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Einladung zum Mord - Reunion in Death (Death 14)

Titel: Einladung zum Mord - Reunion in Death (Death 14) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb
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allen vieren und knurrte wie ein wildes Tier. Roarke kauerte sich vor sie, packte ihre Arme und hielt sie, als sie wütend zischte, mit zitternden Händen weiter fest. »Bleib hier. Bleib hier bei mir. Sieh mich an. Sieh mir ins Gesicht.«
    Sie zitterte wie Espenlaub und rang erstickt nach Luft. »Alles in Ordnung. Ich rieche es.« Kraftlos sank sie in sich zusammen. »Oh Gott, riechst du es auch?«
    »Wir werden jetzt gehen. Ich bringe dich von all dem fort.«
    »Nein. Halt mich einfach fest. Halt mich einfach weiter fest. Ich erinnere mich genau, was für ein Gefühl es war. Als wäre man kein Mensch mehr. Als hätte das Tier, das in uns allen lebt, die Oberhand gewonnen. Dann bin ich weggekrochen, dort drüben in die Ecke.«
    Noch immer zitternd wies sie auf die genannte Stelle
und zwang sich tapfer, die Umgebung und sich selbst zu sehen, wie sie damals gewesen war. »Ich habe ihn lange beobachtet und darauf gewartet, dass er aufsteht und mich dafür bezahlen lässt. Aber er stand nicht auf. Als es wieder hell war, stand ich auf und wusch mit dem kalten Wasser sein Blut von meinem Körper ab. Und ich packte eine Tasche. Kaum zu glauben, dass ich daran dachte. Mir tat alles weh - mein Unterleib, weil ich am Vorabend noch einmal von ihm vergewaltigt worden war, mein gebrochener Arm - aber ich stand unter Schock. Trotzdem war ich schlau genug, nicht den Fahrstuhl zu benutzen. Ich habe mich die Treppe hinuntergeschlichen und das Haus verlassen. Ich kann mich nur ungenau erinnern, ich weiß nur noch, dass es gleißend hell war und dass mir die Augen von der Sonne brannten. Die Tasche habe ich anscheinend irgendwo verloren, aber ich lief einfach weiter. Ich lief einfach immer weiter.«
    Sie richtete sich auf. »Er hat mich nie mit meinem Namen angeredet. Vielleicht hatte ich ja keinen. Nein, ich hatte keinen. Daran erinnere ich mich jetzt. Sie haben sich nie die Mühe gemacht, mir einen Namen zu geben, denn für sie war ich kein Kind. Für sie war ich ein Ding. An sie kann ich mich nicht erinnern, nur an ihn. Ich kann mich daran erinnern, was er sagte, als er mich das erste Mal berührte. Als er sagte, ich solle nie vergessen, dass er mich nur deshalb überhaupt behält und dass ich, wenn ich genug gelernt hätte, meinen Lebensunterhalt damit verdienen würde. Er würde mich verkaufen. Schließlich geht doch nichts über eine möglichst junge Muschi, hat er zu mir gesagt, also lerne ich am besten, es zu ertragen, ohne dabei zu jammern und zu weinen. Er hätte in mich investiert und es wäre an der Zeit, endlich
all das zurückzuzahlen, was er mir gegeben hat. Hier würden wir damit anfangen. Hier in Dallas, denn mit meinen acht Jahren wäre ich inzwischen alt genug, um meinen Lebensunterhalt selber zu verdienen.«
    »Hier hat es geendet.« Er wischte ihr die Tränen von den Wangen und sah sie reglos an. »Und das, was hier begonnen hat, meine geliebte Eve, war ein völlig neues Leben als die, die du inzwischen bist.«

14
    Er ignorierte ihre Bitte, direkt auf das Hauptrevier zu fahren, und fuhr stattdessen zu einem Hotel, das ihm gehörte und in dem die Privatsuite für sie hergerichtet worden war.
    Die Tatsache, dass sie zu müde war, um ihm zu widersprechen, sagte ihm, dass die Entscheidung richtig gewesen war. Sie brauchte einfach Zeit, um diesen Schock zu überwinden.
    Sie überließ es Roarke, den Pagen, der das Gepäck heraufgewuchtet hatte, mit einem Trinkgeld zu bedenken, lief durch das ausgedehnte Wohnzimmer in das nicht minder luxuriöse Schlafzimmer hinüber und zog sich, als er schließlich hinterherkam, bereits aus.
    »Ich muss erst mal duschen. Ich muss … ich muss mich erst mal sauber machen.«
    »Und wenn du damit fertig bist, brauchst du was zu essen. Wonach steht dir der Sinn?«
    »Warte mit der Bestellung, bis ich mit Duschen fertig bin, ja?« Plötzlich hatte sie das verzweifelte Verlangen nach literweise dampfend heißem Wasser und reinigender, mild duftender Seife. »Ich denke drüber nach.«
    »Ich warte dann einfach nebenan.«
    Da auch er erst einmal zu sich kommen musste, ließ er sie allein. Wenn er sich nicht vorsah, bräche der mühsam unterdrückte Zorn, den er seit dem Hotelbesuch empfunden hatte, unkontrolliert aus ihm heraus. Er hatte das dringende Bedürfnis, seine Fäuste zu gebrauchen. So
lange mit ihnen auf irgendetwas einzudreschen, bis sie nach einer Pause schrien.
    Sie würde die Temperatur des Wassers so einstellen, dass sie sich fast daran verbrühte, denn nie wieder wollte sie

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