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Einmal Hochzeit und zurück

Einmal Hochzeit und zurück

Titel: Einmal Hochzeit und zurück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Colgan
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setzte mich auf eine Bank und schaute niedergeschlagen zu, wie die Leute aus dem Gebäude strömten. Sie sahen verfroren aus, müde und geschafft, doch man konnte sehen, wie sie versuchten, für den langen Weg nach Hause im Berufsverkehr die letzten Kräfte zu mobilisieren.
    Mein Blick war so verschwommen vor Tränen, Müdigkeit und Angst, dass ich sie zuerst gar nicht bemerkte. Irgendwann fiel mir auf, dass jemand neben mir saß. Langsam drehte ich mich um. Ich konnte es kaum glauben, dass jemand, den ich so gut kannte, hier war. Dabei würde sie mich gar nicht erkennen. Nicht nur das, sie weinte auch noch.
    Tashy schniefte geräuschvoll. Ich schaute sie verstohlen aus den Augenwinkeln an. Mein Herz schlug wie eine Marschtrommel. Ich musste mich zusammenreißen, um nicht aufzuspringen und mich auf sie zu stürzen und sie mit Küssen zu überschütten.
    »Entschuldigen Sie bitte die Störung«, sagte ich, was völlig daneben klang. »Ist alles in Ordnung?«
    Sie drehte sich um, und ich schwöre bei Gott, sie wäre vor Schreck beinahe von der Bank gefallen.
    »O mein Gott«, sagte sie und schnappte nach Luft. Ich sah sie unverwandt an und fühlte mich so elend wie noch nie in meinem Leben.
    »Entschuldige bitte, aber du siehst aus wie eine Freundin von mir. Tut mir Leid, das ist echt abgefahren.«
    »Wie ist Ihre Freundin denn so?«, fragte ich, und mein Herz raste wie wild.
    »Ach, das ist doch vollkommen egal. Du bist viel jünger als sie.«
    »Ist... wie heißt sie denn?«
    Tashy stand auf und rieb sich die Augen. Sie sah blasser aus als in der letzten Zeit - musste wohl an all den noch folgenden Sonnenbanksitzungen liegen. Ihr schmaler Solitärring funkelte traurig.
    »Warum?«
    Ich schluckte schwer. »Tashy.«
    »Woher weißt du, wie ich heiße?«, fragte sie und wirkte plötzlich ganz verängstigt.
    »Bitte ...«, sagte ich. »Flora ...«
    »Was geht hier vor?« Sie blickte sich um und umklammerte ihre Handtasche.
    »Wann haben Sie sie das letzte Mal gesehen?«, quakte ich heiser. Das Herz schlug mir bis zum Hals, und ich brachte die Worte kaum heraus.
    »Was geht hier vor?« Tashy schaute mich durchdringend an. »Was hast du gemacht? Diese Ähnlichkeit ist wirklich verblüffend.«
    Ich seufzte tief. Ich konnte es nicht fassen, dass jemand mich erkannte. Vielmehr, noch erkannte sie mich nicht, aber bald.
    »Also, es wird ein bisschen schwierig, das zu erklären.«
    »Seid ihr eine Bande fieser Osteuropäer, die ihre Identität gestohlen haben? Wenn das der Fall ist, dann melde ich das nämlich der Polizei.«
    In diesem Augenblick war ich versucht, ihr ihre PIN-Nummer aufzusagen, die ich für Notfälle kannte, aber ich kam zu dem Schluss, es wäre besser, das zu lassen.
    »Nein«, sagte ich. »Ich schwöre auf das Leben von Dave Grohl.«
    Benommen schüttelte sie den Kopf.
    »Tashy, weißt du noch, wie wir uns damals mit vierzehn hoch und heilig geschworen haben, der einzige Mann, mit dem wir vor unserer Hochzeit schlafen würden, wäre Prinz Edward?«
    Sie starrte mich an.
    »Weißt du noch, als du mit diesem Jungen auf dem Klo eingesperrt wurdest, auf McKaskills Party? Ihr wart gar nicht eingesperrt, oder?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Weißt du noch, als wir den Pfefferminzlikör von deinen Eltern getrunken und über den ganzen Flokati gekotzt haben?«
    »Das wollten wir niemandem weitererzählen.«
    »Haben wir auch nicht. Und was war damals, als du ...«
    »Okay, was? WAS?«
    Ihr Gesicht war verzerrt, weil sie so verwirrt und verzweifelt war. Ich holte tief Luft. Sie starrte mich an, Augen und Mund weit aufgerissen.
    Ich senkte die Stimme. »Als du vergessen hast, einen gewissen Tampon zu entfernen? Der sich später wiederfand, und zwar an einem gewissen Körperteil eines Mannes ...«
    Sie schlug die Hände vors Gesicht. »O mein Gott. O mein Gott. Du bist es. Was ist passiert?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Das kann doch ... nicht wahr sein.«
    »Wem sagst du das.«
    Sie kam zu mir rüber und schaute mir geradewegs ins Gesicht. Ich bemühte mich stillzuhalten.
    »Lieber Gott«, sagte sie. »Was hast du denn jetzt schon wieder angestellt?«
    »Du meinst also nicht, ich könnte damit durchkommen, wenn ich allen erzähle, ich hätte mir ein extrem gutes Facelifting machen lassen und immer sehr gesund gelebt?«, fragte ich bedrückt.
    »Wer würde dir das schon abkaufen?« Sie starrte mir so eindringlich ins Gesicht, dass ich total nervös wurde, und dann streckte sie auch noch die Hände danach aus. »Mein

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