Einladung zum Mord - Reunion in Death (Death 14)
»Er ist entweder da drin und guckt, dass seinem Schätzchen nichts passiert, oder er sitzt im Pausenraum und wartet auf den nächsten Flug.«
»Und wo ist der Pausenraum?«
»Zweite Tür links. Tut mir Leid, aber den Hangar und den Pausenraum dürfen Fremde nicht betreten. Wenn Sie wollen, piepse ich ihn gerne für Sie an.«
Eve zog ihre Dienstmarke hervor. »Ich piepse ihn einfach hiermit selber an. Okay?«
»Sicher.« Die Frau hob beide Hände in die Luft. »Aber gehen Sie besser nicht ohne Ohrenschützer rein. Das wäre ein Verstoß gegen die Sicherheitsvorschriften.« Sie klappte den Deckel einer Kiste auf, zog zwei Paar Kopfhörer
daraus hervor und hielt sie den beiden Besucherinnen hin. »Und ohne die Dinger ist es da drinnen wirklich mörderisch.«
»Danke.« Eve setzte ihren Ohrenschützer auf und seufzte erleichtert auf, als der fürchterliche Lärm erstarb.
Sie betrat den Hangar, in dem augenblicklich drei Maschinen standen, jede von einem Schwarm Mechaniker umgeben, die entweder kompliziert aussehendes Werkzeug in den Händen hielten oder sich in Zeichensprache miteinander verständigten, da jede andere Konversation völlig unmöglich war.
Sie entdeckte zwei uniformierte Piloten, einen Mann und eine Frau, und ging durch den aufgrund der Ohrenschützer gedämpften Lärm und den Geruch von Sprit und Öl und irgendwelchen stark gewürzten Frikadellen hindurch auf die beiden zu.
Beim Geruch des Hackfleischs zog ihr Magen sich beinahe flehentlich zusammen. Sie hatte schon immer eine Schwäche für Fleischbällchen gehabt.
Ohne das Knurren ihres Magens zu beachten, klopfte sie dem männlichen Piloten auf die Schulter. Mit seiner glatten, karamellfarbenen Haut - dem Erbe gemischtrassiger Eltern -, die straff über seinen feinen Knochen lag, sah er wie ein Filmstar aus.
»Mr Mason Riggs?«
Als er nickte, zeigte sie ihm ihren Ausweis, und als er sie höflich, doch verwundert ansah, deutete sie in Richtung Pausenraum.
Er wirkte nicht gerade erfreut, ging aber trotzdem eilig durch den Hangar, öffnete die Tür, zog sich, sobald sie hinter ihnen zugefallen war, winzige Stöpsel aus den
Ohren, warf sie in einen Container und wandte sich Eve zu.
»Das da ist mein Shuttle. In zwanzig Minuten bin ich damit für den Sicherheitscheck gemeldet. Ich habe nachher nämlich noch einen Flug.«
Eve nahm ihre eigenen Ohrenschützer ab. Zwar hatte sie kein Wort verstanden, konnte sich aber denken, worum es gegangen war.
Angesichts ihres geschwollenen, bunt schillernden Gesichts zog er eine Braue in die Höhe und wollte von ihr wissen: »Sind Sie vielleicht gegen eine Tür gelaufen, Lieutenant?«
»Auf diese Frage habe ich bereits die ganze Zeit gewartet.«
»Sieht ziemlich schmerzhaft aus. Also. Worum geht’s?«
»Sie hatten gestern Abend einen privaten Charterflug nach Denver und heute Morgen von dort hierher zurück. Eine gewisse Juliet Darcy.«
»Den Flug kann ich bestätigen, aber den Namen meiner Kundin nicht. Das ist eins der obersten Prinzipien unseres Unternehmens.«
»Wenn Sie sich hinter irgendwelchen Vorschriften verschanzen, kommen Sie ganz sicher nicht pünktlich zu Ihrem Flieger zurück.«
»Hören Sie, Lady …«
»Ich bin keine Lady, sondern Polizistin. Und ich bin dienstlich hier. Ihre Kundin hat sich gestern Abend nach Denver fliegen lassen, ein leckeres, spätes Abendessen auf ihr Hotelzimmer bestellt, wahrscheinlich hervorragend geschlafen, heute Morgen einen Mann mit Namen Spencer Campbell in eben diesem Hotelzimmer ermordet,
ein Taxi zurück zum Flughafen genommen, abermals in Ihrem Shuttle Platz genommen und kam dann zurück hierher nach New York.«
»Sie - Ms Darcy - hat jemanden ermordet? Das ist ja wohl nicht Ihr Ernst.«
»Soll ich Ihnen zeigen, wie ernst es mir ist? Wenn Sie wollen, nehme ich Sie gern mit aufs Revier.«
»Aber sie … ich muss mich setzen.« Er warf sich in einen breiten, schwarzen Sessel und starrte Eve ungläubig an. »Sie meinen bestimmt die falsche Frau. Ms Darcy war eine elegante, durch und durch charmante Dame. Sie war über Nacht in Denver, weil sie zu einer Wohltätigkeitsveranstaltung dort eingeladen war.«
Eve streckte wortlos eine Hand aus, worauf Peabody ihr ein Foto von Julianna gab. »Ist das die Ihnen als Juliet Darcy bekannte Frau?«
Die Aufnahme stammte von der Diskette, die Julianna für sie zurückgelassen hatte, und ihr Aussehen stimmte mit dem auf dem Bild aus der Überwachungskamera des Hotels in Denver überein.
»Ja, das ist … mein
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