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Einkehr zum toedlichen Frieden

Einkehr zum toedlichen Frieden

Titel: Einkehr zum toedlichen Frieden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Kempff
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Sofalandschaft heraus. Jetzt kann sie ohne Unterstützung kaum stehen.
»Dr. Knauff kommt gleich und wird sich um dich kümmern.« Er wendet sich an die
Polizisten, die wieder eingetreten sind.
    »Ihr braucht sie doch nicht mehr?«, fragt er.
    Der rotgesichtige Ältere schüttelt den Kopf.
    »Wir müssen in unsere Dienststellen«, sagt er. »Scheint, dass alle
diese Todesfälle zusammenhängen.« Er seufzt. »Ein Toter in Belgien, einer in
Rheinland-Pfalz und einer bei uns in NRW. So etwas hat es noch nie gegeben. Das muss irgendwie
koordiniert werden.«
    Mutter und Sohn verlassen das Wohnzimmer. Marcel Langer
verabschiedet sich von mir.
    »Heute Abend wissen wir mehr«, meint er, »dann liegen die ersten
Obduktionsberichte vor.«
    Ich nehme ihn zur Seite.
    »Könnten Sie bei mir einen Gentest machen lassen?«, frage ich
flüsternd.
    »Sie wollen Gewissheit haben, dass Karl Christensen wirklich Ihr
Vater ist?«
    Ich nicke. »Ich weiß, dass so etwas teuer ist, aber weil ich doch
eine Verdächtige bin, haben Sie vielleicht auch was davon, wenn Sie mir den
Gefallen tun …«
    Er zögert. Ich ziehe ein sauberes Papiertaschentuch aus meiner
Jeanstasche, spucke ordentlich hinein, falte es zusammen und drücke es ihm in
die Hand.
    »Ihr Einverständnis brauche ich aber noch schriftlich«, murmelt er.
    »Wird nachgeliefert«, flüstere ich und verkünde vernehmlich: »Vielen
Dank, Herr Langer, dass Sie die Nacht dageblieben sind. Damit bin ich
wenigstens dieses Mal aus dem Schneider.«
    Er mustert mich nachdenklich, während er das Taschentuch einsteckt.
    »Alf Mertes ist vor einundzwanzig Uhr ermordet worden, so viel steht
bereits fest.«
    Die einzige Zeit, für die ich kein Alibi habe.
    »Marcel hat wieder bei dir übernachtet, und ihr siezt euch immer
noch?«, fragt Gudrun, nachdem sich die Tür hinter den Polizisten geschlossen
hat und ich mich auf Fines Sofa niedergelassen habe.
    »Damit seine Frau nicht misstrauisch wird«, gebe ich zurück.
    »Seine Frau? Die ist ihm doch schon vor Jahren davongelaufen.«
    Das erklärt einiges. Wahrscheinlich hat sie den Hund beim Essen
gefüttert.
    »Und was passiert jetzt?«, frage ich Gudrun.
    »Wir alle müssen irgendwie normal weitermachen«, antwortet sie. »Und
entschuldige noch mal für gestern. Hein ist überraschend aufgetaucht. Wir haben
uns lange nicht mehr gesehen, und da habe ich unsere Verabredung vergessen.«
    »Wart ihr nicht mal miteinander verlobt oder so etwas?«, frage ich,
mich an eine der wenigen Bemerkungen erinnernd, die Alf Mertes bei meinem
ersten Besuch in seinem Haus gemacht hat.
    Gudrun zeigt ihr hübsches Lächeln. »Verkauf mich bitte nicht wieder
für dumm, Katja«, sagt sie mit leisem Vorwurf in der Stimme. »Wie bei dem Kleid
gestern. Du hast doch gemerkt, dass er schwul ist. Seine Eltern haben keine
Ahnung, die hätten uns gern als Paar gesehen. Mein Vater auch …«
    »Und deine Mutter?«
    »Die ist bei meiner Geburt gestorben. Hat mir mein Vater nie
verziehen.« Fast unhörbar setzt sie hinzu: »Wir haben uns nicht sonderlich
gemocht.«
    »Bitter«, sage ich mitfühlend. »Warum bist du dann nicht
weggezogen?«
    »Einfach abgehauen wie deine Mutter damals?«, fragt sie.
    Ein Kloß formt sich in meinem Hals. Ich nicke.
    »Dafür fehlte mir der Mut.« Sie steht auf, tritt ans Fenster und
blickt nach Belgien hinüber.
    »Außerdem gehöre ich hierher. Das merke ich besonders, wenn ich Hein
in Köln besuche. Er wohnt mitten in der Stadt.« Sie schüttelt sich. »Wenn man
vor die Tür tritt, wird man von Leuten auf Skates fast umgefahren. Und überall
Autos, Gestank und Lärm. Und die Menschen erst! Keiner grüßt den anderen, und
alle haben es eilig. Nee, Katja, da würde ich genauso versauern wie die armen
Bäume mitten auf dem Pflaster, die ständig von verfetteten Hunden angepinkelt
werden. Migräne würde ich da kriegen wie die Fine. Aber jetzt das mit dem Alf …« Sie hebt rätselnd die Schultern, breitet die Arme mit der Handinnenfläche
nach oben aus und wendet sich mir wieder zu.
    »Wer könnte denn ein Interesse daran gehabt haben, ihn aus dem Weg
zu räumen?«, frage ich.
    »Dat Finchen zum Beispiel«, sagt Gudrun mit traurigem Lächeln. »Was
meinst du, warum der Alf jede Gelegenheit zum Karten genutzt hat! Bloß weg aus
dem Haus wollte er. Was haben sich die beiden gezofft!«
    »Worüber denn?«
    »Über alles Mögliche. Über den Hof. Den hat die Fine mit in die Ehe
gebracht, und sie fand, dass der Alf ihn schlecht

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