Einmal auf der Welt. Und dann so
später, nur noch ein Gelächter wert und versetzte mir doch einen Stich im Augenblick, als es, nein: ich, als ich mir selbst wieder einfiel.
Schon damals musste sich mein Nebenmensch nicht schämen, dicke Haarbüschel quollen ihm aus den Ohren, aus den Achselhöhlen, aus dem Bauch.
Aber was war mit mir?
Ich war vierzehn und ganz mangelhaft. Das konnte ich jetzt in Pico Grande berichten. Der Stellungsbefehl, die Karte, die ich noch vor mir sehe und mir (zusammen mit anderen über die Jahre verstreuten Nachrichten) das Leben schwer wie ein Schatten machte, war durch die Zeit nicht viel mehr wert als eine Erzählung mit entsprechendem Gelächter. Meine Angst war zu einem Witz geworden.
Hätte zu einem Witz geworden sein können, wenn nicht das fehlende Muttermal gewesen wäre.
Aber am meisten gelacht wurde, als sich herausstellte, dass selbst in Pico Grande diese Untersuchung von Amts wegen alle Jahre wieder stattfand und genauso, als ob es zu Hause wäre, bis in die Einzelheiten der notdürftig verdeckten Scham auf der Frauenseite. Bis zum heutigen Tag sind alle, die diese Karte bekommen haben, ob sie lesen können oder nicht, erschienen, und die letzte Indianerin hat sich alles vorlesen lassen, hat ihr weißes Hemd, und was dafür galt, abgelegt und am Eingang des Röntgenwagens gewartet, bis sie an der Reihe war.
Alles ganz wie zu Hause, nur an der Stelle der indianischen Brust und des indianischen Achselhaars meine Erinnerung an den durchsichtigen Schweiß unter meinen Achseln. Wir sind bei den meisten Dingen ganz unter uns, dachte ich, als hätte dies Tante Mausi gesagt.
Das Schweißzentrum meiner frühen Zeit, meine Nasszellen in den Tagen vor der Messerimpfung, das war noch ein Gelächter wert, bis es wehtat.
Nun kehrten wir zu vernünftigen Erwägungen zurück, zur Gnade des Personals, der Krankenschwester, die dem zu Durchleuchtenden das künstliche Gebiss im Mund ließ oder nicht. Das war nur zu Hause so, denn in Pico Grande gab es zwar Zähne, aber keinen Zahnersatz.
Die Stimme Rosas, die der eines Kakadus oder einer Italienerin glich, die aufgeregt von einer Wäscheleine zur anderen mit ihren dicken Oberarmen und ihrem Unterrock heiße Tage auf dem Balkon verbringt und ihr scharfes »E!« herausstößt, warf sich zu mir.
»Was war mit dir?«, wollte sie wissen. Wusstest du schon, was Liebe ist? Ich? Mit meinen Unterhemdchen und Unterärmchen?
Sie, meine Muse, sollte mir nun erst recht alles zeigen, alles, was es zu sehen gab, alles, was sie sahen.
Wollte sie erst mit der Höhle beginnen oder zu den Opfern der Maul- und Klauenseuche, die unverbrannt und unbegraben in einer natürlichen Mulde am Weg in die Kordilleren lagen, hinausfahren?
Ich entschied mich für die Kordilleren, denn ich habe das Leben unter freiem Himmel immer irgendwelchen Höhlen vorgezogen und hatte praktisch mein ganzes Leben im Freien verbracht, wo ich ganz frei war und nur der Gefangene meiner selbst.
Ich war immer gerne gefahren, das hieß doch: weggefahren, sodass mein Leben, wäre es verfilmt worden, ein Roadmovie gewesen wäre, in dem das Leben mit dem Sterben zusammenfiel.
Nach einer halben Stunde schon waren wir am Ziel, unweit von See No. 3. Nur die Geier, die aber nicht Geier hießen, sondern einen anderen Namen hatten, der mit Condor verwandt war, machten sich noch über die blauverfärbten, zu Monsterleibern verwandelten sterblichen Überreste her, und Neugierige, denen dieser Anblick nichts Gutes verhieß.
Alles war nur eine relativ kurze Zeit zu sehen.
Ich konnte Rosa verständlich machen, ihr versichern, dass es das auch bei uns gab. Ich ließ sie Maul- und Klauenseuche auf Deutsch nachsprechen. Maul- und Klauenseuche - das war nun wie das Geknurre eines Hundes, eines kleinen Hundes. Anschließend lachte sie kurz und hart über das Wort und wiederholte laut: »Mau- un-Klauenzeuch-« und wollte wissen, ob sie das richtig sagen konnte. Tatsächlich. Sie hatte die Oberarme einer Süditalienerin, einer Neapolitanerin, die im Unterrock am Fenster steht - es ist unbeschreiblich heiß und das Leben manchmal ein Fest.
Der Ausbruch meiner Maul- und Klauenseuche lag lange zurück. Als ich aber den ungeschützten Haufen sah und sah, dass die Zeit zugleich verging und nicht verging, schwindelte ich: nur eine kleine Schwäche.
Dies war das deutlichste Zeichen, das ich bisher in Pico Grande erhalten hatte.
Wir saßen wieder zu dritt vorne im Chevrolet, Mario, der Sohn der Doctora, saß am Steuer, nur die
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