Einige sterben schneller! (German Edition)
zwischenzeitlich vertraulich die ganze Wahrheit berichtet. Die Möglichkeit auf Unzurechnungsfähigkeit oder Affekt zu plädieren schied aus, denn ich hatte die Tat von langer Hand kaltblütig geplant. Hier war keine Milde vom Gericht zu erwarten. Wir mussten daher bei der Lüge bleiben und die Tat abstreiten. Eine andere Möglichkeit wäre darauf zu plädieren, dass jemand anderes das Auto manipuliert und ein Haar von mir dort platziert hatte, um mich verdächtig zu machen. Eventuell ein Bekannter aus Stefans Drogenmilieu. Auch nicht gerade plausibel, dachte ich mir. Wir blieben jedoch bei dieser Variante, da uns keine bessere einfiel.
Während der Zeit bis zur Gerichtsverhandlung, die ich in Untersuchungshaft verbrachte, zermarterte ich mir meinen Kopf, wie ich mich aus dieser Situation retten konnte, aber mir fiel beim besten Willen nichts brauchbares ein. Ferner überlegte ich mir, ob ich aus der Untersuchungshaft fliehen konnte, denn später würde ich sicher in einem Hochsicherheitstrakt landen, wo eine Flucht fast unmöglich war. Das Risiko erschien mir aber recht hoch und ich wollte deshalb erst einmal meine Gerichtsverhandlung abwarten. Vielleicht blieb doch noch eine klitzekleine Chance den Gerichtssaal als freier Mann zu verlassen.
Am Mittwoch, den 17.Dezember war es dann endlich soweit. Eigentlich recht schnell, aber die Ungewissheit zermarterte mich schon lange und je früher das Urteil gesprochen wurde, je besser.
Meine Gerichtsverhandlung, die vorerst für drei Tage angesetzt war, begann. Es war eine öffentliche Veranstaltung, an der auch die Presse reges Interesse zeigte. Die Polizei betonte immer wieder in der Öffentlichkeit, wie ich durch präzise Nachforschungen gefasst werden konnte. Zweifelsfrei hatten Sie gute Arbeit geleistet und wollten sich nun mit dem Ergebnis feiern lassen. Für meinen Geschmack war ihre Arbeit zu gut ausgefallen, aber ich mutmaßte, dass ich hier im Gerichtssaal wohl der einzige mit dieser Meinung war.
Alle waren Sie gekommen, um die Verhandlung zu verfolgen. Stefans Eltern und seine ehemalige Lebensgefährtin Silke Enders allen voran. Dann die ganze Partyclique und schließlich meine Eltern. Meine Familie war übrigens die einzige, die mir leid tat, da sie nun durch mich traurige Berühmtheit erlangt hatte.
Abgebrüht durch den rauen Umgangston im Knast, störten mich auch die Beschimpfungen und Beleidigungen der Anwesenden nicht wirklich. Wenn ich wieder Erwarten wirklich frei käme, würde sich bei Gelegenheit sicher eine Möglichkeit ergeben, es den Arschlöchern heimzuzahlen.
Die eigentliche Verhandlung gestaltete sich so, wie ich es mir vorgestellt, jedoch keinesfalls gewünscht hatte. Der Richter folgte der vom Staatsanwalt gut rekonstruierten Tat und der Beweislast eines einzelnen Haares mehr, als meinen glaubhaft vorgetragenen Berichten nichts mit dem Mord zu tun gehabt zu haben.
Die Anklage brachte Gutachter aus den Bereichen KFZ-Untersuchung, Gerichtsmedizin und Zeugen, die bestätigten, dass ich von dem Verhältnis mit Bettina und Stefan gewusst haben musste hervor. Auch die Aussagen von Frau Berner, Stefans Vater und Silke Enders über die unterschiedlichen Auffassungen von Stefan und mir wie unsere Firma zukünftig geführt werden sollte, entlasteten mich nicht gerade.
Die Verteidigung versuchte mit Gegengutachtern, zwielichtigen Zeugen aus dem Drogenmilieu, die ich zwar nicht kannte, aber die mein Rechtsanwalt offensichtlich ‘beschafft’ hatte zu arbeiten. Wir brachten ebenfalls Zeugen auf, die den Ermordeten das Koksen nachweisen konnten und versuchten die Verhandlung auf diese Weise zu beeinflussen.
Leider ohne Erfolg. Ich wurde am dritten Verhandlungstag zu lebenslänglicher Haft verurteilt. Hätte ich die Beiden, als ich Sie in flagranti erwischte, umgebracht, wäre ich sicher besser davongekommen, dachte ich bitter.
Mein Anwalt beantragte sofort Revision, aber ich machte mir auch im Falle einer solchen keine großen Hoffnungen. Für Ihn wohl eine schnelle und einfache Möglichkeit noch etwas Honorar abzugreifen.
Noch vor ein paar Monaten war ich ein glücklich verheirateter, erfolgreicher und angesehener Geschäftsmann, heute ein verurteilter Schwerverbrecher. So schnell konnte sich das Blatt wenden...
Kapitel 20: Eingesperrt
Drei Tage nach dem Urteilsspruch wurde ich in ein Hochsicherheitsgefängnis verlegt. Bisher hatte ich eine Einzelzelle gehabt. Jetzt musste ich mein neues Zuhause mit einem weiteren Gefangenen teilen.
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