Einmal gebissen, total hingerissen
schreiend aus der Blood Bar gelaufen ist, weil er einem Mädchen begegnet ist, das aussah wie die Freundin seines Bosses.
»Lass uns nicht so voreilig sein, Jareth«, sagt Magnus langsam.
»Vielleicht kann Rayne uns doch irgendwie von Nutzen
sein.«
»Ja«, sage ich und schneide Jareth eine Ätschbätsch—
Grimasse. »Ich bin sehr … nützlich.«
»Das kann ich mir vorstellen«, murmelt Jareth.
Gott, ich bin in meinen ganzen sechzehn Jahren noch nie so einem arroganten, obernervigen Vampir begegnet. Nicht das ich haufenweise Vampiren begegnen würde, aber trotzdem.
»Also, zu deiner Info«, wirft Magnus ein und ich kichere, obwohl ich es eigentlich nicht will. Es klingt so witzig, einen ehemaligen Ritter in schimmernder Rüstung und gegenwärtigen Meister der Vampire einen so
umgangssprachlichen Ausdruck benutzen zu hören. »Nicht nur Slayer Inc. zerbrechen sich wegen Mavericks
außerplanmäßiger Aktivitäten den Kopf. Auch ich habe
Informationen, die mich zu der Vermutung veranlassen,
dass er irgendeine Art von Plan ausheckt. Ich habe Jareth undercover ausgeschickt, um Nachforschungen anzustellen.
Das ist der Grund, warum du ihm in der Bar begegnet bist.
Er hat für mich gearbeitet.«
»Und es lief alles sehr gut, bevor sie aufgekreuzt ist«, murmelt Jareth vor sich hin.
»Ähm, hallo?«, sage ich und wedle ihm mit den Händen
vorm Gesicht herum. »Diese 'sie' aus diesem Szenario sitzt neben dir!« Ich werde ihm diesen Mist nicht durchgehen lassen.
»Jareth, ich weiß, du bist frustriert, weil du aufgrund von Raynes Erscheinen einen Abend lang keine Nachforschungen anstellen konntest«, kommt Magnus Jareths Erwiderung zuvor, bevor dieser den Mund aufmachen kann.
»Aber ich denke, wenn wir die langfristige Situation
betrachten, könnte dies tatsächlich zu unserem Vorteil sein.
Als Mensch wird Rayne die Blood Bar aus einer ganz
anderen Perspektive betrachten können. Wenn ihr euch
zusammentut, erhalten wir wahrscheinlich ein sehr gutes Bild von dem, was da unten los ist. Ich denke, ihr solltet zusammenarbeiten.«
Ich ziehe die Augenbrauen hoch. He, einen Moment mal.
Zusammenarbeiten? Magnus will, dass ich mit diesem Typ zusammenarbeite? Bäh.
Ich sehe zu Jareth hinüber, dem diese Idee offensichtlich noch weniger gefällt als mir.
»Ich kann nicht mit … der Jägerin zusammenarbeiten!«, ruft er und speit die Jobbezeichnung aus, als sei die Gift.
»Nicht in einer Million Jahren.« Er sieht Magnus an und in seinen durchdringend grünen Augen steht ein flehentlicher Ausdruck. »Ich schaffe das allein. Ich bin dein General. Ich befehlige deine Armee. Ich brauche kein Highschool-Kid im Schlepptau. Sie wird mir nur im Weg sein.«
»Rayne ist mehr als nur eine Highschool-Schülerin. Sie ist seit tausend Jahren die erste Jägerin, die die gesamte Vampirausbildung durchlaufen hat. Die unsere Welt als
Insider kennt.«
»Aber ...«
»Dies könnte der Anfang einer großartigen Partnerschaft zwischen Slayer Inc. und unserer Rasse sein«, fährt Magnus fort. »Ich werde diese Chance nicht wegen deiner persönlichen Befindlichkeiten aufs Spiel setzen. Es tut mir leid, was geschehen ist, Jareth. Aber das ist lange her. Wenn wir als Spezies überleben wollen, müssen wir lernen, uns anzupassen. Rayne kann dir helfen. Und ich erwarte, dass du ihre Hilfe annimmst.«
»Niemals!«, knurrt Jareth. »Ich werde niemals die Hilfe einer Jägerin annehmen. Magnus, du bist ein Narr, wenn du ihnen vertraust. Sieh dir nur an, was beim letzten Mal passiert ist. Und sieh dir an, was sie Lucifent angetan haben.« Die Limousine bleibt vor einer roten Ampel stehen und Jareth streckt die Hand nach dem Türgriff aus. »Meine Mahlzeit ist überfällig«, sagt er, als sei das der Grund, warum er kneift. Bevor irgendjemand die Chance hat, etwas zu erwidern, ist er zur Tür hinaus und in der Nacht verschwunden.
Ich lehne mich auf meinem Sitz zurück und drücke den
Kopf gegen das Lederpolster. Plötzlich bin ich sehr müde.
Und ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich weiß, was hier los ist. Diese Jägergeschichte ist noch ziemlich neu für mich.
Und jetzt habe ich obendrein noch einen widerstrebenden Vampir am Hals. Super.
»Mach dir keine Sorgen«, sagt Magnus. »Jareth kann
manchmal ziemlich stur sein, aber er ist ein guter Soldat.
Ein Profi. Er wird schon zur Vernunft kommen.«
»Cool«, antworte ich mit absolut null Begeisterung. Ich kann's gar nicht erwarten, mit dem Burschen zusammenzuarbeiten.
POSTED BY
Weitere Kostenlose Bücher