Einmal Playboy, immer Playboy?
Garage gedeckt. In dem kleinen Garten blühten die Blumen, die Gran so liebevoll gepflanzt hatte und hegte und pflegte. Hier hatte Cat als Kind gespielt – stets im Blick ihrer Großmutter. Und nun war sie es, die Harry nicht aus den Augen ließ. Sie hatte ihn ins Gras gesetzt und beobachtete, wie er blitzschnell loskrabbelte und sich alles in den Mund steckte, was er mit seinen kleinen Händen aufheben konnte.
„Nein, Harry! Spuck das sofort aus!“ Sie war sofort bei ihm und nahm ihm erst einen Zweig, dann einen Stein und einen Holzspan weg, der offensichtlich hinuntergefallen war, als Yiannis hier gesägt oder geschnitzt hatte. Sie hob Harry hoch und spielte mit ihm „Backe, backe Kuchen“. So lenkte sie sich gleichzeitig von dem Mann ab, der offenbar ganz vertieft in seine Aufgabe als Grillmeister war.
Milos stellte weitere Köstlichkeiten auf den Tisch und unterhielt sich angeregt mit Cat über ihren Job in San Francisco, die Marionetten, die sie selbst bastelte, und die Kunstgegenstände, die sie aus Stoff fertigte und verkaufte. Yiannis beteiligte sich zwar nicht an dem Gespräch, schien jedoch aufmerksam zu lauschen. Also schilderte sie ihr Leben in San Francisco in den schillerndsten Farben und betonte, wie glücklich sie dort wäre. Dann fragte sie Milos, warum er sich wirklich für den Job in der Inselklinik beworben hatte, wo die Insel lag, wo er studiert hatte und warum er sich auf das Fachgebiet spezialisiert hatte.
Yiannis schwieg die ganze Zeit. Als sie einmal verstohlen in seine Richtung blickte, sah sie, dass er sie beobachtete, sich dann aber wieder dem Grill widmete.
Steaks und Maiskolben waren fertig, Coleslaw und Kartoffelsalat standen schon auf dem Tisch, und Yiannis ging schnell hinüber zu Grans Wohnung, um Harrys Hochstuhl zu holen.
„Entschuldige! Das hätte ich doch machen können“, sagte Cat verlegen, als er damit zurückkam.
„Du hattest ja zu tun.“ Nachdem er den Stuhl am Tisch befestigt hatte, setzte er Harry hinein. „So, das Essen ist fertig. Lasst es euch schmecken.“
Sie aßen. Milos redete. Harry schmierte sich Butter ins Haar, und Cat saß Yiannis gegenüber und dachte wehmütig an vergangene Zeiten, als sie hier zuletzt mit ihm gesessen hatte.
Sie hatten Gran zum Essen eingeladen. Yiannis hatte Lachs gegrillt. Als das Essen auf dem Tisch stand, hatte er auf dem Stuhl ihr gegenüber Platz genommen und unter dem Tisch einen nackten Fuß an ihrem Bein hochgleiten lassen. Cat war erschrocken und verlegen errötet.
„Hat dich etwas gestochen?“, hatte Gran gefragt.
„Nein. Ich meine … ja.“
Yiannis hatte nur frech gelächelt und sich mit Gran unterhalten, als hätte er nicht gerade versucht, ihre Enkelin zu verführen. Und Cat hatte sich bereitwillig verführen lassen.
Nach dem Essen hatte Gran sich in ihre Wohnung zurückgezogen, Cat war noch geblieben, um „Yiannis beim Spülen zu helfen und anschließend einen Spaziergang zu machen“.
Gran war nicht auf den Kopf gefallen und hatte die heißen Blicke zwischen Yiannis und ihr sehr wohl bemerkt, sich jedoch nichts anmerken lassen. Schließlich war Cat erwachsen und wusste, was sie tat.
Vielleicht wäre es besser gewesen, wenn Gran sich damals eingemischt und mich gebeten hätte, sie zu begleiten, dachte Cat. Andererseits konnte sie Gran wohl kaum die Schuld an ihren Fehler geben. Cat nahm sich vor, diesen Fehler wenigstens nicht noch einmal zu machen.
Als sie aufsah, begegnete sie Yiannis’ wissendem Blick. Hastig wandte sie sich ab und fragte Milos nach seinem Medizinstudium.
Der ließ sich nicht zweimal bitten. Entspannt lehnte er sich auf seinem Stuhl zurück, trank sein Bier und begann zu erzählen, ohne den Blick von ihr abzuwenden. Yiannis wurde nicht in das Gespräch mit einbezogen.
Er ließ sich das Essen schmecken und sagte kein einziges Wort.
Die Sonne stand schon tief am Himmel. Inzwischen lag der Garten im Schatten, und Cat hatte Mühe, Yiannis’ Gesichtsausdruck zu deuten. Sie spürte aber, dass er sie fast die ganze Zeit beobachtete. Wenn er nicht gerade Faxen mit Harry machte, der sich kleine Portionen in den Mund steckte.
Möglicherweise bildete sie sich auch nur ein, dass er ihr so viel Aufmerksamkeit schenkte. Warum sollte er sich für sie interessieren? Er wusste doch, was sie wollte. Und sie wusste, was er nicht wollte.
Zweifellos hatte er nach ihrer Trennung nicht wie ein Mönch gelebt. Wahrscheinlich gab es auch jetzt eine Frau – oder mehrere – in seinem
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