Einmal Hochzeit und zurück
und ich die ganze Nacht von den gleichen blöden Wichsern angequatscht wurde, die ich nur allzu gut aus Mr. Deans Büro kannte.
Die Kingston High Street war rappelvoll. Es machte nicht halb so viel Spaß, ohne eigene Kreditkarte hierher zu kommen. Tashy hatte mir noch mal was gepumpt, doch ich fürchtete, dass sie mittlerweile insgeheim mit den Zähnen knirschte. Aber besser als gar nichts, wo meine Eltern dauernd in Richtung Marks and Spencer und der Wäscheständer mit den BHs steuerten. Ich schaute mich immer wieder unauffällig um. Bis mir aufging, dass ich mich doch tatsächlich umblickte, ob Clelland nicht gerade zufällig vorbeikam und mich peinlicherweise mit meinen Eltern beim Einkaufen sah. Zum Teufel mit diesen verfluchten Hormonen! Dann sah ich mich in einem Schaufenster und musste den Kopf schütteln über meine knubbeligen Knie und das Baby-Schmollmündchen. Aber ich fragte mich trotzdem, wo Clelland wohl gerade steckte. Vermutlich kaufte er gerade Müsli und plante mit Madeleine ein Baby.
»Können wir nicht wenigstens zu Gap gehen?«,- flehte ich. »Die haben keinen Schlampenkram.«
»Gap«, schnaubte meine Mutter abfällig und schüttelte den Kopf. »Völlig überteuert...«
Wobei mir wieder einfiel, warum ich ihr immer erzählte, alles, was ich kaufte, hätte ich für zehn Pfund im Schlussverkauf erstanden.
»... und nichts, was ich zu Hause nicht selber machen könnte.«
»Du nähst doch gar nicht«, entgegnete ich mürrisch.
»Ich weiß, aber ich könnte. Genauso gut wie die bei Gap.«
Ich beließ es dabei und folgte den beiden pflichtschuldig nach drinnen, wo meine Mutter sich durch Regale voller schlabberiger Gummibund-Hosen wühlte und mir die schlichteste Jeans (die bei ihr Nietenhosen hießen) aufschwatzen wollte, die sie im ganzen Laden finden konnte, nur um mir zu beweisen, dass sie zumindest ansatzweise wusste, was bei den Kids so angesagt war.
Stanzi und ich hatten einen vagen, nur mäßig durchdachten Plan ausgeheckt, uns einfach gegen Mittag bei Bentalls über den Weg zu laufen und unsere Eltern gemeinsam zum Kaffeetrinken zu schicken. Offenbar verstanden sie sich sehr gut, obwohl mir das natürlich völlig neu war.
Als ich mich jedoch in immer neue T-Shirt-und-Strickjacken-Kombinationen mühte, fing ich langsam an daran zu zweifeln, ob das ein besonders kluger Plan war.
»Du bist ja heute richtig gut gelaunt«, bemerkte meine Mutter. »Normalerweise wärst du jetzt schon so genervt, dass du alle anschreist und fluchst und darauf bestehst, dass wir so eine Kombi-Hose kaufen.«
Kombi-Hose? Hatte ich da eine monumentale Revolution auf dem Gebiet der alternativen Mode verpasst?
»Na, diese hässlichen Dinger da«, erklärte meine Mum und zeigte auf ein Mädchen, ungefähr in meinem Alter, die total auf Christina Aguilera machte - kleine Zöpfchen, zum Teil blau eingefärbt, Nasenpiercing, zerfetztes, Bauchnabel enthüllendes Top und eine kurze Armee-Hose.
»Und an dem Mädchen findest du die Hose am schlimmsten?«, fragte ich ungläubig. »Na egal.« Das sagten sie bei diesen Musiksendern auch dauernd, also passte das vermutlich zu einem Teenie.
»Genau«, meinte meine Mutter. »Probier mal dieses süße Polo-Shirt.«
Während ich mich noch damit abmühte, meinen Kopf durch die extrem kleine Öffnung des Polo-Kragens zu quetschen, hörte ich das vertraute Quietschen.
»Mrs. Scurrison! Mr. Scurrison! So eine Überraschung!«, kreischte Stanzi und gab damit die wohl schlechteste Theatervorstellung eines überraschten Mädels in der gesamten Geschichte des Universums.
Endlich hatte ich den Kopf durch das Shirt geschoben und guckte durch den Vorhang. Bei Stanzi standen etwas pummelige Eltern, mit denen sie eindeutig verwandt war.
»Bella, buon giorno! «, rief ihr Dad und drückte mich sehr fest und herzlich und ein bisschen verschwitzt an sich.
»Come stai?«
Alle sahen mich an, als müsse ich jetzt etwas sagen, was mir ein bisschen peinlich war, weil ich kein Wort Italienisch spreche.
»Ah ... s.«, erwiderte ich.
»Si? Si? Ach, eure Tochter«, sagte er zu meinen Eltern. »Sie will nicht mehr spielen, nein? Sie ist zu erwachsen geworden, sie meint?«
Meine Mum nickte. »Na ja, du weißt doch, wie es ist, Gianni. Dauernd machen sie irgendeine Phase durch.«
»Ich weiß. Meine Tochter, sie heiratet jetzt einen Popstar, ja?«
»Da-ad«, protestierte Stanzi.
»Sie sind zu alt, dass Papa sie auf den Arm nimmt? Niemals!«
Und damit kniff er mir fest in die Wange, und
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