Einmal Hochzeit und zurück
kam jetzt auf mich zu und hetzte die Sekretärinnen auf mich, die tadelnd den Kopf schüttelten. Dean war hinter mir, mit vor Zorn puterrotem Gesicht. Endlich fand ich das Hämmerchen und haute damit so fest ich konnte auf das Glas.
»Dddddrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrr ...«
Der Krach war so ohrenbetäubend, dass selbst ich erschrak. Alle blieben wie angewurzelt stehen. Ich selbst entwurzelte mich etwas schneller als sie, da ich ja damit gerechnet hatte, und außerdem hatte ich die Reaktionszeit eines topfitten Teenagers. Ich spurtete durch den Notausgang hinaus und raste die Treppe hinunter wie eine nasse Katze, während ich hinter mir das laute Stimmengewirr der Angestellten hörte, die unverhofft in den Genuss einer verlängerten Mittagspause kamen.
Ich knallte die Türen des Hinterausgangs hinter mir zu und warf mich hinter ein paar Büsche, um abzuwarten, ob Stanzi es noch rechtzeitig nach draußen schaffte. Tat sie. In dem Gewusel bis zur Unkenntlichkeit getarnt schlängelte sie sich durch die Menschenmenge, während die Leute alle einen auf cool machten und so taten, als würden sie sich auch angesichts eines echten Feuers mutig und gelassen verhalten. Ich benutzte das Guthaben auf meiner kostbaren Telefonkarte, um sie zu mir zu lotsen.
Sie kicherte. »Wir haben das gemacht? Ist eine Mutprobe?«
»So ähnlich«, murmelte ich. »Komm, machen wir, dass wir wieder in die Schule kommen.«
Verdammt, wenn ich schon verschwinden musste, dann wollte ich doch zumindest etwas Gutes getan haben auf dieser Welt.
11. Kapitel
Ich hatte da ein Problem. Na ja, so gesehen hatte ich eigentlich eine Menge Probleme, und zwar ganz schön heftige, nicht so ein Popelkram wie den richtigen Zeitpunkt abzupassen, in London Wohneigentum zu erwerben, oder die richtige Putzfrau zu finden oder so einen Käse, den ich mir in meinem alten Leben ständig bei Dinnerpartys hatte anhören müssen.
Dieses hier war also, an meinen sonstigen Maßstäben gemessen, ein Miniproblem. Es war Samstag, und ich hatte gleichzeitig Tashy versprochen, mich mit ihr auf die Suche nach einem Brautjungfernkleid zu machen, Stanzi, mit ihr ein heißes Outfit für Justins Party auszusuchen, und meiner Mum und meinem Dad, mit ihnen auf Shoppingtour zu gehen, als »Familienausflug« sozusagen, ein krampfhafter Versuch, mal wieder was gemeinsam zu unternehmen. Ich hatte das nicht alles auf ein und denselben Samstag legen wollen, aber wenn mir (möglicherweise) bloß noch drei Wochen auf dieser Erde blieben, dann wollte ich die voll auskosten und so viele liebe Leute wie möglich treffen. Außerdem bedeutete diese Konstellation Shopping-Vergnügen hoch drei. Wir entschieden uns für Kingston als Jagdrevier. Mum wollte partout nicht ins West End, und Tashy war es egal.
»Beeil dich, Flora«, quengelte meine Mum. Normalerweise drängelte Olly auch immer schon, während ich noch frühstückte. Ich musste wohl unter einer Frühstücksgeschwindigkeitsstörung leiden.
»Ja, ja«, knurrte ich und rührte, wie ich glaubte, in allerbester Manier eines schmollenden Teenagers in meinen Cornflakes herum. O nein, Irrtum, war wohl doch nicht typisch Teenie, bei Olly habe ich das nämlich auch immer gemacht.
Dad guckte ein bisschen bedröppelt aus der Wäsche, als er sich im Spiegel ansah. Ich wusste, wie viel er noch zunehmen würde. Vermutlich fragte er sich gerade, ob er je wieder guten Sex haben würde ... tja, da wollte ich lieber nicht drüber nachdenken.
»Du siehst toll aus, Dad«, sagte ich, so herzlich ich konnte.
Argwöhnisch warf er mir einen Blick aus den Augenwinkeln zu. »Wenn du dir einbildest, dafür würde ich dir jetzt lauter nuttige Fummel kaufen, dann hast du dich aber geschnitten.«
»Und wenn sie nur ein kleines bisschen nuttig sind?«
»Kommt nicht in die Tüte.«
»Können wir uns auf schlampig einigen?«
Er lächelte. »Nein.«
»Gewagt?«
»Flora Jane, bitte zwing mich nicht, dieses Gespräch zu führen.«
»Ich bin ein ganz braves Mädchen, Dad, wirklich«, versicherte ich mit porentief reinem Gewissen.
Er lächelte schief.
»Na ja, ich gebe mir jedenfalls Mühe«, erklärte ich ein wenig schuldbewusst, als mir meine Entgleisungen der vergangenen Woche wieder einfielen. Von den Streichen in der Firma mal abgesehen hatte ich 16 Rollen Pringles verschlungen, verschiedenfarbige Socken getragen und mich eines Abends hinausgeschlichen und die ganze Nacht in unserer Disko abgetanzt, obwohl man den Laden echt vergessen konnte
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