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Einmal rund ums Glück

Einmal rund ums Glück

Titel: Einmal rund ums Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paige Toon
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mein Vater sagt, wenn er erfährt, dass sie mich allein vor die Tür hat gehen lassen.
    Ich greife nach meiner leichten beigen Jacke von French Connection und nach der No-Name-Handtasche und steige in den Fahrstuhl, schiebe den Penthouse-Schlüssel in den Schlitz, damit der Aufzug direkt durchfährt in die Lobby, ohne in den anderen Etagen haltzumachen, auch wenn dort Nachbarn warten. Barney hält mir die Tür auf, sieht sich hektisch nach meinem Aufpasser um, kann aber keinen finden.
    »Ich gehe allein aus, Barney, danke«, sage ich, ohne auf seine Antwort zu warten, dann trete ich schnell nach draußen auf die Fifth Avenue und mache mich auf in Richtung City.
    Es ist Sonntagabend, doch New York schläft nie, und die Geräusche von hupenden Autos aus der Ferne werden durch die Luft getragen. Ich weiß nicht, wohin ich will, gehe in Richtung Times Square, auf der Suche nach Lärm und Lichtern und allem, das mich von dem befreit, wo ich gewesen bin. Die Geschäfte hier haben noch geöffnet, die Gehwege sind überfüllt mit Passanten. Ich drücke meine Handtasche eng an mich und schiebe mich durch die Menschenmassen, genieße das Gefühl, anonym inmitten der Menschen zu laufen. Es ist elf Uhr, doch nach meinem kleinen Nickerchen bin ich überhaupt nicht mehr müde und weiß nicht, was ich mit mir anstellen soll. Ziellos laufe ich durch ein paar Läden, bis ich schließlich das Getümmel und die grellen Neonreklamen hinter mir lasse und in eine ruhigere Seitenstraße einbiege. Ich komme an einem meiner Lieblingsclubs vorbei, den ich vor vielen Jahren regelmäßig besuchte, und reagiere überraschend wehmütig, als ich die Warteschlange davor sehe. Damals wäre ich einfach nach vorne durchgegangen, und die Türsteher hätten sich überschlagen, um mich mit meinen schick gekleideten Freundinnen hereinzulassen. Was diese Freundinnen wohl inzwischen so treiben? Ich habe mich bei keiner von ihnen gemeldet. Irgendwann kam ich zu dem Schluss, sie seien ausnahmslos oberflächliche Berufstöchter, doch damals hat mich das nicht gestört.
    Erschöpft kehre ich zu unserem Apartment zurück. Es ist ein Uhr, und ich wundere mich, noch Licht im Wohnzimmer zu sehen. Ich stecke den Kopf durch die Tür, wo meine Mutter allein auf einem Sofa sitzt und wartet. Als sie mich erblickt, springt sie auf.
    »Bist du noch wach?«, frage ich begriffsstutzig. Natürlich ist sie das.
    »Ja, ich wollte … Ich wollte …«
    Genervt nicke ich ihr zu, damit sie zum Ende kommt.
    »Du bist heil zurückgekommen«, sagt sie schließlich.
    »Ja. Und jetzt gehe ich ins Bett«, sage ich, ohne ihre Antwort abzuwarten. Ich durchquere den Flur zur anderen Seite der Wohnung, wo sich mein Zimmer befindet.
    Früher habe ich meine Mutter geliebt. Da bin ich mir sicher. Als ich noch klein war, ganz klein, bevor ich jeglichen Respekt vor ihr verlor, weil sie zu meinem Vater stand. Jetzt ist sie nur noch eine zahme kleine Maus, die herumstammelt und sich Sorgen macht. Wenn ich es recht bedenke, verstehe ich genauso wenig, warum
er sie
nicht längst verlassen hat.
    Als ich um sieben Uhr am nächsten Morgen aufwache, ist mein Vater bereits zur Arbeit gegangen. Ich habe schlecht geschlafen, obwohl ich erst nach zwei Uhr ins Bett gegangen bin. Zuerst habe ich ein Buch gelesen, dann habe ich mich herumgewälzt und versucht, den Kopf frei zu bekommen.
    Martin, der Anwalt meines Vaters, kommt im Laufe des Vormittags. Ich sitze auf einer Fensterbank im Wohnzimmer und schaue auf den Central Park. Dort drehen die Jogger ihre Runden, immer im Kreis, endlos …
    »Na, sieh mal einer an!«
    Beim Klang seiner Stimme läuft mir ein Schauer den Rücken hinunter. Ich drehe mich zu ihm um. »Hallo«, grüße ich kühl. Ich mache keine Anstalten aufzustehen.
    »Ho, du bist aber groß geworden.« Gründlich mustert mich Martin von oben bis unten. Als ich nichts sage, fährt er fort: »Dein Vater sagt, du brauchst Geld zum Einkaufen. Wo soll’s denn hingehen?«
    »Das Übliche.«
    »Ja klar. Gut.«
    Er macht ein paar Schritte auf mich zu und reicht mir eine teure rote Lederbörse von Hermès – wieso gibt es keine schlichten Briefumschläge mehr? Ein kurzer Blick verrät mir, dass ich jetzt über ein Bündel 100 -Dollar-Scheine und eine Kreditkarte verfüge.
    »Hast du’s nicht kleiner?«, frage ich und ziehe einen 100 -Dollar-Schein hervor.
    Argwöhnisch sieht Martin mich an, dann verzieht er das Gesicht zu einem kriecherischen Grinsen. »Ach, das ist ein Scherz.«
    »Nein,

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