Einmal Himmel und zurück: Der wahre Bericht einer Ärztin über ihren Tod, den Himmel, die Engel und das Leben, das folgte (German Edition)
aus dem Krankenhaus versetzte mich in freudige Erregung, aber nach der Ankunft zu Hause war ich deprimiert und in einem elenden körperlichen Zustand. Gewiss fand ich Freude an meiner Umgebung, doch das änderte nichts an der konkreten täglichen Realität. Meine Beine waren bis zur Leistengegend von festem Gips umschlossen, und so konnte ich mich nicht allein fortbewegen, aber immerhin mit einer Gehhilfe aufrecht stehen, nachdem jemand mich hochgehoben hatte. Wenn niemand in der Nähe war, um mir Beistand zu leisten, war ich an den Rollstuhl gefesselt.
Das Haus, in dem wir zur Miete wohnten, musste in den 1970er-Jahren gebaut worden sein, denn Flure und Türen waren sehr schmal. Ein Freund entfernte diese, damit man mich zwischen meinem Schlafzimmer und der Küche hin- und herfahren konnte, aber im Grunde kam ich mir vor wie ein Pet Rock , einer jener Kieselsteine, die zur damaligen Zeit in einem Pappkarton verkauft wurden, um sie zu Hause als Haustiere zu halten. Ich musste an Ort und Stelle ausharren, bis jemand mich anderswohin schob.
Noch im Krankenhaus hatten sich in meinen Beinen Blutgerinnsel gebildet, die dann Richtung Lungen wanderten. Um sie aufzulösen und zusätzliche Komplikationen zu vermeiden, gab Bill mir zu Hause zwei Spritzen täglich – gar keine angenehme Erfahrung für jemanden, der es hasst, mit der Nadel gestochen zu werden. Außerdem musste ich schmerzstillende Mittel nehmen, die mich benommen machten. Die Euphorie, den Himmel zu besuchen, war verflogen. An ihre Stelle traten die Monotonie des Alltags und die Fassungslosigkeit darüber, dass ich zur Erde zurückgeschickt worden war.
Ich fühlte mich wirklich niedergeschlagen. Da ich stets aktiv und kräftig gewesen war, lastete die körperliche Unbeweglichkeit schwer auf meiner Seele. Es kostete mich viel Mühe, den Leitspruch des Jüngers Jakobus zu befolgen: »Finde in allem einen Grund zur Freude … auch wenn du vor vielerlei Herausforderungen stehst, denn du weißt, dass die Prüfung deines Glaubens dir Kraft zum Durchhalten verleiht.« Ich dachte, dass ich mir bereits genug Durchhaltevermögen angeeignet hatte.
Scott war einer der Pfleger im Krankenhaus, und Bill hatte mit ihm vereinbart, mich mehrmals wöchentlich zu Hause zu betreuen. Er war stark, fürsorglich und immer fröhlich. Ich freute mich auf seine Besuche und genoss die heilsame Energie, die von ihm ausging. Er fuhr mich von einem Zimmer ins andere, wusch mir das Haar, bereitete mein Mittagessen zu, heiterte mich auf und saß einfach bei mir. Ungeachtet dessen schmachtete ich vor mich hin. Daher beschlossen einige meiner kreativen Freunde, etwas dagegen zu tun. Sie befestigten zwei Skier an den Kufen eines Schlittens und bauten einen speziellen Sitz darauf. Dann brachten sie an dessen Rückseite einen Griff an, sodass Scott mich über die schneebedeckte Straße vor unserem Haus schieben konnte. Auf diese Weise wurde ich spazieren gefahren wie ein Säugling im Kinderwagen!
Manchmal wurde ich langsam geschoben, dann wieder brachte mich Scott zu einem der nahegelegenen Hügel und ließ mich auf dem Schlitten schnell hinuntersausen, während er hinter mir herrannte. Bald nahm ich ein Paar kurze Skistöcke mit und wurde ziemlich geschickt darin, den Schlitten freudestrahlend zu steuern, indem ich die Stöcke rechts oder links in den Schnee stieß. Nur bei diesen Ausflügen fühlte ich mich mobil und vital, also fand ich sie großartig. Meine Familie gewöhnte sich an, Scott den »Schlittenjungen« zu nennen, denn sobald er eintraf, wollte ich nur noch auf den Schlitten gehievt und ausgefahren werden.
Er war in meinem Genesungsprozess so wichtig, dass mir der Abschied von ihm ein wenig schwerfiel, als ich schließlich wieder kräftig und beweglich genug war, um für mich selbst zu sorgen. Inzwischen hat er unsere Stadt verlassen und ist Assistent eines Arztes geworden. Seit vielen Jahren habe ich nichts mehr von ihm gehört, erinnere mich aber sehr gerne an ihn und werde die Freundlichkeit, die er mir entgegenbrachte, stets zu schätzen wissen.
Unser jüngster Sohn Peter war bei meinem Kajakunfall erst eineinhalb Jahre alt. Er hatte am meisten gezögert, mir im Krankenhaus nah zu sein, aber nach meiner Heimkehr wich er nicht mehr von meiner Seite. Viele Monate lang blieb ich dank seiner Liebe und Beständigkeit, seinem Trost und dem gemeinsamen Wissen von Gottes Gegenwart eng mit ihm verbunden – und durch ihn mit dieser Welt. In Anbetracht seines sehr jungen Alters
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