Einladung zur Hochzeit
ist, hoffe ich, dich von diesen verirrten Gefühlen abgebracht zu haben."
"Und wie willst du das schaffen?"
"Möchtest du, dass ich dir das erzähle, oder sollte ich es dir lieber zeigen?"
"Zeig es mir."
"Hier? In aller Öffentlichkeit?"
"Warum nicht? Mein Ruf ist sowieso hin."
Ben hätte wissen sollen, dass man Josie nicht herausfordern durfte. Was sollte er jetzt tun? Ben Standing Bear, der Arzt am Ort, fand, dass es nur eins gab, dass er tun konnte.
Er ging um den Tisch herum, zog seine Ehefrau in die Arme und küsste sie so gründlich, dass es per Gesetz in der Öffentlichkeit verboten werden müsste.
Wahrscheinlich würde das ab morgen der Fall sein. Er konnte bereits die Schlagzeilen im Pontotoc Progress sehen: "Die Stadt verbannt das Küssen."
Womit Pontotoc sich als wahrhaftig fortschrittlich erweisen würde.
Wenn es so ist, dachte Ben, dann sollte ich die verbliebene Zeit gründlich ausnutzen. Also ließ er Josie tief Atem holen, dann küsste er sie wieder.
Nach dem Kuss war Josie so tief errötet, als ob sie bei fünfunddreißig Grad Celsius Marathon gelaufen wäre.
"Ben, ich muss dir etwas sagen."
"Du möchtest jetzt schon ins Bett, ohne gegessen zu 113
haben, mein Herzblatt?"
"Psst. Mertie Fae und Leon Jenkins haben schon lange Ohren vom Lauschen."
Ben lächelte. Genau das hatte er beabsichtigt ... der Stadt eine andere Version über seine Ehe zu geben.
"Nun, mein Liebling, sollen wir gehen, oder möchtest du noch etwas Süßes haben, bevor wir von hier verschwinden?"
"Übertreibst du nicht ein wenig sehr?" flüsterte Josie aufgebracht.
Ben mochte es, wenn ihre Augen funkelten. Er hatte gerade angefangen, Spaß daran zu haben, sich so zur Schau zu stellen. Aber Josies wegen nahm er sich lieber zurück.
"Gut. Dann essen wir und gehen ins Kino. Was möchtest du sehen?"
"Dich", flüsterte sie so leise, dass Ben glaubte, sich verhört zu haben.
Er lehnte sich über den Tisch und küsste sie. Josie war sich nicht sicher, ob das auch zur Show gehörte, die er soeben so gekonnt abgezogen hatte. Dann blickte sie ihm in die Augen und entdeckte darin Wärme, Freundschaft, ja auch das, und eine solche Zärtlichkeit dazu, das ihr Herz ganz weit wurde.
"Das klingt gut", murmelte er.
"Ben?"
"Ja?"
"Können wir den Film übergehen?"
"Ja. Was möchtest du dann tun?"
"Bring mich nach Hause, und ich zeig es dir."
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13. KAPITEL
Es war ein berauschendes Glücksgefühl, verliebt zu sein. Auf dem Weg nach Hause glaubte Josie, ihre Füße würden die Erde nicht berühren. Sie schwebte.
Jedenfalls meinte sie das. Am liebsten hätte sie Ben laut gesagt, dass sie ihn liebte. Sie wollte rennen, wollte' ganz schnell in ihrem Apartment sein, um die Welt auszuschließen und mit Ben allein zu sein. Nur sie und Ben.
Wie hatte sie all die Wochen und all die Jahre hindurch so blind sein können?
Wie hatte sie es nicht wissen können, dass die Gefühle für ihn zu ungewöhnlich, zu stark, zu kostbar waren, um etwas anderes sein zu können als Liebe?
Ben hielt sie auf dem Nachhauseweg bei der Hand. War es möglich, dass er Josie wirklich und wahrhaftig liebte?
"Wir sind zu Hause, Josie."
Josie legte die Arme um Bens Nacken, stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn. Und auf einmal waren all seine Bedenken wie weggewischt. Er küsste sie zurück, küsste sie mit solcher Leidenschaft, dass sie beide fast umgefallen wären, wenn Ben es nicht in letzter Minute verhindert hätte.
Josie gab kleine Summlaute von sich, und Ben tat es auch. Es war enorm befriedigend und ungemein verhei ßungsvoll.
"Sollen wir nicht lieber reingehen?" flüsterte Josie, als sie wieder zu Atem kam.
Lächelnd nahm Ben Josie auf die Arme und trug sie all die Treppen hoch und durch die Tür in das Apartment.
Auch drinnen ließ er sie nicht einfach so runter.
Er erlaubte ihr, langsam herunterzugleiten, bis ihre Fü115
ße auf dem Boden waren und der Rest von ihr; jeder Zentimeter davon, ihn berührte. Intim berührte. Brust an Brust, Hüfte an Hüfte, Zehe an Zehe.
Sie rieb das Gesicht an seinem Hals und fühlte, wie sein Puls raste.
Josie fühlte sich ermutigt und lehnte sich zurück, fuhr sich mit der Zungenspitze über die Lippen und flüsterte: "Ben Standing Bear, du bist der köstlichste Mann, den ich je gekannt habe, und ich könnte dich auffressen."
"Soll dass eine Warnung sein, Josie?"
"Nein, Ben. Ein Versprechen."
Er beugte den Kopf und hätte sie fast wieder geküsst.
Dann hielt er aber still, und mit den
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