Einige sterben schneller! (German Edition)
wurde nichts erwähnt. Gut so, dachte ich und verspürte Hunger. Bevor ich das Zimmer verließ, versteckte ich etwa die Hälfte des Geldes in meiner neuen Tasche ganz unten, unterhalb des Einlegebodens und den Rest in meiner neuen Jacke. Ich schnitt dazu an vier unauffälligen Stellen das Innenfutter leicht ein, packte jeweils 4 Bündel Geldscheine in ein Stück Zeitungspapier und nähte das Futter wieder so gut ich konnte mit dem kleinen Notnähset, das ebenfalls gratis im Bad lag, zu. Bisher war ich mit der Hotelwahl sehr zufrieden und hoffte, heute Nacht noch halbwegs ruhig schlafen zu können.
Bevor ist zu Essen ging, beschloss ich noch mein Auto verschwinden zu lassen. Zurück in der Seitenstraße beobachtete ich erst aus der Entfernung von gut 100 Metern die Umgebung, konnte aber nichts auffälliges sehen und bestieg so das Fahrzeug, schloss es kurz und fuhr in westliche Richtung. Nach einigen Kilometern kam ich in ein Industriegebiet und ließ den Fiat Punto auf einen mittelgroßen, aber derzeit fast noch leeren Parkplatz stehen, der zu einem Kino und einer Disco gehörte. Dort gab es keine Überwachungskameras wie z.B. in Parkhäusern und ein Auto, dass dort länger stand würde auch nicht sonderlich auffallen.
Mit einem Tuch wischte ich flüchtig das Lenkrad und die anderen Teile des Cockpits ab, die ich berührt hatte sowie die Türgriffe innen und außen. Vielleicht hatten ja heute Abend noch ein paar Teenies Spaß im oder mit dem Wagen. Solange dies nicht auf mich zurückführte, war das mir egal.
Ich bestieg einige Meter weiter die erstbeste Buslinie, die mich zurück Richtung Hotel bringen würde und verließ den Bus wieder ein paar Gehminuten vom Hotel entfernt. Auf halben Weg entdeckte ich ein Fischrestaurant, welches ich betrat und dort zu Abend aß. Der frische Matjessalat war vorzüglich, dazu gab es wie früher bei uns zu Hause Salzkartoffeln und natürlich Bier. Nach 4 Bierchen und noch einem Aquavit zur Verdauung, kehrte ich ins Hotel zurück und legte mich ins Bett, wo ich sofort einschlief.
Kapitel 29: Der Hafen
Ich schlief bis kurz vor Mittag und wäre wohl noch länger im Reich der Träume geblieben, wenn mich die Putzfrau nicht durch das Klopfen an der Zimmertür aufgeweckt hätte. Mit der Unterhose bekleidet, öffnete ich die Tür noch benommen einen kleinen Spalt und versicherte ihr, dass alles bestens ist und sie erst morgen wieder zum Putzen kommen sollte. Sie nuschelte etwas für mich nicht verständliches auf holländisch, hatte mich aber wohl verstanden und zog zum nächsten Zimmer weiter.
Da ich das Frühstück im Hotel wohl verpasst hatte, es aber sonst hier nichts zum Essen gab, machte ich mich nach dem Duschen zu Fuß auf dem Weg Richtung Hafen, der wie ich schätzte gut 4 km entfernt lag. Das Wetter machte dem heutigen Sonntag alle Ehre und sogar die Sonne schien zeitweise zwischen den Wolken durch. Meine neuen Stiefel drückten noch etwas, waren aber hoffentlich nach dem Spaziergang 'eingelaufen'. Auch zuhause liebte ich lange, einsame Touren zu Fuß oder mit dem Rad, einfach um den Kopf mal wieder frei zu bekommen. Auch heute verfehlte die frische Luft, die je näher ich zum Hafen kam immer mehr nach Fisch stank, ihre Wirkung nicht. Ich beschloss auf einem Frachter, der Richtung Südamerika fuhr, als Hilfskraft anzuheuern. Von Seefahrt, zumindest auf dem Meer, hatte ich keine Ahnung, aber ich war geschickt und könnte bestimmt als Hilfsmaschinist, Handlanger oder Schiffskoch für einen Hungerlohn schuften, oder das Boot putzen.
Je näher ich dem Hafen kam, desto kälter wurde es durch den recht starken Wind, der vom Meer her blies. Schon von weitem konnte ich die riesigen Frachtcontainer, die Beladevorrichtungen und natürlich die Schiffe sehen, die je näher ich kam, immer riesiger wurden. Auch heute am Sonntag herrschte geschäftiges Treiben, vielleicht etwas weniger wie unterhalb der Woche und es mischten sich ein ganzer Haufen Schaulustiger unter die Menschen, die hier einen interessanten und preiswerten Sonntagsausflug verbrachten. Besonders die Kinder, die mit ihren Eltern hier waren, waren sichtbar beeindruckt und zeigten mit offenen Mündern und Fingern auf alles mögliche. Offen gestanden, auch ich war von der Größe des Areals und der Schiffe und Anlagen beeindruckt. So etwas hatte auch ich noch nicht gesehen.
Das 'Arbeitsamt' des Hafens bzw. die Vermittlung von Arbeitskräften hatte heute am Sonntag geschlossen, so dass ich morgen nochmals zurückkommen
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