Einmal auf der Welt. Und dann so
über dem Kreißsaal. Nicht denken, sondern mit dem Rauchfass in die Sakristei zurück.
Früher waren es die kaputten Milchzähne.
Du liebe Zeit:
Ich erblicke, Sie wissen schon, das Licht der Welt.
Ich falle zum ersten Mal auf die Nase, vom Laufstall aus.
Ich sage zum ersten Mal Mama, ohne darüber nachzudenken. Ich bin zum ersten Mal verliebt, ohne zu wissen, warum. Ich komme dahinter, dass sich nichts ändert. Lisi ist tot.
Ich falle der Reihe nach vom Schaukelpferd, vom Karussell, vom Dreirad, vom Zweirad, vom Motorrad, von der Schaukel, vom Pferd.
Ich werde zum ersten Mal hinters Licht geführt, wie Sie sich denken können. Ich rapple mich jeweils wieder auf. Jeweils, aber aus anderen Gründen. Zuerst heißt es, weil man es so macht, steht man auf den Beinen. Wenn man fällt, steht man wieder auf, heißt es einhellig aus den unterschiedlichsten Richtungen.
Ich könnte weinen, aber ich weine nicht.
Ich lache. Die Tante winkt mit der Rassel. Das Fäustchen öffnet sich. Greift ins Leere. Es hat nichts zum Spielen. Es ist noch zu klein zum Spielen. Es fängt wieder an zu weinen. Lisi weiß auch nicht, wie man das Kleine wieder zum Lachen bringt. Weinen lassen, denkt sie. Es wird von selbst aufhören. Dann schläft es wieder.
Die Frauen erzählen sich, wo sie schon einmal ein so dickes Kind, ein so gesundes, gesehen haben. Die mitgebrachten blauen Strampelhosen werden ausreichen.
Wenn es so weitermacht, kann es bald laufen.
»Schrei it so lout, de Glei vewached.«
Aber das Kleine wacht nicht auf.
Kleine Zeit
Kleine Zeit, als die Maikäfer fliegen lernten und eine Plage waren im Mai und sonst keine Plage war im Mai, außer es waren Kriegszeiten und Mai zugleich.
Wenn so ein Kleines geboren ist, sagen die Hebammen, die es in die Luft heben: Wenn es geschrien hat, braucht es erst einmal viel Schlaf. Dann legt man es ins Nest und heißt es Bett, wenig über dem Boden und parallel zu ihm. Es schläft zum ersten Mal ein, draußen, gleich, ob es Tag oder Nacht ist.
Wenig später bekommt es einen Namen, den sich Vater und Mutter ausgedacht haben. Dann soll man für den Rest des Lebens A. zu ihm sagen.
Sterben hört sich zu dieser Zeit ganz nach Verleumdung an.
Schön, dass das Kleine nichts davon weiß, auch wenn es schon einen Namen hat und A. (»Hochfliegender Adler«) heißt. Es ist noch ungewiss, ob sich seine Eltern nicht geirrt haben.
Am Montag wird es angemeldet, und der Bürgermeister bestätigt, dass es da ist. Sobald es etwas kräftiger ist, wird es zum ersten Mal ins Freie getragen. Es kommt in die Kirche, und es wird getauft. »Wie soll das Kindlein heißen«, fragt der Pfarrer an der Kirchentür. Aber es hat doch schon einen Namen. »Widersagst du dem Satan?«, fragt man es, und es schreit. Das Wasser ist nass. Es will nicht getauft werden.
Ungewisse Zeit später kommt Ich dazu.
Die Erinnerung fängt an mit »Ich war einmal«.
Am ersten Schultag sitzt die Erinnerung in der ersten Reihe. Schlachtet die Kindergartenzeit mit Schwester Maria Radigundis aus. Zwei und zwei durch den Wald spaziert, der Pudding mit Vanillesoße und Händchen in Gips, derart aus dem Kindergarten verabschiedet.
Die Drohung von allen Seiten, jetzt solle es ernst werden. Doch ich wartete in der ersten Reihe meiner kleinen Schule. Es wurde nicht ernst, aber es gab Tatzen, die wehtaten. Es wurde umsonst, schon damals. Die Kleinen durften nur miteinander spielen. Sie durften einander ins Poesiealbum schreiben, sobald sie schreiben konnten. Zwei Täubchen, die sich küssen, die nichts von Liebe wissen. Fergissmeinnicht mit F.
Dann der Schlossberg, und es wurde ernst.
Ich erinnere mich hell. Habe mich hellerinnert. Sich hellerinnern, bis nur noch lauter helle Flecken bleiben. Die unterscheiden sich von den dunklen dadurch, dass sie hell sind.
Schlossberg
Es war, von außen gesehen, eine nutzlose Existenz, die ich führte. Jahrelang Bücher gelesen und nicht fertig geworden damit. Im Anfang, heißt es, schuf Gott Himmel und Erde. Dann schuf er das Licht, und es wurde Licht. Bücher lesen und hell werden, sagt man. Ich kann mir meinen Sinn aus den Tagebüchern der letzten zehn Jahre zusammenlesen.
Ich habe mir das alles gar nicht ausgesucht. Die anderen auch nicht. Sie mich auch nicht.
Ich kam vom Land und suchte mir nichts aus, so gut wie nichts. Die Freunde wurden mir nach Jahrgang zugeteilt. Mein Jahrgang, meine Gleichaltrigen. Sie saßen mit mir vom ersten Tag an in der Schule, damit ich mit ihnen
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