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Einladung zum Mord - Reunion in Death (Death 14)

Titel: Einladung zum Mord - Reunion in Death (Death 14) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb
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geöffnet, und ich habe dieses Privileg missbraucht. Eigentlich wollte ich Phoebe dazu überreden, für die letzten paar Tage mit mir in ein Hotel
zu ziehen, aber dann kamen Sie plötzlich angefahren und …«
    Er brach ab und schob, als wüsste er nichts anderes mit ihnen anzufangen, seine Hände ebenfalls in die Taschen seiner Jeans.
    So standen sie einander einen Moment lang gegenüber und starrten auf die Blumenbeete und den Rasen, auf die Farben und das Grün.
    Auch wenn Eve keine hellseherischen Fähigkeiten hatte, nahm sie das Elend dieses Mannes überdeutlich wahr. »Hören Sie, lassen Sie uns die Sache einfach vergessen. Es sind nur noch ein paar Tage, bis Sie wieder nach Hause fahren werden, und die Hälfte der Zeit bin ich sowieso nicht da.«
    »Ich habe einen Grundsatz«, erklärte er ihr ruhig. »Er entstammt teilweise der Philosophie der Hippies und teilweise einfach meiner eigenen Vorstellung davon, wie man sein Leben leben soll. Er lautet, man soll die Familie ehren und gute Werke tun. Man soll die Zeit genießen, die man bekommen hat, und sich nach Kräften bemühen, niemandem ein Leid zu tun. Und mit der Gabe, die ich mitbekommen habe, geht eine weitere Verantwortung, ein anderer Verhaltensgrundsatz einher. Nämlich der, dass man die Privatsphäre und das Wohlergehen anderer immer respektieren soll. Dass ich die mir gegebene Fähigkeit nie zu meinem eigenen Vorteil nutzen darf, um mich zu amüsieren, um meine Neugier zu befriedigen oder um jemandem zu schaden. Doch genau das habe ich getan.«
    Eve stieß einen abgrundtiefen Seufzer aus. Er hatte sie genau an ihrer empfindlichsten Stelle getroffen. »Das verstehe ich. Ich weiß, was es heißt, nach bestimmten Grundsätzen zu leben und ihnen immer gerecht werden
zu wollen. Aber genauso weiß ich, was es heißt, wenn einem ein Fehler unterläuft. Mir ist klar, dass es keine Absicht von Ihnen war und dass Sie sich wahrscheinlich eher die Zunge abbeißen würden, als jemals mit einem anderen als mir darüber zu reden. Aber Sie sind für mich fast so etwas wie ein Fremder, und es ist einfach schwer für mich, dass jemand, den ich kaum kenne, mich angeblickt und diese … Hässlichkeit in mir gesehen hat.«
    »Glauben Sie tatsächlich, wenn ich Sie ansehe, würde ich in Ihnen etwas Hässliches entdecken?« Er holte eine seiner Hände aus der Hosentasche, streckte sie eilig aus, zog sie jedoch ebenso schnell wieder zurück. »Das tue ich bestimmt nicht. Ich sehe hässliche Erinnerungen, ich sehe ein Grauen, von dem ein Kind nicht einmal wissen sollte, dass es so etwas gibt. Ich bin sowohl von meinem Wesen als auch von meinem Glauben her ein durch und durch friedfertiger Mann, aber trotzdem würde ich mir wünschen …«
    Er brach ab, ballte jedoch mit zornrotem Gesicht eine seiner Hände zu einer erschreckend bedrohlich aussehenden Faust.
    »Ich wünschte, ich könnte für Sie tun, was jeder Vater tun sollte, wenn seinem Kind ein solches Grauen widerfahren ist.« Er öffnete die Faust und atmete tief ein. »Aber wenn ich Sie ansehe, sehe ich mehr Stärke und Mut und Zielgerichtetheit als je zuvor bei einem anderen Menschen. Ich sehe die Freundin meiner Tochter, eine Frau, der ich das Leben meines Kindes anvertraue, weil ich weiß, dass es bei ihr in den allerbesten Händen ist. Ich weiß, dass Sie morgen dorthin zurückkehren werden. Roarke hat mir erzählt, dass Sie nach Dallas fliegen. Ich werde für Sie beten.«

    Sie starrte ihn mit großen Augen an. »Hat es eigentlich schon einmal irgendwer geschafft, längerfristig sauer auf Sie zu sein?«
    Er verzog den Mund zu einem sanften, etwas zögerlichen Lächeln. »Phoebe kriegt das hin und wieder hin.«
    »Dann ist sie zäher, als sie aussieht. Und jetzt vergessen wir das Ganze«, meinte sie und reichte ihm die Hand.
     
    Als sie das Haus betrat, wienerte Summerset gerade den Treppenpfosten, während der Kater wie ein kleiner Fell-Buddha reglos auf der untersten Stufe saß. Beide bedachten sie mit einem langen, durchdringenden Blick.
    »Ihre Reisetasche ist fertig gepackt. Roarke hat angedeutet, dass Kleider für einen Tag genügen.«
    »Ich habe Ihnen schon tausendmal gesagt, dass ich meine Tasche selber packe, weil Sie nicht mit Ihren knochigen Fingern in meinen Sachen rumstochern sollen.« Sie stieg über Galahad hinweg, der sie auch weiter einfach ignorierte, hielt dann aber plötzlich inne und riss Summerset den Lappen, mit dem er den Pfosten polierte, aus der Hand. »Das ist mein Hemd.«
    »Ich bitte

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