Einladung zur Hochzeit
führte.
Als sie nahe genug war, um ihn zu bemerken, winkte sie ihm zu. "Ich hoffe, dass du nichts dagegen einzuwenden hast, wenn ich kurz hereinschaue", rief sie, noch bevor sie den Gehweg erreicht hatte.
Sein Herz schlug wie wild. "Überhaupt nicht. Ich freue 40
mich", rief er zurück.
"Willst du dir die Praxisräume anschauen? Vieles muss noch getan werden, du bekommst aber eine Vorstellung, wie es aussehen wird, wenn alles fertig ist."
"Darf Bruiser mit reinkommen?"
"Klar." Ben führte sie durch die sonnendurchfluteten Räume, die noch nicht eingerichtet waren, später das Wartezimmer, das Sprechzimmer, der Behandlungsraum und der Raum für die kleine Chirurgie sein würden, wie er erklärte. "Du siehst, es ist noch alles im Werden."
"Ich kann mir sehr gut vorstellen, wie du hier arbeitest", sagte Josie, als sie schließlich ins letzte und bis jetzt einzige Zimmer kamen, das voll eingerichtet war - sein Büro.
Ben sah den Raum mit Josies Augen, und er war froh, dass er seine Bücher bereits in den Regalen stehen hatte, dass sein Diplom an der Wand hing und der orientalische Teppich den Fußboden bedeckte.
"Setz dich, Josie. Ich hole uns ein paar Colas aus dem Kühlschrank und das Wasser für deinen Hund."
"In Ordnung, Ben", erwiderte Josie.
Ihm fiel auf, dass sie nervös war, was ihr absolut nicht ähnlich sah. Er wunderte sich.
Wenig später tranken sie schweigend ihre Cola mit den Eiswürfeln und musterten einander über den Glasrand.
Schließlich setzte Josie ihr Glas ab.
"Wahrscheinlich wunderst du dich, warum ich gekommen bin."
"Du musst keinen Grund haben, um mich zu besuchen, Josie. Das solltest du eigentlich wissen."
"Ich wünschte, ich hätte keinen", erwiderte sie. "Einen Grund, meine ich."
"Was ist los? Ich dachte, du wärst froh, dass die Entlo41
bung so glatt gegangen ist."
"Das bin ich auch, nur nicht Tante Tess."
"Ist es die Tante, der ich vor Jahren zu Thanksgiving begegnet bin? Dieser Feuer speiende Drache?"
Das war Josies Bezeichnung für ihre Tante gewesen, nicht seine. Auf dem Rückweg von der Thanksgivingfeier zum Campus hatten sie beide darüber gelacht.
"Ja, das ist genau die Tante. Sie sagt, dass ich die ganze Familie dem Spott der Stadt ausliefere. Sie will, dass ich mich mit Jerry Bob versöhne."
"Willst du meinen Rat hören, Josie?"
"Ja."
"Dann tu' s nicht. Für mich stand vom ersten Augenblick fest, dass er der falsche Mann für dich ist. Du würdest in der CrawfordFamilie nicht glücklich werden."
Josie hatte die Angewohnheit, sich auf die Lippen zu beißen, wenn sie sich über etwas nicht schlüssig werden konnte. Und das tat sie jetzt. Dabei musterte sie Ben, als ob sie versuchte, ihn zu ergründen.
"Ich brauche dich."
Das war alles, was sie sagte. Drei kleine Wörter, und Ben hatte das Gefühl, dass Josie damit sein Leben für immer verändern könnte.
"Ich stecke in der Klemme, Ben. Tante Tess hat mich in die Enge getrieben.
Und ich habe, wie immer, darauf impulsiv reagiert. Ich habe ihr gesagt, dass es am Samstag, eine Hochzeit geben wird."
Ben musste schlucken, ehe er den Satz herausbrachte: "Also wirst du doch Jerry Bob heiraten?"
"Nein."
"Nein?"
"Nein. Ich habe gehofft, dass ich dich heiraten könnte."
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Ben glaubte, sich verhört zu haben. "Ich fürchte, ich verstehe nicht."
"Ich mache dir einen Heiratsantrag, Ben."
"Du meinst das im Ernst, nicht wahr?"
"Mit der Hochzeit, ja, Ben. Es sei denn, dass du gebunden bist. Ich möchte nicht, dass es zum Bruch kommt, falls du eine Freundin hast."
"Die gibt es nicht."
"Gut." Josie lachte nervös und beugte sich zu ihrem Hund herunter, um ihm den Kopf zu tätscheln. Ben kannte Josie gut genug, um zu wissen, dass sie etwas vor ihm verbarg. Aber was?
Als er schwieg, fuhr sie hastig fort. "Nun, ja ... Weißt du, wenn du nur den Gang zum Altar machen und dem Geistlichen ‚Ja, ich will' antworten würdest, dann könnten wir uns nach einer angemessenen Zeit - sagen wir nach fünf oder sechs Monaten - trennen und die Annullierung beantragen. Wenn wir sie dann bekommen haben, kann jeder von uns wieder glücklich sein."
Ben blieb buchstäblich die Spucke weg. Denken konnte er allerdings noch.
Was Josie vorschlug, war unkonventionell, um das Mindeste zu sagen. Es war ungeheuerlich. Unvorstellbar.
Dennoch hatte er es noch nie zu bereuen gehabt, wenn er ihr - wieder einmal - aus einer unangenehmen Situation heraushelfen musste.
"Wir haben noch Zeit für den Bluttest und die Lizenz und all das", fuhr
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