Einige sterben schneller! (German Edition)
sowie die Entdeckung vor einigen Tagen, dass ich offensichtlich beschattet wurde, ließen mir keine Ruhe. Gestern Nacht hatte ich vor lauter Panik schon überlegt einfach einen Koffer zu packen und zu fliehen. Nur wohin und außerdem brauchte ich dazu viel Geld. Als Täter hätte ich mich damit dann sowieso geoutet. Ich verwarf diesen Gedanken schnell wieder und beschloss cool zu bleiben. Ich war mir wirklich sicher zumindest bisher keinen Fehler gemacht zu haben und wenn ich wie geplant bei meiner Aussage blieb, konnte mir die Polizei nichts nachweisen. Sollten Sie ruhig denken was Sie wollten, sofern man meine Schuld nicht beweisen konnte, war ich ein freier Mann. In ein paar Monaten wäre sicher Gras über die Sache gewachsen, beruhigte ich mich.
Jedoch nicht all zulange, denn Frau Berner berichtete mir kurz vor Mittag, dass Sie am kommenden Montag eine Vorladung zum Polizeirevier bezüglich des Unfalls habe und daher erst am Montagnachmittag ins Büro kommen konnte. ‘Ich weiß gar nicht, was die von mir wissen wollen’, schmollte Sie. ‘Ich war auch schon zweimal dort’ bemerkte ich trocken. ‘Ist wohl Routinearbeit’.
Einerseits beruhigte mich, dass auch unsere Sekretärin befragt wurde, denn dann war das vielleicht doch nur das Standardprozedere. Andererseits würde Sie möglicherweise über die Meinungsverschiedenheiten von Stefan und mir bezüglich der Firmenführung und des geplanten Börsenganges reden. Ein Punkt, der mich stärker verdächtig machen würde. Ob Sie von der Affäre zwischen Stefan und Bettina wusste, war mir nicht bekannt, denn eine solche Aussage machte mich dann zum Hauptverdächtigen - wenn ich nicht schon dieser war!
Kurz überlegte ich, ob ich Sie hinsichtlich ihrer Aussage instruieren sollte, verzichtet aber dann darauf, denn wir hatten uns immer gut verstanden und ich hoffte, dass Sie loyal war und mich nicht mit ihrer Aussage belasten würde, schließlich hing auch ihr Arbeitsplatz davon ab und eine unattraktive 45ig-jährige, die zudem nur halbtags arbeiten konnte, hatte es heutzutage bei der Jobsuche sicher nicht ganz einfach.
Heute erhielt ich bereits die ersten drei Bewerbungen zu der Stellenanzeige vom letzten Samstag. Ich hatte wenig Erfahrung mit Einstellungsgesprächen - eigentlich gar keine - und vereinbarte mit dem für mich vielversprechendsten Kandidaten telefonisch gleich für Montag ein Vorstellungsgespräch. Den anderen beiden, die mir eher ungeeignet erschienen, schrieb ich eine kurze Nachricht, dass ihre Bewerbungsunterlagen eingegangen und bearbeitet würden. Freitag nachmittags haben wir meist wenig Telefonanrufe in der Agentur, denn viele unserer Kunden sind schon im Wochenende. Ich nutzte diese Zeit heute, um die wichtigsten unerledigten Dinge, die sich in den letzten Tagen angehäuft hatten, zu bearbeiten. Endlich bekam ich wieder einen etwas klareren Kopf für die Arbeit und kam so gut voran. Ehe ich mich versehen hatte, war es kurz nach 21.00 Uhr. Ich beschloss für heute Schluss zu machen. Auf dem Weg nach Hause hielt ich bei MC Donalds und stopfte etwas essbares in mich herein. Für das Geld, das ich bis ich satt war ausgegeben hatte, hätte ich auch woanders ordentlich essen gehen können, nur hätte das etwas länger gedauert. Zurück zu Hause leerte ich meinen Briefkasten aus, der außer Beileidsbekundungen nur Rechnungen enthielt. Ich hängte meine Jacke auf, holte mir ein Bier aus dem Kühlschrank und setzte mich ins Wohnzimmer. Heute Abend kam um 22.00 Uhr endlich wieder ein spannender Spielfilm im Fernsehen, den ich mir ansah.
Nachdem ich dieses Wochenende nichts besonderes vorhatte und im Büro noch jedem Menge Arbeit lag, beschloss ich auch am Samstag zu arbeiten. Gegen 9.00 Uhr fuhr ich von zu Hause los und besorgte mir auf dem Weg ins Büro beim Blumenhändler noch einen kleinen Strauß. Meine Sporttasche hatte ich auch schon eingepackt, denn ich wollte heute Nachmittag oder gegen Abend wieder mal ins Fitness-Studio gehen.
Im Büro kochte ich zuerst eine große Kanne Kaffee und legte dann mit der Arbeit los. Heute wurde ich weder durch Anrufer, noch durch andere Mitarbeiter bei meiner Tätigkeit unterbrochen. Unter solchen Bedingungen konnte ich am besten und effektivsten arbeiten, weshalb ich auch früher öfters länger in den Morgen- bzw. Abendstunden gearbeitet hatte. Erstaunlich, wie viel sich so in knapp vier Stunden erledigen ließ - ich schätzte fast soviel wie an einem regulären Arbeitstag.
Kurz nach 13.30 Uhr verließ
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