Einmal Paradies und zurück
durchgefallen ist.«
James lacht verächtlich. »Völliger Unsinn, MrByrne, darauf kann ich Ihnen mein Wort als Ehrenmann geben.«
»Wie bitte? Dein Wort als
was
?« Ich kann mir den Zwischenruf einfach nicht verkneifen, und er fährt das Auto um ein Haar zu Schrott. Mist. Ich sollte lieber den Mund halten, wenn ich herausfinden will, worum es in diesem Gespräch geht.
»Das stimmt nicht mit dem überein, was Ihr Kollege sagt. Und er schlägt vor, dass wir uns nach Möglichkeiten für eine Koproduktion umschauen, um die Sache endlich ins Rollen zu bringen.«
»Das ist hundertprozentig richtig«, sagt James mit so viel Überzeugung, dass ich einen Augenblick lang fast vergesse, wie er sonst schon bei der Erwähnung einer Koproduktion zurückzuckt. »Ja, wir ziehen ernsthaft in Erwägung, etwas mit der BBC zusammenzustellen, und ich bin zuversichtlich, dass ich in Kürze Neuigkeiten für Sie habe.«
»James«, erwidert der Expriester plötzlich ganz sanft – als würde er sich daran erinnern, wie einfühlsam er in seinem früheren Beruf mit Menschen umgegangen ist. »Ich habe Declan schon gesagt, dass ich sehr unzufrieden bin mit der neuesten Entwicklung in dieser … na ja, dieser langen Serie von Verzögerungen und Rückschlägen. Allmählich drängt sich mir der Verdacht auf, dass das Projekt unprofessionell und für mich völlig inakzeptabel gehandhabt wird.«
»Ja, aber so funktioniert das Fernsehgeschäft nun mal, Verzögerungen gehören einfach dazu …«, versucht sich James herauszureden.
»Sie besitzen die Rechte für mein Buch nun seit nahezu zwei Jahren, und nichts ist passiert. Ich hätte sie an ein Dutzend anderer Produktionsgesellschaften verkaufen können, aber ich habe sie Ihnen überlassen, weil Sie fest versprochen haben, das Projekt auf dem schnellsten Weg zu starten und auf die Leinwand zu bringen, während das Buch noch auf den Bestsellerlisten steht. Sie sind ein erfahrener Produzent, James, und ich brauche Sie wohl kaum darauf hinzuweisen, dass all das nicht geschehen ist. Sie haben auf den Rechten gesessen und nichts getan.«
Inzwischen steht James der Schweiß auf der Stirn, er schwitzt wie ein Pferd. Sehr ungewöhnlich. »Ja, das ist der Alltag in der Branche. Momentan suchen wir nach dem richtigen Koproduzenten, der das Projekt mittragen kann, und ich versichere Ihnen, wir haben hochfliegende Pläne. Beispielsweise ein Dreh in Sepia, Zwischenschnitte mit Original-Wochenschauen aus den Fünfzigern, zeitgenössische Pianountermalung …«
Typisches hohles James-Kane-Geschwätz. Aber offensichtlich hat er diesmal den Falschen erwischt.
»James«, donnert die Stimme aus den Lautsprechern und klingt mehr und mehr wie Darth Vader. »Sie verstehen mich anscheinend nicht. Ich höre mir das von Ihnen inzwischen volle zwei Jahre an. Es reicht.«
»Tut mir leid, MrByrne«, antwortet James und überfährt fast einen Radfahrer, der plötzlich vor uns auftaucht. »Was haben Sie gerade gesagt?«
»Dass mein Vertrag mit Ihnen, wie Sie wissen, Ende des Monats ausläuft. Und ich dachte, es ist nur recht und billig, Ihnen mitzuteilen, dass ich ihn nicht verlängern werde.«
Der dritte Schlag kommt eine halbe Stunde später. Schauplatz ist das Büro von Meridius Movies, wo der arme, nichtsahnende Declan brav an seinem Schreibtisch sitzt und telefoniert, als James hereinstürmt. Und sozusagen Feuer spuckt.
»Was zum Henker hast du dir dabei gedacht, Thaddeus Byrne zu sagen, dass wir seine Serie nicht produzieren können?«
»Ich rufe Sie nachher zurück«, beendet Declan höflich sein Telefonat und legt auf.
»Ich hab dich was gefragt!«
»Das habe ich gehört«, entgegnet Declan, wesentlich ruhiger. »Die Antwort lautet: Ich hab es ihm gesagt, weil es die Wahrheit ist. Und weil ich einen renommierten Autor darüber informieren wollte, wie es um sein Projekt steht. Hast du ein Problem damit?«
»Äh … soll ich uns vielleicht allen einen Kaffee holen?«, fragt Hannah von ihrem Schreibtisch in der Ecke. Ich war so in den Streit vertieft, dass ich sie gar nicht bemerkt habe. James ignoriert sie, und sie packt hastig ihre Handtasche und verschwindet. Er flirtet nicht mal mit ihr. Dann muss er echt wütend sein. Gut.
»Er hat die Rechte zurückgezogen, weil du ihm dieses Zeug erzählt hast, Declan. Wodurch wir jetzt, falls du das noch nicht begriffen hast, mit leeren Händen dastehen. Kein Projekt. Nichts auf dem Tisch. Nichts in der Pipeline. Ich versteh dich nicht, warum konntest du nicht
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