Einmal Playboy, immer Playboy?
Enchanted Evening“ gespielt hätte.
Dabei war es erst Nachmittag. Doch Träumen war ja wohl erlaubt. Romantisch, wie sie nun einmal war, stellte sie sich vor, wie der verführerische Mann sie ansprach und mit ihr flirtete. Sie unterhielten sich, waren einander sympathisch, und er verabredete sich mit ihr. Sie verliebten sich ineinander, heirateten, bekamen drei Kinder, legten sich einen Golden Retriever zu und lebten glücklich und zufrieden auf der Insel.
So hatte es sich dann tatsächlich zugetragen. Jedenfalls der erste Teil. Yiannis hatte gelächelt. Er hatte mit ihr geflirtet. Er hatte sich vorgestellt. Er hatte ihre Großmutter besucht, weil er sich für ihr Haus interessierte. Er hatte sich mit ihr, Cat, verabredet – etwa sechsmal. Es hatte sofort zwischen ihnen gefunkt. Genau, wie es sich gehörte.
Er hatte Grans Haus gekauft.
Alles war perfekt. Sogar der Sex – heiß, leidenschaftlich, einfach unglaublich. Sie waren wie geschaffen füreinander. Cat wusste, dass sie den Mann fürs Leben gefunden hatte.
Und dann …
Dann war plötzlich alles vorbei.
Das Leben war eben doch kein romantisches Musical. Yiannis reagierte spürbar distanziert, als sie ansprach, wie sehr sie sich nach einer eigenen Familie sehnte. Sowie die Sprache aufs Heiraten kam, wechselte er sofort das Thema. Immer öfter ging er auf Geschäftsreise. Mal nach Singapur, mal nach Finnland oder Daressalam. Sie konnte es kaum erwarten, ihn wieder in die Arme zu schließen. Doch dann teilte er ihr per E-Mail mit, dass er noch eine Woche in Goa am Strand verbringen und anschließend direkt nach Neuseeland fliegen wollte.
Und dann tauchte auch noch Misty auf.
Misty hatte noch nie einen blendend aussehenden Mann von der Bettkante gestoßen. Und dieses Prachtexemplar war hinter Cat her. Das machte ihn für Misty umso interessanter.
Misty musste alles haben, was Cat hatte. Das war schon immer so gewesen. Cat wusste das nur zu gut. Sie hätte nur niemals damit gerechnet, dass Yiannis auf Misty hereinfallen würde.
Misty sprang am Strand in seine Arme, traf sich zu einem romantischen Dinner mit ihm und verließ morgens um sieben Uhr sein Haus. Das war doch eindeutig, oder?
Cat fragte ihn unverblümt, wo er Misty und sie in seinem Leben einordnete.
Yiannis sah sie daraufhin so erstaunt an, als hätte er noch nie darüber nachgedacht.
Eigentlich war das schon Antwort genug. Doch sie ließ sich ihre Enttäuschung nicht anmerken und nickte nur. Insgeheim hoffte sie, eines Tages die Antwort von Yiannis zu bekommen, die sie sich erträumt hatte.
Und dann folgte die Gegenfrage. „Welchen Stellenwert hättest du denn gern in meinem Leben?“
Cat setzte alles auf eine Karte. „Ich möchte Liebe. Ich möchte heiraten. Und ich möchte eine Familie haben.“ Entsetzt bemerkte sie, wie er blass geworden war.
Das war deutlich! Damit war ihre Beziehung zu Yiannis beendet. Misty konnte ihn haben. Genau das sagte sie ihm auch.
„Ich habe nicht mit Misty geschlafen“, behauptete er. „Sie hat gestern ihre Sonnenbrille vergessen und wollte sie vor Arbeitsbeginn schnell holen.“
Cat schöpfte neue Hoffnung. Allerdings wurde die eine Sekunde später endgültig zerstört, als Yiannis hinzufügte: „Und es würde mir nicht im Traum einfallen, sie zu heiraten.“ Abfällig verzog er das Gesicht. „Ich will überhaupt nicht heiraten.“
Mehr musste sie nicht wissen. Ihr wurde unendlich schwer ums Herz, doch sie ließ sich nichts anmerken. „Danke für deine Offenheit“, sagte sie höflich und ging davon.
„Du bist doch nicht sauer, oder?“, rief er ihr nach.
Cat drehte sich nicht einmal um. „Aber nein.“ Sie war am Boden zerstört. Todtraurig. Sie hatte sich erniedrigt gefühlt. Aber sauer war sie nicht gewesen. Sie war weitergegangen.
„Gut. Wollen wir uns nachher eine Pizza holen?“
Nein.
Cat erinnerte sich noch genau, wie schrecklich sie sich damals gefühlt hatte. Wut und Scham hatten sich abgewechselt. Auch als sie längst wieder zu Hause gewesen war. Sie hatte sich schon Namen für ihre Kinder überlegt, und er wollte eine Pizza mit ihr teilen!
Zur Hölle mit romantischen Musicaltexten!
Zur Hölle mit der einzig wahren Liebe!
Zur Hölle mit Yiannis Savas!
Knapp drei Monate später hatte sie einen Job als Bibliothekarin in San Francisco angenommen.
Gran war nicht besonders erbaut darüber gewesen, doch Cat hatte es sich nicht ausreden lassen, vierhundert Kilometer zwischen sich und den Mann zu legen, der kein Interesse
Weitere Kostenlose Bücher