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Einmal auf der Welt. Und dann so

Einmal auf der Welt. Und dann so

Titel: Einmal auf der Welt. Und dann so Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnold Stadler
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Quelle, etwas Boden aus dem Himmelreich - was mir dann bei der Einreise einige Schwierigkeiten bereitete; sie wollten einfach nicht glauben, dass dies nur Boden und Wasser war, und ich versuchte das Herz der Zöllner zu erweichen.
    Und bei der dritten Tante, die ebenfalls aus diesem fruchtbaren Himmelreich, das nach außen hin auf alle Arten glänzte, kam, bei der Nonne, die mittlerweile Oberin des Theresienkrankenhauses in Mannheim geworden war, machte ich auch noch Station, auf dem Weg zum Frankfurter Flughafen. Von Station zu Station schleppte ich diese Dinge mit, auf dem Hinflug war es die Strecke Frankfurt-Rom-Madrid-Dakar-Rio-Sao Paulo-Buenos Aires, und schließlich war ich dort glücklich gelandet.
    Sie gab mir geweihte Rosenkränze und solche Sachen mit und noch einmal ein Fläschchen mit Wasser aus Lourdes. Und um mich an den Tod zu erinnern, als wäre dies nötig gewesen, machte sie eine wortlose Führung mit mir, durch die verschiedenen Stationen des Krankenhauses, durch Gänge an Zimmern vorbei, aus denen Stöhnen kam und Schreien und sonstige Geräusche und Lebensbeweise wie Schnarchen, Wimmern und Gelächter, aber auch gar nichts, das war das Schlimmste. Dachte sie vielleicht. In den wuchtigen Fensternischen des alten Weinbrennerbaus hörte und sah ich unflätiges Gelächter auf der Station Ib, Unfallchirurgie mit Ambulanz, hörte und sah ich das mannheimerische Gelächter von jenen in ungewaschenen Bademänteln herumsitzenden Raucherbeinen, Karls und Horsts, ja Willis, in der einen Hand eine Zigarette, in der anderen eine Flasche Bier, die sie vor meiner Tante, ganz im Weiß ihres Ordens, ein Gewand, das diese Schwestern vom heiligen Vinzenz von Paul so aussehen ließ, als hätten sie Flügel, nicht einmal zu verstecken versuchten.
    Denn wir waren schließlich in Mannheim, gleich »iwe de Brick«, wie ich von keiner sonst wie von Joy Fleming derart wusste.
    Am Ende waren wir im Kühlraum. Das war wohl das Ziel ihrer Führung gewesen ... damit ich nicht übermütig würde im Leben, vor dem ich stand, wie sie glaubte, denn selbst der Schwester Oberin sagte ich nichts von dem Muttermalbefund.
    Das Wichtigste waren mir immer die Schmerzmittel und das Verschweigen gewesen sowie das Hinwegreden über alles, als wäre es nichts.
    Sie öffnete nun eine Tür, die von derselben Firma war wie jene Tür im Kühlraum der heimatlichen Schlachthausgenossenschaft. Und auch die Großküche des Krankenhauses von Meßkirch und andere Großküchen waren von dieser Firma: Witwe Schrott und Söhne. Und dahinter, wie auf Betten, unter weißen Laken, das Ziel unserer Reise.
    Sie schlug die eine oder andere Decke zurück, einmal war da ein Kopf, ein überflüssig gewordener Kopf, ein anderes Mal sah ich nichts darunter.
    Sie sagte vielleicht »Da ist jetzt gerade niemand« und ging ein Bett weiter.
    Auch meine Klostertante sprach ja nicht viel.
    Sie begann nun ein Vaterunser, und ich sollte mitbeten, ein kleines Requiem für diesen wildfremden Menschen, den ich das erste Mal sah, als er schon zwei Tage tot war. Ich war nicht halb so erschüttert wie einst bei Caro, bei meinem Requiem für meinen Hund.
    Sie sagte, sie werde für mich beten.
    Da habe ich sie zum letzten Mal gesehen.
     
    Doch ich habe wieder einmal vorgegriffen und alles durcheinandergebracht.
    Ich stiftete also genau 2612,50 Mark der Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger, deren Marken ich einst gesammelt hatte, und dachte, mit ruhigem Gewissen auf meine Abschiedsreise zu gehen.
     
    Das Ergebnis, das schon am Montagmorgen vorlag, bestätigte die Befürchtungen von Dr. Schwellinger, von Dr. Methfessel und auch von mir.
    Frau Methfessel wollte nach einer Besprechung, in der sie mich noch einmal wissen ließ, man könne heute »viel machen«, gleich mit der Therapie beginnen. Doch vorher noch sagte sie mir, ich solle mich freimachen und auf jenes sterile Bett legen, es werde nicht wehtun.
    Sie kam mit ihrer Spritze, sie machte mich immun gegen den ersten Schmerz und entfernte mein Muttermal.
    Wohin kam es?
    War es nicht mein Muttermal?
    Nachdem ich mich, ohne jeden Wundschmerz, der sich auch im Nachhinein nicht einstellte, nicht einmal als Phantomschmerz, etwas ausgeruht hatte, stand ich auf und ging. Es war ein angenehmes Licht und eine Musik von Richard Clayderman, gegen die ich mich auch nicht wehren konnte, auf mich heruntergerieselt, wohl eine Stunde lang.
    Dr. Gnädinger zahlte ich nun eine erste Rate, denn ich konnte, sagte mir die Ärztin, in den

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