Einige sterben schneller! (German Edition)
verstaute die Tasche in einem Schließfach. Den Schlüssel versteckte ich in meinen Stiefeln. So war auch zumindest die Hälfte meiner Beute an einem sicheren Ort. Ich nutzte die öffentlichen Verkehrsmittel weiter und gelangt so schnell und preiswert zum Containerhafen, wo ich die Arbeitsvermittlung aufsuchte. Ich hatte keine Ahnung, wie so etwas hier ablief und schaute mich erst einmal einige Zeit um. Nach einiger Zeit verstand ich das System in den Grundzügen. Die 'Fahrpläne' zeigten die Schiffsrouten an, dann Schiffsname, Ablegezeiten und voraussichtliche Ankunft am Zielort mit Datum, die jedoch immer um einige Tage variieren konnte, schließlich dauerte die Reise oft mehrere Monate und Schiffe waren ja kein Flugzeuge. Personalbedarf und Tätigkeitsfelder waren ebenfalls vermerkt. Die meisten Schiffe führen mit einer mehr oder weniger konstanten Mannschaft, nur wenn jemand ausfiel, also wegen Krankheit, Tod oder ähnlichem oder seinen beruflichen Weg wo anders fortsetzen wollte, wurde Personal benötigt. Manchmal gab es die 'Stellenanzeigen' schon vor dem Eintreffen der Schiffe, aber meist erst, als diese eingelaufen sind. Eine recht kurzfristige Angelegenheit, die mir aber recht war, denn ich wollte so schnell wie möglich weg mit Ziel Südamerika. Was das Schiff geladen hatte, wie hoch meine Heuer war und welche Tätigkeit ich auf dem Schiff durchführte war mir eher zweitrangig.
Da meine neue Identität noch nicht feststand, bzw. mein Reisepass erst Übermorgen Abend fertig wurde, konnte ich noch nicht sofort mit den Vorstellungsgesprächen beginnen. Das machte aber nichts, die Zeit würde ich nutzen, um mit anderen Seemännern zu sprechen und mir im Büro des Hafenmeisters einige Informationen holen. Ich fragte dort nach preiswerten Unterkünften und bekam eine kopierte Liste mit entsprechenden Adressen ausgehändigt. Auf Nachfrage bei der Mitarbeiterin, wie viel eine Woche dort in etwa kostet, wurde mir ein Preis genannt, der deutlich günstiger als im Hotel war.
Mittags besuchte ich eine Art Markthalle am Hafen, die auch Verpflegung für die Arbeiter anbot. Das Essen war reichlich, jedoch nicht besonders lecker, aber immer noch besser, als im Knast.
Den Nachmittag verbrachte ich mit der Suche eines neuen Quartiers. Ich hätte einfach von einer Telefonzelle die auf dem Zettel angegebenen Telefonnummern anrufen können, mit der Frage ob etwas frei war und was das Zimmer kostetet, aber ich hatte ja Zeit und wollte mir die Behausungen lieber selber ansehen.
Die zweite Unterkunft, recht nah am Hafen, sagte mir halbwegs zu. Ich zahlte 150.-- für eine Woche im voraus und bekam den Schlüssel ausgehändigt. 200.-- Kaution musste ich hinterlegen, was mir verständlich erschien.
Den Nachmittag nutzte ich, um mit meinen Reisevorbereitungen zu beginnen. Als erstes brauchte ich ein geeignetes Versteck für meine Beute, bzw. den zweiten Teil davon, der sich derzeit in der Sporttasche im Schließfach des Bahnhofs befand. Meine Jacke als Depot für den anderen Teil schien mir ein gutes Versteck, ich wollte die Geldpakete jedoch noch in wasserdichte Plastiktüten packen und das Futter ordentlich vernähen. Dann brauchte ich Waschzeug, Rasierer usw. und noch ein paar persönliche Dinge. Um die Reise nicht zu langweilig werden zu lassen, wollte ich mir noch ein paar Bücher, einen MP3-Player und ein portables Telespiel wie einen Gameboy zulegen. Also begann ich eine kleine Einkaufsliste zu schreiben. Kopfzerbrechen bereitete mir die Versteckmöglichkeit für das Geld. Ein aufgeschnittenes Buch war wohl der Klassiker. Dann gab es Konservendosen, mit aufschraubbarem Deckel, aber wer nahm schon Konserven mit auf Reise, wenn das Essen dort frei war? Ich konnte auch ein Kopfkissen oder Kuscheltier aufschneiden, ausweiden und mit dem Geld vollgestopft wieder zunähen, aber damit wäre ich bei den anderen Arbeitern sicher als Weichei aufgefallen. Der Schließfachschlüssel in meinem Stiefel brachte mich schließlich auf die rettende Idee. Eine Teil der Beute bestand aus großen 500er Scheinen, diese wollte ich in meinem Stiefel unter die Innensohle legen. 6-7 Stück in eine Plastiktüte eingewickelt trugen nur wenige Millimeter auf und waren so wasserdicht und unsichtbar versteckt. Die kleineren Scheine kamen wie geplant eingenäht ins Innenfutter meiner Jacke.
Mit fertigen Plan im Kopf, ging ich in die Stadt einkaufen. Ich bekam alles in einem großen Kaufhaus und nahm mir für heute Abend noch eine Sixpack Bier und
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