition)

Einhorn, Phönix, Drache: Woher unsere Fabeltiere kommen (German Edition)

Titel: Einhorn, Phönix, Drache: Woher unsere Fabeltiere kommen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josef H. Reichholf
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kurzen, noch weiter ausholenden Ausblick auf das ganze Eiszeitalter und die Jahrmillionen davor.
    Die »Eiszeit«, präziser das Pleistozän, dauert etwa zweieinhalb Millionen Jahre. In dieser langen Zeitspanne gab es mindestens vier große Eiszeiten, die im Alpenraum nach kleinen Flüssen benannt sind: Günz, Mindel, Riss und Würm. Bezeichnende Schottermassen dieser zur Donau entwässernden Flüsse lassen sich in der aufgeführten Reihenfolge diesen Haupteiszeiten zuordnen. Dazwischen lagen ausgeprägte Warmzeiten. Die letzte große hatte es vor etwa 120000 Jahren gegeben. Wie Knochenfunde aus Südengland und Nordwestdeutschland gezeigt haben, sah in dieser Warmzeit, dem Eem-Interglazial, die Großtierwelt der heutigen tropisch-afrikanischen sehr ähnlich. Es gab sogar Flusspferde (Nilpferde) in Rhein und Themse. Das Eiszeitalter pendelte also zwischen Warmzeiten, in denen es beträchtlich wärmer als in unserer Zeit war, und Kaltzeiten, den eigentlichen Eiszeiten. Seit zweieinhalb Millionen Jahren geht das so. Entsprechend heftig waren die Wechsel in der Tier- und Pflanzenwelt. Insgesamt dauerten die Kaltzeiten jedoch länger als die Warmzeiten, so dass im globalen Trend ein Rückgang der Temperatur seit dem Ende der letzten Phase des sogenannten Tertiärs eingetreten ist. Das Tertiär, die »dritte Zeit« nach der Urzeit der Erde und dem Erdmittelalter, reichte von vor 65 Millionen Jahren bis vor zweieinhalb bis drei Millionen Jahren. Damals schloss sich die Landbrücke zwischen Nord- und Südamerika. Als Folge dieser Sperre konnte das warme Wasser aus dem tropischen Südatlantik nicht mehr in den Pazifik abfließen. Es wurde aus dem Golf von Mexiko ostwärts und nordostwärts abgedrängt – als Golfstrom. Mit seiner Entstehung fing das Eiszeitalter an. Es bringt seither die erdgeschichtlich schnellen Wechsel zwischen Kalt- und Warmzeiten. Es ist hier nicht der Ort, das Geschehen zu vertiefen. Es geht um anderes. In jenen fernen Zeiten des ausgehenden Tertiärs war das ganze Mittelmeer lange Zeit ausgetrocknet und eine tief liegende Salzwüste. Flüsse aus Europa ergossen sich zwar in das Becken, aber sie machten nicht viel mehr als Rinnsale aus, die rasch wieder vertrockneten. Mit zunehmender Feuchtigkeit wurden die Lebensbedingungen günstiger, und es wanderten Tiere vornehmlich von Afrika her zu den hoch aufragenden Bergen, die später, als sich das Mittelmeer füllte, zu Inseln wurden. Der vielleicht gewaltigste Wassersturz über die Schwelle von Gibraltar füllt in Jahrhunderten das Mittelmeer. Die Berge waren danach zu Inseln geworden. Auf ihnen saßen auch Tiere fest, die mit den heutigen Elefanten weitschichtig verwandt waren. Mit der Zeit bildeten sie sich zu Zwergformen um, da diese unter den beschränkten Lebensbedingungen ohne großräumige Auswanderungsmöglichkeit am besten überlebten. Da Elefanten sehr gut und ausdauernd schwimmen können und dabei auch Salzwasser vertragen, kann es durchaus sein, dass die Vorfahren der Zwergelefanten verschiedener Mittelmeerinseln ihre Heimat schwimmend erreicht hatten. Auch das ist hier nicht näher zu erörtern. Vielmehr geht es um die Funde von Knochen und Schädeln dieser Zwergelefanten, die ausgewachsen kaum größer als Elefantenbabys gewesen waren. Das Phänomen der »Verzwergung« auf Inseln ist wohlbekannt und auf den verschiedensten Inseln zu finden. Vor allem Säugetiere neigen dazu, unter diesen besonderen Lebensbedingungen Zwergformen auszubilden. Schädel von Zwergelefanten, ohne die zugehörigen Unterkiefer weisen nun aufgrund der Rundung des Kopfes eine gewisse Menschenähnlichkeit auf. Sie sind aber dennoch beträchtlich größer. Wo der Rüssel unter der Stirn austritt, hat so ein Schädel ein mehr als faustgroßes Loch. Es kann leicht missverstanden werden als ein einziges Auge, während man die kleinen, weit seitlich am Elefantenkopf ansetzenden echten Augen für die Ohröffnungen halten könnte. Wurden solche Schädel gefunden, meinten die Menschen, in ihnen die Überreste von einäugigen Riesen zu sehen. Wegen der runden Öffnung mitten in der Stirn wurden sie Kyklopen genannt. Wer einen so großen Kopf trägt, so die naheliegende Schlussfolgerung, musste entsprechend groß, ja riesengroß, gewesen sein. Knochen von den Beinen der längst ausgestorbenen Zwergelefanten passten dazu, denn sie waren zwar nicht sonderlich länger als Menschenknochen, aber viel dicker. Die Vorstellungen von Zyklopen als einäugigen Riesen beruht aller

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