Einmal gebissen, total hingerissen
richtig an, als er mich umschlungen hält. Er streicht mir über den Rücken und
seine Hände fühlen sich so gut an. Ich gebe nach, vergrabe den Kopf an seiner Schulter und schluchze mir die Augen aus. Versuche, die Kraft anzunehmen, die er mir anbietet.
Der perfekte Trost, dem ich von ihm erhalte, macht mir eine Todesangst, aber ich bin zu erleichtert, um mich von ihm zu lösen.
»Es tut mir so leid, Raynie«, flüstert er und streicht mir übers Haar. »Das war absolut mies von ihm. Er hat dich nicht als Tochter verdient.«
»Ich wünschte, ich könnte ihn einfach hassen«, weine ich und hoffe, dass meine Nase nicht läuft und ich Jareths schwarzes Hemd schmutzig mache. »Aber ich kann nicht.
Ich liebe ihn immer noch. Ich vermisse ihn immer noch.
Ganz gleich, was er tut, er ist immer noch mein Dad.«
»Es ist hart, wenn man von Menschen, die man liebt, im
Stich gelassen wird.«
»Manchmal denke ich, dass das der Grund ist, warum ich
keine engen Freunde habe«, sage ich, nachdem ich jetzt
endgültig auf Plappermodus geschaltet habe. Ich kann nicht fassen, dass ich ihm das alles erzähle. Aber seine Arme fühlen sich warm an und seine Berührung ist tröstlich. Ich habe mich seit Äonen nicht mehr so sicher gefühlt. »Ich meine, alle denken, es läge daran, dass ich eine taffe Punkrockbraut bin, die niemanden braucht. Aber in
Wirklichkeit glaube ich, es liegt daran, dass ich eine
Todesangst habe. Angst, dass jemand, wenn ich ihn nah an mich heranlasse, einfach weggehen wird.«
»Ich kenne das Gefühl«, sagt Jareth beinahe nachdenklich.
»Besser als du ahnst.«
»Ehrlich?« Erregung steigt in mir auf und wetteifert mit meiner Traurigkeit. Er ist drauf und dran, das tiefe dunkle Geheimnis preiszugeben, ich spüre es.
Er zieht den Kopf weg. »Ein andermal«, sagt er, drückt die Lippen auf meine Stirn und gibt mir einen sanften Kuss.
Ich schiebe die Unterlippe vor, als würde ich schmollen.
»Oh, na gut.«
»Ich verspreche es.«
»Ich werde dich darauf festnageln.«
»Keine Bange«, erwidert er, beugt sich über meinen
Nachttisch und greift nach einem Papiertaschentuch für
mich. Er reicht es mir und ich wische mir Augen und Nase ab. »Im Gegensatz zu manchen Leuten halte ich meine Versprechen. Immer und ewig.«
Er streicht mir eine Haarsträhne aus den Augen und
betrachtet mein Gesicht. »Du bist wirklich schön«, sagt er.
»Weißt du das?«
Ich schneide eine Grimasse. »Ja, klar.« Aber insgeheim
freue ich mich über seine Bemerkung.
»Nein. Ich meine es ernst.« Er lässt die Finger über mein Gesicht wandern und kratzt mit den Nägeln ganz leicht über meinen Wangenknochen. Es fühlt sich so gut an. Ich schließe die Augen.
Und dann küsst er mich. Ja, der schöne Vampir, der finstere General, der, der niemals jemanden nah an sich heranlässt, beugt sich vor und drückt seine Lippen auf meine.
Dieser Kuss ist anders als der in der Besenkammer. Dieser Kuss ist sanft. Behutsam. Leicht. Wie der Flügel eines Schmetterlings, der meine Lippen streift. Ich weiß, es klingt komisch, aber es ist wie eine zärtliche Huldigung. Ich seufze schwach, als in meinen Fingern, meinen Zehen,
meinem ganzen Körper prickelige Gefühle aufkeimen. Ich
erwidere seinen Kuss, zuerst zögernd und dann mit mehr
Selbstbewusstsein. Jareth ist ein Meisterküsser, ganz anders als die verlegenen, fummelnden Jungs, mit denen ich früher zusammen war. Die Art Jungs, die sich mehr für die technischen Funktionsweise meines BH's interessiert haben.
Die Art, die den Mund nur als oligatorische Einleitung
betrachten, um mich dazu zu bringen, mich auszuziehen.
Aber Jareth scheint es zu genügen, mich einfach nur zu
küssen. Meinen Mund mit seinem zu erkunden. Seine
Zunge erzählt tausend Geschichten und meine ergötzt sich an tausend Geschmäckern.
Ich frage mich, was er denkt, während er mich küsst.
Empfindet er etwas für mich? Ist dies etwas, auf das er gehofft hat? Oder ist es lediglich eine Geste, die mich aufheitern und mich von meinem Schmerz ablenken soll?
Leider habe ich keinen Schimmer, was dieses unsterbliche Geschöpf eigentlich für mich empfindet, und das erschreckt mich zu Tode.
Hör auf, so viel zu denken, Rayne, ermahne ich mich. Du hast einen heißen Typen in deinem Zimmer, mit dem du rummachst. Lass einfach locker.
Aber ich kann nicht. Nicht diesmal. Denn ich fange an, eine tiefe Zärtlichkeit für diesen Vampir zu entwickeln. Und das ist verdammt beängstigend. Schließlich hat er mir
Weitere Kostenlose Bücher