Einmal Hochzeit und zurück
Mannomann, in den Dingern sah ich aus wie eins dieser Hollywood-Sternchen.
Stanzi schaute mich seltsam an.
»Wir müssen los«, drängelte sie.
»Noch zehn Minuten«, bettelte ich.
»Normalerweise sagst du beim Einkaufen immer, du findest dich hässlich.«
»O ja«, murmelte ich, während ich mein Spiegelbild in einem gelben Kleid bewunderte, beinahe wie das von Renée Zellweger bei der Oscarverleihung. »Ich sehe aus wie ein Kübel Mist.«
»Ich auch«, jaulte Stanzi, offensichtlich heilfroh, dass ich wieder mitspielte. »Ich sehe aus wie ein Schwein im Kleid!«
»Du siehst umwerfend aus! Aber ich sehe aus wie ein Wombat in Strumpfhosen.«
»Nein, du bist wunderschön. Ich sehe aus wie eine sabbernde Marsianerin, die zur Erde geschickt wurde, um herauszufinden, wie man männliche Erdbewohner am besten zum Kotzen bringt!«
»Was mache ich bloß in diesem Laden, wo ich doch eigentlich einen Laden bräuchte, der Papiertüten in Übergrößen führt?«
Wir kicherten ununterbrochen, während wir unsere endgültige Auswahl trafen. Stanzi nahm das rote Top, in dem sie wirklich fabelhaft aussah, bestand aber darauf, es mit einer schwarzen Hose zu tragen, in der sie einen enormen Hintern hatte, und die ganze Kombination erinnerte irgendwie entfernt an eine dieser tödlichen Giftspinnen. Ich behielt den niedlichen Jeansmini - Selbstbräuner ahoi! -, und dazu wollte ich ein schnuckeliges schulterfreies Streifentop tragen, das zwar ein bisschen nach 8oer-Jahre-Revival aussah, aber ich dachte mir, wenn irgendjemand das Recht hatte, in 8oer-Jahre-Klamotten herumzulaufen, dann ich. Wir schlüpften vergnügt in die Kabine, um uns wieder umzuziehen (wir teilten uns eine Kabine, ich hatte ganz vergessen, dass das ein absolutes Muss war), erstarrten aber beide, als wir eine allzu bekannte Stimme hörten.
»Georgia! Herrgott noch mal, Georgia, kannst du mir nicht mal die richtige Größe bringen? 34, verdammt noch mal. Nur Nieten tragen 36.«
Fallon. Augenscheinlich mischte sie sich bei ihrer Shoppingtour unter das gemeine Volk, genau wie Kylie.
»Dreck«, schimpfte ich.
»Porca miseria «, stimmte Stanzi mir zu.
»Wir sehen echt aus wie Lesbenschnallen«, flüsterte ich. Stanzi nickte. Meinem hehren Ziel zuliebe, die Familie zusammenzuhalten, trug ich einen mütterlicherseits genehmigten Zigeunerrock mit passender Folklore-Bluse. Kein Grund, nervös zu werden, aber Konfrontationen jedweder Art beschleunigen meinen Puls, da konnte ich nichts gegen machen.
»Und ich will es in jeder verfügbaren Farbe!«, schrie Fallon. »Zack, zack!«
Ich guckte auf die Uhr. Noch zehn Minuten bis zum verabredeten Treffen mit Tashy, und vorher musste ich noch meine Eltern abschütteln, und zwar mithilfe eines genialen Plans, der mir bisher bloß leider noch nicht eingefallen war.
Ich starrte zu Boden. Nie im Leben konnte ich mich da drunter durchquetschen.
»Du gehst«, wisperte Stanzi. »Erzähl. Nein. Erzähl irgendwas. Ich komme dann später nach.«
Meine Augenbrauen schossen nach oben vor Erstaunen angesichts dieser selbstlosen Aufopferung. »Vielen Dank!«, sagte ich.
»Pst! Geh jetzt!«
Ich drückte ihren Arm und ging todesmutig hinaus. Fallon beguckte sich missvergnügt im Spiegel, obwohl sie wirklich fabelhaft aussah. Ihr Kopf fuhr herum, als sie mich entdeckte. Eine kurze Pause entstand.
Aber dann. »Gott. Kann man denn nirgendwo mehr hingehen?«, bemerkte sie spitz mit gerümpfter Nase. »Wärst du bei New Yorker nicht besser aufgehoben?«
»Kommst du gerade vom Krallenschärfen?«, fragte ich und ging an ihr vorbei.
»Ich bin mitten in den Vorbereitungen für eine Party«, erklärte sie hochnäsig. »Das ist etwas, wo beliebte Leute am Wochenende hingehen. Würde dir nicht gefallen.«
»Wir sehen uns dann da«, rief ich lässig über die Schulter.
Schockiert wirbelte sie herum und kam aufgebracht auf mich zugestapft, in Killerabsätzen und einem winzig kleinen schwarzen Minikleid.
»Du willst dich doch nicht zum Gespött der Leute machen und tatsächlich da auftauchen?«, zischte sie.
»Du willst dich doch nicht zum Gespött der Leute machen und in diesem Kleid da auftauchen, du billiges Flittchen?«
Ich konnte kaum glauben, was ich da von mir gab. Anscheinend ist man angesichts der Möglichkeit, sich eventuell einfach in Luft aufzulösen, wesentlich schlagfertiger.
Sie verzog das Gesicht. »Wer ist hier das Flittchen?«
»Ähm, keiner, Flittchen.«
O Gott, was machte ich da nur? War ich denn lebensmüde?
Sie
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