Einmal durch die Hölle und zurück
zum Beispiel, wenn in Psychologielehrbüchern steht, dass die Leute Clowns nicht ausstehen können, weil gestreifte Hemden unsere ererbte Angst vor Tigern freisetzen. Auch wenn das zufällig stimmt. Und zum anderen die Leute, die behaupten, dass komplexe zoologische Phänomene ohne jeglichen Druck von außen auftreten können. Zum Beispiel, wenn Biologen etwas als »Spandrel« bezeichnen.
Genau genommen ist ein Spandrel ein evolutionärer Nebeneffekt – ein Merkmal, das nicht auftritt, weil es die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass ein Lebewesen sein Erbgut weitergeben kann, sondern infolge der Weiterentwicklung eines anderen Merkmals, das diese Wahrscheinlichkeit tatsächlich erhöht. Ronald Pies bezeichnet ein Spandrel als »eine Art genetischen Tramper, der nichts zum Gelingen der Fahrt beiträgt«. Es geht nicht darum, dass es keine Spandrels gibt, denn wahrscheinlich gibt es sie wirklich, das klassische Beispiel sind männliche Brustwarzen, die keinem erkennbaren evolutionären Zweck dienen und vielleicht nur existieren, weil Brustwarzen bei Frauen einen Nutzen haben und sich so früh in der Fetalentwicklung bilden, dass es leichter ist, sie allen zu geben. (Dasselbe wird über weibliche Orgasmen gesagt. Ich bin bloß der Überbringer der Nachricht.) Aber wenn man ein spezifisches Merkmal als Spandrel bezeichnet, heißt das normalerweise bloß, dass man zu faul war, den wahren Grund für seine Entstehung herauszufinden. (Oder dass man etwas noch Schlimmeres im Schilde führt: Die Geschichte der Versuche, menschliche Merkmale danach zu beurteilen, ob sie zum evolutionären »Fortschritt« beitragen oder nicht, ist abscheulich. »Entartet« und »degeneriert« sind pseudowissenschaftliche Begriffe, die dazu dienten, Menschen, die die Evolution nicht »voranbringen«, zu Schmarotzern zu erklären – »einer Art … Tramper, der nichts zum Gelingen der Fahrt beiträgt«.) Zu den Dingen, die als evolutionär nutzlos gebrandmarkt wurden, obwohl das eindeutig nicht stimmt, zählen Großeltern, Homosexuelle und der Blinddarm.
Der Reiz von Spandrels liegt vermutlich darin, dass es, wenn es Dinge gibt, die ein außergewöhnlich lockeres Verhältnis zu Ursache und Wirkung haben, vielleicht auch Dinge geben kann, die gar kein Verhältnis zu Ursache und Wirkung haben. Das würde bedeuten, dass sie außerhalb der Realität stehen und deshalb magisch sind. Begriffe wie
sub
lim,
über
natürlich,
para
normal,
epi
phänomenal usw. bemühen sich, das wahrscheinlich klingen zu lassen. Doch etwas, das außerhalb der Realität steht, kann man nicht untersuchen. Und etwas, von dem man bloß irrtümlicherweise glaubt, dass es außerhalb der Realität steht, wird auf der Stelle genauso langweilig wie alles andere. Das Jenseits bleibt per Definition außer Reichweite.
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Nämlich Gelb, Orange und Rot. Das hat vermutlich den Vorteil, dass Blätter, die mehr Infrarotlicht reflektieren (und weniger absorbieren), wenn sie vertrocknen, nicht so leicht Feuer fangen. Vgl. Fußnote 36
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Nach meiner auch, muss ich sagen.
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Anscheinend ist das ziemlich viel.
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Sexuell übertragbare Krankheiten auf einem Kreuzfahrtschiff zu behandeln, ist einfach umwerfend. Als würde man in einer Folge der Kochshow
Iron Chef
als besondere Zutat Genitalien verwenden.
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Die Rolle des Sicherheitspersonals ist, alles genau zu beobachten, für den Fall, dass es später zu einem Gerichtsprozess kommen sollte, bei dem die Kreuzfahrtlinie einen Entlastungszeugen benötigt.
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Ich weiß, was Sie jetzt denken: »Ist nicht die Aryan Brotherhood – die Sie tot sehen will, schon klar, aber nur mal prinzipiell – dafür berühmt, Gefängnismorde für Außenstehende auszuführen?« Ja, schon, aber sie sind auch dafür berühmt, diese Aufträge zu vermasseln. Wenn die AB Walter Johnson nicht für 500 000 Dollar von John Gotti in Marion umbringen konnte, wird sie es dann bei David Locano für 85 000 Dollar von mir in Florence schaffen? Und außerdem muss man manchmal wirklich auf seine Dollars achten.
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Ich weiß jetzt, dass Chris Semmel junior und Christine Semmel gute Eltern waren, denn sie haben ihrem einzigen Kind keinen Namen gegeben, in dem die Silbe »Chris« vorkommt.
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Gastfußnote von Violet Hurst: Eigentlich wurde nur ungefähr die Hälfte der Bäume in den Boundary Waters gefällt. Die Baumstämme sind so dünn, weil das Gebiet einen natürlichen »Brandzyklus« von nur hundertzweiundzwanzig Jahren hat, d.h. wenn man den Wald
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