Einladung zur Hochzeit
daß sie dieses Hotel kannte, sondern erwiderte nur: „Es ist zu weit weg, Cathy – über eine Stunde Fahrt – und …”
„Nur eine halbe Stunde”, korrigierte Cathy sie. „Die neue Autobahn führt nur wenige Kilometer entfernt daran vorbei. Aber du hast natürlich recht, es kommt nicht in Frage, denn es ist wahnsinnig teuer.”
„Keine Sorge, Schatz”, versicherte Abbie, da sie ihre heftige Reaktion bedauerte. „Deine Hochzeitsfeier wird trotzdem etwas Besonderes sein, das verspreche ich dir.”
„Das weiß ich, Mum.” Cathy umarmte sie. „Das wichtigste ist schließlich, wen man heiratet und was man füreinander empfindet. Es ist nur …” Sie krauste die Nase. „Na ja, manchmal habe ich den Eindruck, daß Stuarts Mutter glaubt, er hätte eine bessere Partie machen können. Sie sagt zwar nichts, aber …”
„Unsinn. Stuart kann sich wirklich glücklich schätzen, daß er dich hat”, erklärte Abbie entschlossen.
„Das sagst du doch nur, weil du meine Mutter bist”, meinte Cathy lachend.
„Und Stuarts Mutter verhält sich nur so, weil sie seine Mutter ist. Alle Mütter wollen nur das Beste für ihre Kinder, das ist ganz normal. Aber vergiß nicht, daß du etwas Besonderes bist, Cathy. Laß dir nie etwas anderes einreden, und wenn Stuart nicht glaubt, daß du die Beste bist, dann ist er deiner nicht wert.”
„O Mum”, hatte Cathy unter Tränen erwidert.
„Was ich vorhin über dich gesagt habe …” Dennis beugte sich zu Abbie herüber und riß sie damit aus ihren Gedanken. „Sieh nicht hin. Links von dir sitzt ein Mann an einem Tisch, der offenbar genauso denkt. Er kann den Blick nicht von dir abwenden.”
„Ich glaube, du übertreibst schon wieder”, bemerkte sie trocken und sah verstohlen nach links.
Der Mann, von dem Dennis gesprochen hatte, erwiderte ihren Blick.
Alles begann sich um sie zu drehen, und sie erstarrte vor Schreck, als sie direkt in die Augen ihres Exmannes schaute – des Mannes, der, wie sie erst vor wenigen Stunden zu ihrer Tochter gesagt hatte, niemals nach England zurückkehren würde.
Des Mannes, der ihr das Herz gebrochen und beinah ihr Leben zerstört hatte.
Starr sah sie ihn an, unfähig, einen klaren Gedanken zu fassen, den Blick abzuwenden oder sich zu bewegen. Wie aus weiter Ferne hörte sie ein Summen, das ihr irgendwie bekannt vorkam, und schließlich stand Dennis auf und fluchte leise.
„Entschuldige, Abbie, ich werde gerade angepiept. Ich sehe mal nach, was los ist, und komme so schnell wie möglich wieder zurück. Wenn du ein Dessert möchtest …”
Abbie war nicht in der Lage, ihm zu antworten. Der Schock saß so tief, daß sie das Gefühl hatte, sich an einem unbekannten Ort zu befinden.
„Nein …” flüsterte sie schließlich benommen und beobachtete, wie Steve langsam aufstand und auf sie zukam, ohne den Blick abzuwenden.
Sie wollte aufstehen und weglaufen, vor ihm fliehen, bevor es zu spät war, doch aus irgendeinem Grund war sie noch immer wie erstarrt.
„Abbie …”
Der Klang seiner Stimme war ihr auf schmerzliche Weise vertraut. Abbie merkte, wie sie am ganzen Körper zu zittern begann. Allerdings zitterte sie nicht vor Liebe und Leidenschaft, sondern vor Wut.
Wie konnte Steve es wagen, ihr das anzutun? Wie konnte er es wagen, hierherzukommen? Wie konnte er es wagen, wieder in ihr Leben zu treten? Und wie konnte er es wagen, einfach auf sie zuzukommen, als ob … als ob …?
„Abbie …”
Er hat sich kaum verändert, ging es ihr durch den Kopf. Falls das überhaupt möglich war, sah er sogar noch besser aus, noch maskuliner als damals. Sein Haar war genauso dicht und dunkel wie damals, und die einzelnen silbernen Strähnen machten ihn noch attraktiver.
Er war sonnengebräunt, trug einen sichtlich teuren Anzug und bewegte sich genauso geschmeidig wie früher. Seine Augen waren noch genauso blau, sein Mund …
Hoffentlich falle ich nicht in Ohnmacht, flehte Abbie stumm. Nicht hier, nicht jetzt …
Steve kam näher – zu nahe. Sie durfte sich nicht anmerken lassen, was für eine verheerende Wirkung er auf sie ausübte. Sie mußte um jeden Preis ruhig und ungerührt wirken.
Er hob die Hand, als wollte er sie berühren, und ohne sich dessen bewußt zu sein, sprang Abbie auf und wich zurück. „Nein … bleib stehen. Komm mir nicht zu nahe … Faß mich nicht an.”
Sie wußte, daß die anderen Gäste sie beobachteten und verstummt waren, doch sie achtete kaum darauf. Was die anderen sahen oder dachten, war ihr
Weitere Kostenlose Bücher