Einige sterben schneller! (German Edition)
später schon meine ersten Resultate. Es gab Internet-Shops, die Fake-ID-Ausweise lieferten, mit dem Passbild des Auftraggebers, gewünschten Namen und Geburtsdatum. Die Dinger sahen nicht einmal schlecht aus und kosteten nur knapp 30.-- Euro. Leider handelte es sich hier aber um gefälschte Schüler- und Studentenausweise, die wohl eher für Teenies gedacht waren, um in Discos zu kommen, oder Alkohol und Zigaretten zu kaufen. Ich bezweifelte, daß ich hiermit bei der Ein- und Ausreise in andere Länder Erfolg haben würde.
Ein paar Mausklicks weiter fand ich interessante Foren, die sich mit richtig gefälschten Dokumenten beschäftigten. Doktoren und Professorentitel oder Adelsränge brauchte ich derzeit keine, aber ich konnte einiges über die Qualität und Preise für Reisepässe in Erfahrung bringen. Pässe und Ausweise aus den neuen europäischen Ostblockländern sollten in guter bis sehr guter Qualität verfügbar sein, wogegen die Dokumente von den Fälschern aus afrikanischen Ländern eher bescheiden, aber auch deutlich preiswerter waren. Für einen Reisepass waren je nach Qualität, Identität und Herkunftsland zwischen wenigen tausend bis knapp hunderttausend Euro fällig.
Deutlich günstiger wurden so genannte Camouflage Passports gehandelt, die nur etwa 1.000.-- US Dollar kosteten. Dabei handelte es sich um Ausweispapiere, die aus nicht mehr existierenden (bzw. umgetauften) Ländern, wie z.B. Britisch Honduras, stammten. Diese Idee gefiel mir eigentlich sehr gut, da mein Reiseziel sowieso in diese Richtung ging, in den früheren Kolonien auch europäisch stämmige Weiße gelebt hatten, bzw. heute dort ihre Nachkommen wohnten und die Dokumente preiswert waren. Schließlich wollte ich mein Startkapital, das derzeit noch etwa 14.500.-- Euro betrug und aus dem Raub des Autohändlers stammte, nicht unnütz verwenden. Nach Europa wollte und brauchte ich sowieso nicht mehr zurückzukehren.
Ich verbrachte die restliche Surfzeit damit auf Adressen zu stoßen, wo ich solche Dokumente erwerben könnte, aber leider hat hier Google und auch die anderen Suchmaschinen noch deutlichen Optimierungsbedarf, denn ich fand leider keine Kontaktdaten, zu mindestens nicht in Westeuropa.
Gegen 17.30 Uhr verließ ich das Cafe und machte mir nun wieder Gedanken, wie ich heute Abend möglichst nicht in eine Falle lief. Zuerst wollte ich einen Boten schicken, also etwa einen Jugendlichen oder Junkie, der mir für einen 20-Euro-Schein ein Kuvert an meinem Kontaktmann Darius überbrachte und dann einen anderen von mir gewählten Treffpunkt vereinbarte. Diese Idee verwarft ich aber gleich wieder, da auch mein Kontaktmann, sofern es sich um einen ehrlichen Betrüger und Fälscher handelte und keinen Bullen, Angst haben musste von der Polizei geschnappt zu werden. Ein Bote, der ganz anders aussah als ich – und die Barfrau hatte Darius sicher einer kurze Personenbeschreibung von mir mitgeteilt – würde Ihn vermutlich misstrauisch machen. Nach weiterem langen Überlegen beschloss ich wie folgt vorzugehen, um das Risiko in eine Falle zu tappen zu minimieren. Ich betrat kurz nach 18.00 Uhr, also nachdem das Lokal in der van-Houtenstraat gerade geöffnet hatte und noch keine Gäste dort waren, die Bar, setzte mich an die Theke, bestellte ein Bier und fragte den Wirt nach Darius, mit dem Hinweis, daß ich verabredet sei. Er musterte mich kurz und antwortete: 'Bist früh dran, Darius ist noch nicht da, wie Du siehst'. Ich bezahlte mein Bier, gab auch hier ein großzügiges Trinkgeld und bat den Wirt Darius einen Umschlag zu übergeben.Das Kuvert, welches ich im Internetcafe geschnorrt hatte, enthielt neben 200.-- Euro noch einen kleinen Zettel: Reisepass - 19.15 – Telefonzelle DeJongstraat . Ich hatte so den Vorteil, die Umgebung eine ganze Zeit vor dem Treffpunkt beobachten zu können, um mögliche Beschatter ausfindig zu machen und außerdem die schnelle Fluchtmöglichkeit in verschiedenste Richtungen. Das erschien mir weitaus besser, als im Notfall durch eine enge Kneipentür fliehen zu müssen, die mit nur einer Person sicher abgeriegelt werden konnte.
Darius würde nur ein paar Minuten hierher brauchen, sofern er überhaupt kommen und nicht gleich mit meinem 200 Euro verschwinden würde.
Kapitel 30: Darius
Ich beobachtete nun schon über einer halbe Stunde die Umgebung der Telefonzelle von einer Parkbank in der Nähe aus. Langsam wurde mir kalt, da die Sonne schon seit einiger Zeit untergegangen war und die Temperatur
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