Einklang der Herzen
stürzen?«
»So weit bin ich noch nicht.« Adelia zuckte mit den Schultern und stolperte beinah, als Majesty sie mit dem Kopf anstupste. »Er ist derjenige, der es eilig hat. Aber auf jeden Fall gefällt es mir hier sehr gut. Und es ist schön zu wissen, dass sich in all den Jahren nicht viel verändert hat.«
»Es gibt andere Rennbahnen, die vielleicht eher ins Auge springen«, sagte er. »In Hialeah in Florida gibt es einen See in der Mitte mit Hunderten Flamingos.«
Sie sah ihn mit großen Augen an. »Das würde ich gerne mal sehen.«
»Das werden Sie ganz bestimmt«, murmelte er und wickelte sich eine lange seidige Haarsträhne um den Finger. Dann wiederholte er in leichterem Tonfall. »Ja, Dee, das werden Sie ganz bestimmt.«
Die Woche ging rasch vorbei, die Stunden waren angefüllt mit Pflichten und anderen Aktivitäten. Meistens kümmerte Adelia sich um Majesty, ihre freie Zeit verbrachte sie oft mit Steve Parker, zog ihn wegen seiner vielen Freundinnen auf und sah ihm dabei zu, wie er Majesty an die Rennbahn gewöhnte. Mit Paddy besprach sie die Qualitäten der anderen Hengste, die in dem Qualifikationsrennen mitlaufen würden.
»Der Hengst, der gewinnt, hat sich automatisch für das Derby qualifiziert«, erklärte Paddy ihr. »Natürlich hat Travis diesen Knaben gleich nach seiner Geburt angemeldet, wie vor Kurzem auch Solomys Fohlen. Er weiß genau, wenn er einen Gewinner vor sich hat. Travis ist ein Mann, der immer die Zukunft im Auge behält.«
»Er kennt sich mit Pferden gut aus«, hob Adelia hervor. Der Stolz und die Zuneigung in Paddys Stimme weckten ein warmes Gefühl in ihr. »Man kann sehen, wie wichtig sie ihm sind. Es geht ihm nicht nur um Geld.«
»Sie sind ihm wirklich wichtig«, bekräftigte Paddy. »Und er ist strikt gegen den Einsatz von Schmerzmitteln oder Drogen, im Gegensatz zu anderen Pferdezüchtern. Wenn eines der Pferde nicht fit für ein Rennen ist, dann läuft es eben nicht, fertig. Natürlich ist Geld für Travis auch nie das Problem, aber auch wenn es so wäre, würde das nichts an seiner Einstellung ändern. Er ist einfach so. Nun, er hat auch eine sehr praktische Seite.« Er trat neben Adelia in die Box und legte ihr einen Arm um die Schulter. »Was Investitionen betrifft – da ist er ziemlich ausgefuchst. Er weiß, wie man aus Geld noch mehr Geld macht, dafür hat er wirklich ein Händchen«, fuhr Paddy nickend fort. »Und das eine oder andere Mal hat er auch mir zu recht ansehnlichen Gewinnen verholfen, wenn auch nicht vergleichbar mit seinen. Travis weiß sich schon um sich zu kümmern.« Er drückte ihre Schulter, dann schob er Adelia aus dem Stall in das gleißende Sonnenlicht. Schweigend dachte sie über diese neue Seite an Travis nach.
Am Tag des Blue Grass Stakes war es bewölkt, bleigraue dicke Wolken hingen am Himmel. Adelia fühlte die Anspannung von den Zehen bis in die Haarspitzen, die Luft wog zentnerschwer auf ihren Schultern. Um sich von dem bevorstehenden Rennen abzulenken, beschäftigte sie sowohl ihre Hände wie ihre Gedanken mit Majesty. Als sie hochsah, betrat Travis den Stall. Sie lächelte ihm zu.
»Ich habe den Eindruck, Sie würden ihn heute am liebsten selbst reiten.«
»Um ehrlich zu sein, wäre ich dann vielleicht nicht so nervös. Aber ich glaube nicht, dass Steve darüber sonderlich begeistert wäre.«
»Nein.« Er nickte ernsthaft. »Wohl eher nicht. Kommen Sie mit mir zur Tribüne, ab jetzt übernimmt Paddy.«
»Oh, aber …« Doch schon hatte er ihren Arm gegriffen und begann sie ins Freie zu ziehen. »Moment!«, rief sie, machte auf dem Absatz kehrt und raste zurück zu Majesty, warf die Arme um seinen Hals und flüsterte ihm ins Ohr.
Als sie sich wieder zu Travis gesellte, starrte er sie gleichermaßen amüsiert wie neugierig an. »Was haben Sie ihm gesagt?«
Statt einer Antwort schenkte sie ihm nur ein geheimnisvolles Lächeln. Während sie auf die Tribüne zusteuerten, wühlte sie in der Hintertasche ihrer Jeans und drückte ihm dann zwei Scheine in die Hand. »Würden Sie eine Wette für mich abschließen? Ich weiß nicht, wie das funktioniert.«
»Eine Wette?«, wiederholte er und betrachtete die zwei Dollarnoten in seiner Hand. »Auf wen wollen Sie denn wetten?«
Angesichts dieser Frage runzelte sie die Stirn. »Natürlich auf Majesty.« Dann erinnerte sie sich an einige Stichworte, die sie in letzter Zeit aufgeschnappt hatte. »Auf Sieg.«
Travis’ Gesicht blieb ernst. »Verstehe. Nun, mal sehen … Seine Quote ist
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