Einklang der Herzen
seine Weise gedankt, indem er mich umgeworfen hat. Er ist ein bisschen schmutzig – wie du sehen kannst.«
»Er hat dich umgeworfen?«, wiederholte Travis ungläubig.
»Er ist ziemlich anhänglich, und er hat es nicht böse gemeint. Wirklich, Travis, du darfst nicht böse auf ihn sein. Sieh nur, wie hübsch er ist, so, wie er jetzt dasitzt.« Der Hund war klug genug, Travis mit schwermütigen Augen anzusehen. »Ich habe ihm gesagt, dass er warten soll, und genau das tut er. Er sehnt sich nur nach etwas Liebe.«
Travis sah Adelia lange an. »So langsam bekomme ich den Eindruck, dass du ihn behalten willst.«
»Nun, ich weiß nicht so genau.« Sie senkte den Blick, entdeckte einen Schmutzfleck auf seinem Jackett und wischte ihn weg.
»Wie heißt er?«
»Finnegan«, entgegnete sie ohne zu zögern, dann erst wurde ihr klar, dass sie in die Falle getappt war.
»Finnegan?« Er nickte ernst. »Wie bist du bloß darauf gekommen?«
»Er erinnert mich an Pater Finnegan in Skibbereen: groß und tollpatschig, aber sehr würdevoll.«
»Verstehe.« Er lief zu dem Hund, ging in die Hocke und musterte ihn. Zu Adelias Erleichterung verhielt der Hund sich nach wie vor tadellos.
Als Travis zurückkam, fuhr sie mit ihrer Kampagne fort. »Ich werde mich um ihn kümmern, Travis, er wird dich nicht stören. Ich lasse ihn nicht ins Haus, und er wird auch Hannah nicht im Weg sein.«
»Du brauchst mich gar nicht so anzuschauen, Adelia.« Als sie fragend die Brauen zusammenzog, lachte er. »Gott bewahre, dass du jemals herausfindest, was du mit deinen Blicken anrichten kannst. Auf jeden Fall kannst du ihn behalten, wenn du willst.«
»Und wie ich das will! Danke, Travis …«
»Allerdings unter zwei Bedingungen«, unterbrach er sie. »Erstens wirst du ihm beibringen, dich nicht umzuwerfen. Er ist ja fast genauso groß wie du. Und zweitens braucht er ein Bad.« Wieder blickte er zu Finnegan, dann schüttelte er den Kopf. »Oder am besten mehrere Bäder.«
»Ich glaube, ich selbst brauche jetzt eines.« Wieder wischte sie ihm über das Jackett, dann lächelte sie ihn an. Doch als sie seinen merkwürdigen Gesichtsausdruck bemerkte, bebten ihre Lippen.
»Weißt du, Dee, am liebsten würde ich dich in meine Jackentasche stecken, damit ich mir keine Sorgen mehr um dich machen muss.«
»Ich bin vielleicht klein, aber in deine Jackentasche passe ich dann doch nicht.« Plötzlich fiel es ihr schwer, zu atmen.
»Deine Größe ist einschüchternd.«
Sie runzelte die Stirn. Er ließ seine Hand durch ihr Haar wandern, zunächst zärtlich, dann freundschaftlich. »Ich glaube, es wäre einfacher, wenn du nicht aussehen würdest, als wärst du fünfzehn statt dreiundzwanzig … Gut, ich sollte mich wohl besser umziehen. Danach helfe ich dir, diesen Berg von einem Hund zu baden.«
Sie waren bereits fast drei Wochen verheiratet, als Adelia am Krankenbett ihres Onkels saß und ihm lächelnd zuhörte, wie er begeistert von seiner Entlassung am nächsten Tag erzählte.
»Man könnte meinen, dass sie dich hier fast zu Tode quälen, Onkel Paddy.«
»Ach nein, das ist schon ein gutes Krankenhaus mit netten Leuten«, wehrte er ab. »Aber ins Krankenhaus gehören Kranke, und ich habe mich noch nie im Leben besser gefühlt.«
»Dir geht es auch besser, und das macht mich glücklicher, als ich sagen kann. Aber …« Sie warf ihm einen strengen Blick zu. »Trotzdem wirst du dich noch eine Weile schonen müssen und das tun, was die Ärzte dir sagen. Zunächst wirst du ein paar Tage bei Travis und mir wohnen, bis du so weit bist, wieder allein zu leben.«
»Also, Dee, das kann ich auf gar keinen Fall tun«, widersprach Paddy. Er tätschelte ihre Hand. »Ihr zwei solltet eigentlich sowieso in den Flitterwochen sein und euch nicht um jemanden wie mich Sorgen machen.«
Es kostete sie erhebliche Anstrengung, bei dem Wort Flitterwochen nicht zusammenzuzucken. »Du kommst zu uns, keine Widerrede. Und ich musste nicht einmal fragen – Travis selbst hat es vorgeschlagen.«
Paddy lehnte sich lächelnd in sein Kopfkissen zurück. »Das kann ich mir vorstellen. Travis ist ein feiner Kerl.«
»Das ist er«, gab Adelia seufzend zu. Dann zwang sie sich zu einem strahlenden Lächeln. »Er mag dich sehr, Onkel Paddy. Das wusste ich sofort, als ich euch zum ersten Mal zusammen sah.«
»Ja«, murmelte er. »Travis und ich kennen uns nun schon sehr lange. Als ich begann, für seinen Vater zu arbeiten, war er noch ein kleiner Junge. Ein armer, mutterloser Junge, so
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