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Einhorn, Phönix, Drache: Woher unsere Fabeltiere kommen (German Edition)

Einhorn, Phönix, Drache: Woher unsere Fabeltiere kommen (German Edition)

Titel: Einhorn, Phönix, Drache: Woher unsere Fabeltiere kommen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josef H. Reichholf
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Gewässergrund – Kleinfische – Raubfische und Reiher – Menschen
Detritus – Kleintiere – Enten – Greifvögel und Menschen
    Pflanzliche Stoffe verwertende Wasservögel ergänzen dieses Netzwerk von Nutzern, so dass jener Vogelreichtum zustande kommt, der sich in den Bildern und Knochenfunden gezeigt hat. Die Mengen der Wasservögel waren so groß, dass die Alten Ägypter arten- und gruppenspezifische Jagdtechniken entwickelten. Manche Vogelarten fingen sie offenbar in Mengen. Ihre Vorgehensweise führte trotz beträchtlicher Jagderfolge offenbar zu keinen stärkeren Störungen. Die durchaus auch mit der Hand gefangenen Vögel müssen ihnen sehr vertraut gewesen sein. Fluchtdistanzen, wie sie in unserer Zeit üblich sind, weil gerade das Wasserwild besonders stark bejagt wird, spielten anscheinend so gut wie keine Rolle. Der Mensch war für die Vögel noch nicht zum tiefsitzenden Feindbild geworden.
    Bei dieser Ausgangslage verwundert es nicht, dass die Alten Ägypter die unterschiedlichsten Wasservögel zu halten und zu zähmen versuchten. Am einfachsten gelingt dies, wenn die aus dem Ei schlüpfenden Jungvögel zunächst nur den Menschen sehen. Dabei werden sie auf diesen »geprägt«, d.h., sie halten Menschen für ihre Artgenossen. Mehrere altägyptische Darstellungen legen die Deutung nahe, dass die betreffenden Wasservögel menschengeprägt waren. Die Prägung ist der erste Schritt für die kontinuierliche Haltung in Gefangenschaft und damit für gezielte Zuchten und Domestikation.
    Die Alten Ägypter kannten bereits das »Stopfen« von Gänsen zur Mast. Sie machten es sogar mit gefesselten Hyänen, um diese dick und fett werden zu lassen. Gefährliche Zähne schliffen sie ab oder entfernten sie ganz, um nicht gebissen zu werden. Auch Affen, vor allem Paviane, deren Bisse sehr gefährlich sind, behandelten sie auf diese Weise. Von den Wasservögeln führt ein kontinuierlicher Prozess zur Domestikation der unterschiedlichsten Tiere. Verständlicherweise waren die Alten Ägypter in dieser Hinsicht an den Säugetieren handhabbarer Körpergröße ganz besonders interessiert.

Haustiere und solche, die es hätten werden können
    Ziege, Schaf und Rind waren bereits domestiziert, als sich die erste Hochkultur am Nil entwickelte. Geschehen ist das schon mehrere Jahrtausende früher. Zwar wird nach wie vor angenommen, dass der Anfang der Haustierwerdung im Vorderen Orient, in der Region des sogenannten Fruchtbaren Halbmondes, zu suchen ist. Aber es verdichten sich die Anzeichen dafür, dass Nordafrika daran einen wesentlichen Anteil hat. Als sicher gilt, dass Schaf und Ziege von Wildformen, dem Mufflon ( Ovis ammon ) und der ostmediterranen Wildziege ( Capra aegagrus ), abstammen. Das stimmt geographisch mit den noch existierenden Restvorkommen der wildlebenden Ausgangsarten für die Zucht überein. Beide Arten bewohnten bergiges, felsiges Gelände, das sich nicht zum Anbau von Getreide eignete. Beide nutzten Wildgräser als Nahrung, aus denen die Hauptgetreidesorten Weizen und Gerste gezüchtet wurden. Jungsteinzeitliche Jäger und Sammler trafen in der vom Klima wie auch von der Qualität der Böden begünstigten Region des Fruchtbaren Halbmondes am Ende der letzten Eiszeit zusammen. Der Fruchtbare Halbmond reicht von Palästina über die Randbereiche des Libanons, Syrien und die Osttürkei ins Zweistromland von Euphrat und Tigris, also nach Mesopotamien. Wie eine breite Kappe schließt diese Region die Arabische Halbinsel gegen das Mittelmeer und den asiatischen Kontinent ab. Die Halbinsel liegt eigentlich zwischen vier Meeren, nämlich dem Persischen Golf im Osten, dem Indischen Ozean im Süden, dem Roten Meer im Westen und dem Mittelmeer im Nordwesten. Geographisch wie klimatisch treffen hier tropisch afrikanische Einflüsse, subtropisch vorderasiatische, mediterrane und nördlich-gemäßigte aus den Gebirgen des Kaukasus aufeinander. Klimatisch liegt das Gebiet zwischen dem Monsunklima des Indischen Ozeans, dem Winterregenklima des östlichen Mittelmeerraumes und dem nordafrikanisch-arabischen Halbwüsten- und Wüstenklima.
    Die Folge war eine Zonierung ergiebiger Grasländer und savannenartiger Regionen wie in einer riesigen, von zwei Meeresarmen durchbrochenen Schüssel mit Höhen und Gebirgen an den Rändern und Niederungen im Zentrum. Dorthin strömten die Flüsse aus dem Norden und Westen hin zum im oberen Teil sehr flachgründigen Persischen Golf, in den die beiden größten, Tigris und

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