Einige sterben schneller! (German Edition)
ich das Büro. Hunger hatte ich keinen, denn im Büro hatte ich zum Kaffee eine Packung Kekse verdrückt. Ich fuhr zum Friedhof und besuchte erst Bettinas Grab, wo ich auch den Blumenstrauß niederlegte und dann das von Stefan. Beim Gang durch den Friedhof schaute ich mich möglichst unauffällig um, konnte heute aber keine Verfolger beobachten. Die Bullen oder der Privatdetektiv, der mich beschattete, genoss wohl auch sein wohlverdientes Wochenende. Was für ein Scheißjob dachte ich, im kalten stundenlang im Auto oder auf einem möglichst verborgenen Beobachtungspunkt sitzen und warten, das etwas passiert, oder nicht. Das wäre nicht für mich.
Den Nachmittag verbrachte ich wie vorgesehen im Fitness-Studio. Bettina und ich hatten dort schon seit längerem einen Vertrag, aber wir nutzten das Angebot in letzter Zeit nur noch sporadisch. Mir tat das Training heute gut und ich traf auch ein paar alte Bekannte, die mich aufmunterten nach dem Sport mit Ihnen noch mit in die Stadt zu gehen. Das war eigentlich keine schlechte Idee und so schloss ich mich der kleinen Gruppe an. Wir unterhielten uns über alles mögliche, nur nicht über die Beerdigung bzw. den Unfall und so kam ich das erste Mal seit zwei Wochen auf etwas andere Gedanken. Auch den Verdacht, der durch die Ermittlungen auf mir lastete, konnte ich fast verdrängen. Wir verabredeten uns für morgen Nachmittag zum Squashspielen, was mir ganz recht war, denn ich war zur Zeit froh unter Leuten zu sein.
Gegen 21.20 Uhr verabschiedete ich mich und fuhr mit meinem Wagen nach Hause. Ich hatte mir in letzter Zeit angewöhnt meiner Umgebung mehr Aufmerksamkeit zu schenken und blickte so zum Beispiel beim Autofahren wesentlich häufiger in den Rückspiegel. Heute Abend hatte ich wieder das Gefühl, das mir ein Fahrzeug folgte. Ein paar Kilometer von meinem Haus entfernt fuhr ich einen kleinen Umweg und bemerkte, dass auch mein vermeidlicher Verfolger diesen nahm. Ich hatte also wieder Besuch! Scheiße, nicht mal am Wochenende war man ungestört. Die Ruhe, die sich in den letzten Stunden breitgemacht hatte, war wie weggeblasen. Mein Magen verkrampft sich und der Puls schlug wieder bis zum Hals. Ich steckte wohl wirklich in der Klemme.
Möglicherweise konnte ich mir diesen Umstand ja auch zunutze machen. Ich ging nachdem ich beschattet wurde davon aus, dass auch mein Telefon und das Handy abgehört wurden. Über diesen Weg wollte ich gezielt falsche Informationen an die Polizei weitergeben - natürlich unauffällig. Wichtig war jetzt ein guter Plan. Ich beschloss meinem Vater anzurufen unter dem Vorwand ich benötige seinen Rat. Während des Gespräches erwähnte ich, dass ich seit einigen Wochen vor Stefans Tod öfters einen fremden Mann zusammen mit Stefan gesehen hatte. Da ich wusste, dass Stefan kokste, nahm ich an, dass er von ihm seine Drogen bezog. Einmal hatte ich Sie sogar streiten sehen, konnte das Gespräch aber nicht mithören, da ich zu weit weg war. Der Polizei hatte ich diesen Vorfall nicht gemeldet, da seinerzeit ein Bekanntwerden von Stefans Drogenkonsum sicher den Ruf unserer Agentur ruiniert hätte. Ich erwähnte in diesem Zusammenhang auch meine Befragungen auf dem Polizeirevier und dass ich verdächtigt wurde. Sollte ich diese Beobachtung, die mit dem Unfall eigentlich nichts zu tun hatte, der Polizei melden, oder diese lieber für mich behalten? Über Tote sollte man ja bekanntlich nicht schlecht reden und das wollte ich auch nicht tun. Da ich den Mann nicht kannte und der Polizei nur ein flüchtige Personenbeschreibung, die auf jeden fünften männlichen Deutschen zutreffen würde, liefern konnte, wusste ich nicht, was zu tun sei. Mein Vater empörte sich zuerst darüber, dass man mich verdächtigte mit dem Tod von Stefan etwas zu tun zu haben. Er war ganz zuversichtlich, dass sich die Ermittlungen gegen mich im Sande verlaufen würden und riet mir daher erst einmal keine weitere Aussage zu machen. Ich bedankte mich für seinen Rat, wünschte ihm noch einen schönen Abend und viele Grüße an meine Mutter und legte auf. Vielleicht brachte dieses Ablenkungsmanöver ja etwas, hoffte ich.
Zufrieden mit meiner Idee ging ich schlafen. Am Sonntagmorgen weckte mich die Haustürklingel. Es war kurz nach 9.00 Uhr. Schnell zog ich mir meinen Bademantel an und öffnete. Es war meine nette, ältere Nachbarin, die mir zwei Stücke selbstgebackenen Kuchen zum Frühstück brachte. Ich bedankte mich und da ich schon aufgestanden war, stellte ich gleich die
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