Einmal Playboy, immer Playboy?
„Erinnerst du dich an mich?“
Am liebsten hätte Yiannis Nein gesagt.
„Deine Mutter hat mir versichert, dass sie dir eine E-Mail geschickt hat, um meinen Besuch anzukündigen.“ Als Yiannis keine Anstalten machte, ihn hereinzubitten, hatte Milos sich durch das zerzauste Haar gestrichen und geknickt hinzugefügt: „Ach, dann suche ich mir eben eine Brücke, unter der ich schlafen kann.“
Yiannis war versucht gewesen, seinen Cousin diese Erfahrung machen zu lassen. Es ärgerte ihn maßlos, dass offenbar alle Familienmitglieder sich einbildeten, sie fänden jederzeit ein Bett zum Schlafen bei ihm. Er hatte einfach genug von seinen Verwandten! Das waren alles Störenfriede!
Außerdem hatte er sich diesen Abend ganz anders vorgestellt.
Er hatte sich so auf das Essen mit Cat gefreut.
Okay, sie hatte seine Einladung angenommen, doch dann hatte sie sich die ganze Zeit mit Milos unterhalten. Und der hatte schamlos mit ihr geflirtet, während er selbst gute Miene zum bösen Spiel machen musste.
Als sein Cousin sich dann noch erdreistete, Cat zu bitten, mit ihm auszugehen, wäre er fast explodiert. Über die Gründe dafür wollte er lieber nicht so genau nachdenken. Cat war natürlich verlobt und sollte nicht mit anderen Männern ausgehen. Schon gar nicht mit Milos, dem Ladykiller!
Yiannis lockerte die verspannten Schultern und ließ erneut den Blick über die Menschenmenge schweifen. Es befanden sich unzählige attraktive Mädchen darunter. An der Bar stand eine Rothaarige. Ihr Haar war einen Ton dunkler als Cats. Dann fielen ihm zwei Mädchen auf, die auch so schlank waren wie Cat und so lange Beine hatten. Der Anblick erinnerte ihn daran, wie sie gestern Nacht in T-Shirt und Slip vor ihm gestanden hatte. Sein Körper hatte sofort reagiert. Wie er immer reagierte, wenn Cat MacLean in der Nähe war.
Wütend wandte Yiannis den Blick ab. Milos stand noch immer bei der blutjungen Blondine. Er hatte ihr sogar die Bierflasche in die Hand gedrückt, die eigentlich für ihn bestimmt gewesen war, und unterhielt sich angeregt mit ihr.
Yiannis fuhr herum, als jemand über seinen Arm strich. Eine Brünette lächelte ihn verführerisch an und klimperte mit den Wimpern. „Hallo, ich bin Marnie. Bist du zu Besuch hier?“
„Scheint so.“
„Ich auch.“ Aufreizend drängte sie sich an ihn. „Komm, wir gehen woandershin.“ Flehend sah sie ihn mit ihren blauen Augen an.
Sie ließ ihn völlig kalt. Und sie war nicht die Einzige. Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr. „Tut mir leid, aber ich hab’s eilig.“ Abrupt drehte er sich um und verließ den Klub. Milos kam auch ohne ihn klar.
Er entschied sich für die etwas längere Route zu seinem Haus und ging am Ufer entlang. Das Rauschen des Meeres wirkte beruhigend. Weit draußen brachen sich die Wellen an einer Boje. Über ihm ertönte das Geräusch eines der letzten Flugzeuge, die an diesem Abend vom John Wayne Airport abhoben.
Er war schon mit vielen Frauen am Ufer entlanggeschlendert. Doch heute Abend drehten seine Gedanken sich nur um eine Frau. Erinnerungen an Cat in seinem Bett oder am Strand oder auf dem Sofa, wo sie friedlich die Sonntagszeitung lasen, tauchten vor seinem geistigen Auge auf. Dann dachte er an die Cat von heute. Die Cat, die sich Sorgen um ihre Großmutter machte, die Harry im Arm hielt, als wäre er eine Bombe, die sie entschärfen musste, aber nicht wusste, wie. Helfen lassen wollte sie sich allerdings auch nicht.
Zweimal marschierte Yiannis um die Insel, dann ging er endlich nach Hause und arbeitete an dem alten Bücherschrank aus einer Anwaltskanzlei, den er in seine Einzelteile zerlegt hatte, um ihn zu restaurieren. Normalerweise lenkte ihn diese Arbeit ab.
Heute Abend funktionierte es nicht.
Also gab er irgendwann auf und ging ins Bett.
Doch er fand keinen Schlaf. Seine Gedanken kreisten um Cat. Dagegen war er machtlos. Obwohl er wusste, dass sie andere Vorstellungen vom Leben hatte als er.
Aber Milos’ Vorstellungen teilte er auch nicht. Oder doch? Jedenfalls nur, wenn es sich bei der Frau um Cat handelte.
Unruhig warf Yiannis sich im Bett hin und her. Inzwischen war es zwei Uhr nachts! Plötzlich ertönte ein lautes Klopfen an der Hintertür. Um diese Zeit wurde der Klub geschlossen. Verflixt! Milos musste den Schlüssel vergessen haben.
Unwirsch stand Yiannis auf. Offensichtlich hatte Milos keine Frau abgeschleppt. Seltsam. Aber es geschah ihm ganz recht. Vielleicht täte es seinem Cousin auch ganz gut, draußen auf dem
Weitere Kostenlose Bücher