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Einladung zum Mord - Reunion in Death (Death 14)

Titel: Einladung zum Mord - Reunion in Death (Death 14) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb
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du den armen Kerl vollkommen
aus der Bahn geworfen hast. Noch zehn Sekunden länger und er hätte angefangen zu stottern.«
    Wieder glitt die Fahrstuhltür zur Seite und Eve blieb wie angewurzelt stehen und starrte in den ruhigen Korridor des neunten Stocks.
    »Es war dunkel«, stieß sie mühsam aus. »Ich glaube, es war dunkel, und er war wieder einmal voll. Aber wir haben in so vielen Hotelzimmern gewohnt, dass ich mir nicht sicher bin, ob ich diesen Ort vielleicht mit einem anderen verwechsle. Ich habe den Flur nur einmal bei der Ankunft und dann erst wieder, als ich weggelaufen bin, gesehen. Das weiß ich ganz genau. So war es nämlich fast immer.«
    »Jetzt kann er dich nicht mehr einsperren.«
    »Nein.« Sie straffte die Schultern und trat auf den Flur. »Es hat nach nassen Socken gerochen, habe ich damals gedacht. Nach nassen, ungewaschenen Socken, und ich war hundemüde, vor allem aber hungrig. Ich hoffte, er würde vielleicht losgehen und etwas zu essen für uns beide besorgen. Vor allem aber habe ich gehofft, er würde gehen. Da entlang.« Sie wies nach links.
    Das Zimmer lag tatsächlich links des Fahrstuhls, hinter der fünften Tür.
    »Ich mache mir vor Angst fast in die Hose. Du musst mich daran hindern, wenn ich weglaufen will.«
    »Du wirst nicht weglaufen, Eve.« Er drehte sie zu sich herum und küsste sie zärtlich auf den Mund. »Du bist schon damals stärker gewesen als er. Schon als Kind.«
    »Lass uns gucken, ob du Recht hast. Mach auf.«
    Du gehst jetzt einfach durch diese Tür, sagte sie sich streng. Du gehst jetzt einfach dort hinein.
    Wie oft hatte sie genau das schon getan, obwohl ihr
bewusst gewesen war, dass auf der anderen Seite der Tod auf sie gelauert hatte? Hinter dieser Tür hingegen erwarteten sie lediglich die Geister der Vergangenheit.
    Als sie über die Schwelle trat, steigerte sich das Brausen in ihren Ohren zu einem regelrechten Schrei.
    Der Raum war sauber, ordentlich und ansprechend möbliert. Auf einem niedrigen Tischchen waren neben einem Strauß künstlicher Blumen diverse DVDs fächerförmig arrangiert.
    Der Boden war mit einem beigefarbenen Teppich ausgelegt.
    War darunter Blut? Sähe man, wenn man den Teppich anhob, immer noch sein Blut?
    Die Tagesdecke auf dem Bett war mit Mohnblumen verziert, der kleine Schreibtisch in der Ecke war mit einem einfachen, doch praktischen Kommunikationszentrum bestückt und die Küchenzeile war durch einen schmalen Tresen, an dem man essen konnte, vom Schlafzimmer getrennt. Auf dem Tresen lag in einer Schale knackig frisches Obst.
    Durch das Fenster konnte sie ein anderes Gebäude erkennen, das schmutzig rote Neonschild, dessen trübes Blinken sie noch heute oft in ihren Träumen sah, hatte man jedoch entfernt.
    »Sieht aus, als hätten sie neu dekoriert.« Ihr Versuch, die Spannung durch einen matten Scherz zu mildern, schlug leider gänzlich fehl. »An einem Ort wie diesem - in einem derart schönen Zimmer - haben wir ganz sicher nie gewohnt. Es war damals nicht so sauber und gepflegt. Manchmal hatten wir auch zwei Zimmer und ich hatte mein eigenes Bett. Meistens aber habe ich auf dem Boden schlafen müssen. Auf dem Boden.«

    Wenn sie sich nicht zusammenriss, würde sie sich auf dem blanken Boden liegen sehen, nur mit einer dünnen Decke bedeckt.
    »Es ist kalt. Die Heizung ist kaputt. Es ist so kalt, dass mir alle Knochen wehtun. Es gibt kein heißes Wasser und ich hasse es, mich kalt zu waschen. Aber ich muss diesen Geruch herunterkriegen. Noch schlimmer als die Kälte ist es, nach ihm zu riechen, nachdem er...«
    Erschaudernd schlang sie sich die Arme um die Brust.
    Mit ansehen zu müssen, wie die Erinnerung sie quälte, riss ihn regelrecht in Stücke, und der Schmerz darüber bohrte sich so tief und unbarmherzig in sein Herz, dass er beinahe spürte, wie es sein Blut für sie vergoss.
    Sie riss die Augen auf, ihr Blick wurde verschwommen und auch noch der letzte Rest von Farbe wich aus ihrem Gesicht.
    »Ich habe dort geschlafen. Habe versucht zu schlafen. Aber die ganze Zeit blinkte hinter dem Fenster ein schmutzig rotes Licht. Rot, schwarz, rot, schwarz, aber das Rot blieb immer irgendwie verwaschen. Er ist ständig unterwegs. Geht irgendwohin, trifft sich mit irgendwelchen Leuten. Bleib mucksmäuschenstill, kleines Mädchen, sonst holen dich die Schlangen. Manchmal schlucken sie dich ganz, und du lebst in ihnen weiter und schreist dir die Lunge aus dem Leib.«
    »Großer Gott.« Er musste seine Fäuste in die Hosentaschen

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