Einladung zur Hochzeit
einmal, und Ben kämpfte sich durch den Nebel hindurch, um aufzustehen und sich die Kleider abzustreifen.
Dann kletterte er zurück ins Bett und zog Josie unter sich.
"Du duftest gut", murmelte er.
"Du fühlst dich gut an", flüsterte sie.
Ben konnte es nicht länger hinauszögern, er musste Josie küssen. Sie war so süß und ungezähmt wie ein Traum und so leicht wie eine Feder. Sie war so warm und so einladend. Durch den Nebel von Wein und Leidenschaft sah er ihr süßes Lächeln.
Das sinnliche Verlangen in ihm wurde so groß, dass er überwältigt war von den Empfindungen und erfüllt von Staunen.
"Geh nicht fort", flüsterte Josie, als er sich nicht rührte.
"Niemals wieder." Und sie begann sich unter ihm zu bewegen.
Sie liebten sich langsam und mit großer Zärtlichkeit, 119
ließen sich von den sinnlichen Gefühlen und ihrer Rücksicht füreinander tragen. Es gab für Ben nichts anderes, als Josie in den Armen zu halten. Und für Josie gab es nichts anderes, als sich Ben hinzugeben. Nichts sonst existierte. Nichts sonst hatte Bedeutung.
Als sie schließlich den Höhepunkt überschritten hatten, rollte Ben sich auf die Seite und zog Josie dicht an sich.
"Bleib bei mir", murmelte er. "Ich lass dich nicht fort."
"Ich gehe nicht. Ich versprech es dir" ' sagte Josie genauso leise. Dann zog sie die Decke über sie beide, und Ben schlief sofort ein.
Josie schmiegte sich dicht an ihn. "Ich liebe dich", flüsterte sie, obwohl sie wusste, dass Ben sie nicht hören konnte. Erfüllt vom Wunder der Liebe und mit weit ge öffneten Augen lauschte sie seinen ruhigen Atemzügen.
Der Mond schien auf ihr Bett, und Josie richtete sich ein wenig auf und stützte sich auf die Ellbogen. Sie betrachtete Ben im Schlaf. Er schlief tief und friedlich, mit einer Hand auf seiner Brust und die andere Hand unter ihrem Rücken.
Fragen begannen sie zu quälen. Was würde morgen sein? Würde Ben bleiben?
Was würde er sagen?
14. KAPITEL
Ben wachte durch irgendetwas auf, noch bevor es hell wurde. Es war ein Gefühl von Gefahr, das ihn so plötzlich aus dem Schlaf gerissen hatte. Und gleich darauf wusste er, was der eigentliche Grund gewesen war. Er 120
hatte die Schranken zwischen sich und Josie hemmungslos übertreten. Josie lag an ihn geschmiegt, einen Arm hatte sie um seine Taille gelegt und ihre Wange an seine Brust gedrückt.
Was hab ich nur getan?
Sein Kopf fühlte sich schwer an, und hinter seinen Schläfen pochte es. Er löste sich vorsichtig von Josie und glitt unter der Decke hervor. Dann stand er neben dem Bett und betrachtete Josie. Ihre zarte, helle Haut war leicht gerötet, und ihr rotes Haar war zerzaust. Sie sah so unverdorben aus, so vertrauensvoll wie ein Kind.
Er bereute so sehr, was er getan hatte, dass er aus dem Zimmer gehen musste.
Ihr Anblick quälte ihn über alle Maßen.
In der Küche trank er zwei Gläser Wasser, dann lehnte er sich mit dem dritten Glas gegen den Geschirrschrank.
Er konnte nicht dem Wein die Schuld zuschieben. Er hatte genau gewusst, was er wollte, als er sich mit Josie ins Bett legte.
Diese Nacht in ihren Armen war so überwältigend gewesen, dass seine Fantasien nicht ausgereicht hätten, es sich vorzustellen. Es war wunderbar gewesen.
Was hatte er erwartet? Eine Freundschaft wie die ihre war selten, und während der letzten Wochen hatte sie sich noch vertieft. Es hatte mit Rücksicht zu tun und mit Achtung voreinander, ja, damit und auch mit Liebe. Es ging sogar noch darüber hinaus. Was er für Josie empfand, war einfach ein Wunder.
Ben wünschte sich, dass er anders fühlen könnte.
Durchschnittlicher. Er wünschte, er könnte Josie mit einem Kuss wecken, sich wieder mit ihr lieben, dann mit ihr auf dem Balkon sitzen, Orangensaft trinken und viel miteinander lachen. Zwei Freunde, die eine Nacht in Lei121
denschaft miteinander verbracht hatten ... na und? Wenn es so wäre, könnte er bleiben und mit ihr weiterhin das Bett teilen. Wenn dann die Zeit da wäre, könnten sie einander "Goodbye" sagen und jeder von ihnen ohne Bedauern seinen eigenen Weg gehen.
Die Kehle wurde ihm eng, als er beschloss, die Konsequenzen zu ziehen und Pontotoc zu verlassen. Hier bleiben und vorgeben, dass alles in bester Ordnung sei, wäre durch und durch verlogen. Es wäre ein Unrecht Josie gegenüber.
In Pontotoc war er ein Außenseiter. Und er würde lieber sterben, als Josie da hineinzuziehen. In der eigenen Heimatstadt geächtet zu werden, würde sie seelisch nicht verkraften
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