Einmal rund ums Glück
eigentlich nicht.«
Er lacht wieder und wendet sich ab. »Na dann, viel Spaß! Du kannst ja hinterher eine kleine Modenschau für uns machen.«
Ich verkneife mir einen Kommentar und reiße mich zusammen, damit ich ihm nicht dorthin trete, wo es am meisten weh tut. Dämlich vor sich hin grinsend verlässt er den Raum.
Ich betrachte die Geldbörse und fühle mich leer. Aber es gibt nicht viel, auf das ich mich sonst konzentrieren könnte. Da kann ich genauso gut shoppen gehen.
Prada, Chanel, Dolce & Gabbana, Donna Karan … Früher bin ich mit Vorliebe mit meinen Freundinnen in diese Läden gegangen und habe Unmengen vom Geld meines Vaters ausgegeben.
Arnold, einer der Aufpasser meiner Eltern, hält draußen auf dem Gehsteig Wache, während ich die Kleiderständer durchsuche und dabei die Adleraugen der Verkäuferinnen auf mir spüre, die jede meiner Bewegungen verfolgen. Ich wähle einige Sachen aus und mache mir nicht mal die Mühe, sie anzuprobieren. Wenn sie nicht gut an mir aussehen, wird einer der Angestellten sie für mich zurückbringen.
Bei dem Gedanken halte ich kurz inne und bin einfach nur traurig. Ich kann kaum fassen, wie schnell ich wieder in meine alten Gewohnheiten abgleite, in dieses Leben, das ich eigentlich verachte. Doch es lenkt mich von meinen Erinnerungen ab. Schon bei dem Gedanken an Holly, an die lustige, temperamentvolle, liebe Holly, füllen sich meine Augen mit Tränen. Ich rufe mir in Erinnerung, dass sie mich wegen Simon belogen hat, und beruhige mich ein wenig, so dass ich weiter durch die Läden schlendern kann.
Neuigkeiten verbreiten sich schnell in New York. Bald rufen meine alten Freundinnen und Bekannten wieder an. Ich bekomme eine Einladung nach der anderen zu luxuriösen Partys und Bareröffnungen und beschließe auf der Stelle, alle anzunehmen. Ich will eigentlich nicht ausgehen – das ist das Letzte, was ich vorhabe –, doch ich bilde mir ein, wenn ich mich in diesen Lebensrhythmus fallen lasse, würden die Schmerzen verschwinden. Ich denke nicht an Will. So gut wie nie. Das ist auch in Ordnung, weil ich eh nicht mehr weiß, wie er aussah.
Ich nehme diese Einladungen also an. Zehn Tage nach meiner Ankunft werfe ich mich in meinen neuen Designerfummel und gehe nach unten, wo einer unserer Fahrer diensteifrig mit der Limousine wartet. Von innen glänzt sie neu, und das Leder riecht noch ganz frisch. Jemand hat für mich eine Flasche Champagner auf Eis gestellt, und ich zögere kurz, bevor ich sie öffne. Ich werde mir nur ein Glas genehmigen – der Rest wird weggegossen werden –, aber es gibt ja noch massenweise Flaschen zu Hause.
» DAISY !« Kaum habe ich meinen Jimmy Choo aufs Pflaster gesetzt, höre ich, wie jemand meinen Namen ruft. Ich sehe Donna, eine meiner alten Freundinnen, auf dem Bürgersteig stehen, wo sie gerade ihrer eigenen Limousine entstiegen ist. Noch mehr Geschrei, als zwei weitere Freundinnen uns entdecken.
Ich kenne Donna, Lisa und Cindy schon fast mein ganzes Leben lang. Ihre Väter arbeiten als Bänker oder Anwälte und kennen meinen Vater seit Jahren. Ihre Mütter beschäftigen sich mit nichts anderem als Shoppen, Essen und Sport, so wie meine eigene. Ich bin mit den Mädchen zusammen zur Schule gegangen, habe mit ihnen gemeinsam Urlaub in den Hamptons gemacht, und als wir älter wurden, gingen wir zusammen feiern. Cindys Vater zahlte für die Party zu ihrem achtzehnten Geburtstag anderthalb Millionen Dollar. Das war ziemlich beeindruckend, bis Donnas Daddy ihn mit zwei Millionen an ihrem Geburtstag übertrumpfte. Für meinen achtzehnten gab mein Vater sogar noch mehr aus. Er hat einfach diesen krankhaften Ehrgeiz.
Plötzlich sehe ich Nonna mit ihren Töpfen und Pfannen vor mir, mit denen sie das Wasser aus den Wänden auffangen will. Warum haben sich meine Eltern nicht um sie gekümmert? Wie viel würde das schon kosten? So etwas zahlen sie doch aus der Portokasse!
»Daisy! Wie schön, dich zu sehen!«
Ich wende mich meinen Freundinnen zu. »Hallo!«
»Wow, was hast du denn da an? Und ist das die neue Tasche von Dolce?« Sie warten meine Antwort gar nicht ab, sondern fragen sofort weiter. »Wo bist du die ganze Zeit gewesen? Los, kommt, gehen wir rein!«
Die Schlange vor dem Club windet sich bereits um die Straßenecke, doch ich gehe mit den Mädels direkt nach vorne durch. Die Türsteher öffnen das rote Absperrseil und treten zurück, um uns vorbeizulassen. Cindy, Donna und Lisa nehmen sie kaum wahr, doch ich bedanke mich
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