Einmal Himmel und zurück: Der wahre Bericht einer Ärztin über ihren Tod, den Himmel, die Engel und das Leben, das folgte (German Edition)
er ausfranst oder reißt. Der ganze Gobelin aber ist so groß, dass wir ihn gar nicht überblicken können, und sein Muster derart komplex, dass uns die Bedeutung unseres einzelnen Fadens verborgen bleibt. Dennoch wäre der Gobelin ohne unseren individuellen Beitrag schadhaft und unvollständig. Daher sollten wir diesen Beitrag anerkennen und uns daran erfreuen. Unser Faden – unser Leben – ist in der Tat wichtig. Unsere Handlungen und unsere Entscheidungen, selbst die scheinbar geringfügigen, machen einen Unterschied.
Ich finde es aufschlussreich, dass gerade jene Leute, die über bedauerliche Umstände oder furchtbare Ereignisse klagen, nur selten unmittelbar damit zu tun haben. Ich konnte mit Menschen sprechen, die sich in sogenannten »schlimmen, tragischen oder verheerenden« Situationen befunden haben, aber trotzdem dankbar dafür sind und auch dann nichts an ihrer Lage ändern würden, wenn man ihnen die Möglichkeit dazu gäbe.
Es geht mir um Folgendes: Die Deutung, ob eine Sache grundsätzlich »gut« oder »schlecht« ist, hängt allein vom eigenen Standpunkt ab. Ist es wirklich so, dass »guten« Menschen »schlimme« Dinge widerfahren? Ich habe da meine Zweifel. Jesus war gewiss ein sehr »guter« Mensch, und seine Kreuzigung würden die meisten wohl als »schlimm« bezeichnen. Seine Jünger waren am Boden zerstört, doch ohne dieses Ereignis hätten sich die Prophezeiungen des Alten Testaments nicht erfüllt und wäre kein neues Bündnis mit Gott geschlossen worden. Aus dieser Perspektive fällt es schwer, die Kreuzigung Jesu für »schlimm« zu erklären. Tatsächlich bildet sie den Kern der »frohen Botschaft«, die Christen auf der ganzen Welt feiern.
Selbst wenn wir enttäuscht sind, weil wir eine Situation oder Begebenheit nicht begreifen können, gibt es unsichtbare Engel, die, von Gottes Weisheit geführt, uns Beistand leisten und Trost spenden. Unsere einzig wahre vernünftige Option besteht darin, auf das Wort und die Versprechen Gottes zu bauen.
18
Pflegestation
Dies ist der Tag, den der Herr macht;
lasst uns freuen und fröhlich an ihm sein.
Psalm 118,24
Als mein Gesundheitszustand es zuließ, wurde ich auf die Pflegestation verlegt. Dort angekommen, hatte ich weiterhin keine nennenswerten Schmerzen und fühlte mich nach wie vor in den Umhang Gottes gehüllt. Ja ich war glückselig.
Wenn jemand zum ersten Mal in mein Zimmer kam, trat er oder sie buchstäblich einen Schritt zurück und fragte mit überraschter Miene: »Was geht hier vor?« Die Menschen hatten das Gefühl, eine physische Macht und Gegenwart sei im Raum. Zunächst achtete ich nicht weiter auf solche Bemerkungen. Dann aber, als ganz unterschiedliche Leute mir den gleichen Eindruck mitteilten, kam ich zu der Überzeugung, dass sie hier eine fast greifbare Energie spürten. Ich hätte darüber nicht verwundert sein sollen, denn ich selbst konnte Gottes Gegenwart deutlich spüren.
Seit meinem Unfall waren mehrere Wochen vergangen, aber ich verbrachte den größten Teil der Tage immer noch in nachdenklicher Betrachtung, um in all den Geschehnissen einen Sinn zu entdecken. Ich glaubte, dass alle Dinge zum Besten dienen, und überlegte, welche Gründe zu diesem Unfall geführt haben mochten. Völlig unerwartet saß ich plötzlich erneut in einem herrlichen, sonnenüberfluteten Feld mit einem Engel zusammen. Der strahlende Glanz, den die Schönheit ringsum verbreitete, und die reine verströmende Liebe des Engels überwältigten mich und spendeten mir zugleich neue Kraft.
Wir schienen stundenlang ins Gespräch vertieft, und ich verspürte nie den Wunsch, von dort wegzugehen. Wir erörterten die Einzelheiten meines Unfalls, und ich erhielt weitere Informationen darüber, warum ich zur Erde zurückgeschickt worden war.
An späterer Stelle werde ich mehrere dieser Gründe näher beleuchten; zum Beispiel sollte ich für die Gesundheit meines Mannes sorgen, meiner Familie und Gemeinde ein Fels in der Brandung sein, zumal nach dem Tod unseres Sohnes, anderen Menschen helfen, den Weg zu Gott wiederzufinden, und meine Geschichte sowie die damit verbundenen Erfahrungen einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich machen.
Als unser Gespräch beendet und für mich die Zeit gekommen war, in die Gegenwart zurückzukehren, küsste mich der Engel auf die Stirn und verabschiedete sich. Ich wusste, dass es unsere letzte Unterredung war und dass mit diesem Kuss die behandelten Themen gleichsam unter einem Schleier verborgen wurden.
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