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Einmal rund ums Glück

Einmal rund ums Glück

Titel: Einmal rund ums Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paige Toon
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Entsetzen klar, dass er gleich weinen wird.
    »O Mann, Luis, das tut mir leid.« Ich stehe vom Sessel auf und setze mich neben ihn aufs Sofa.
    »Nein, nein.« Er winkt mich fort, doch ich nehme seine Hand und halte sie fest. »Bitte«, sagt er und wendet das Gesicht ab.
    »Es war nicht deine Schuld«, wiederhole ich ruhig und verständnisvoll.
    »Hör auf!«, bringt er hervor, und ich ziehe ihn an mich, schlinge ihm die Arme um den Hals, und er vergräbt das Gesicht an meiner Schulter und beginnt zu schluchzen. Meine Kehle schnürt sich zu, Tränen steigen mir in die Augen, weil sein Kummer mir so weh tut. Ich verbiete mir, an Will zu denken, sonst wäre ich schnell in einem noch schlechteren Zustand als er jetzt, und versuche für ihn stark zu sein.
    Schließlich löst er sich von mir.
    »Willst du ein Taschentuch?«, frage ich verspätet und wühle in meinen Taschen herum. Momentan gehe ich nicht mehr ohne aus dem Haus.
    »Danke«, sagt Luis erschöpft und putzt sich geräuschvoll die Nase. Ich rücke zur Seite, damit wir beide mehr Platz haben.
    »Nossa Senhora«
, sagt er seufzend, lehnt sich zurück und starrt unter die Decke. »Bist du heute Abend nicht unterwegs?« Mit roten und immer noch feuchten Augen schaut er mich an.
    Ich schüttel den Kopf. »Nee.«
    »Und Holly?«
    »Bei Simon.«
    Er nickt und sieht unter die Decke.
    »Es ist komisch, wieder hier zu sein«, bemerke ich.
    Er antwortet erst nach einer Weile. »Wo bist du gewesen?«
    »In New York. Bei meinen Eltern.«
    »Und, wie war’s?« Er wirft mir einen Seitenblick zu.
    »Grässlich.« Schweigen. »Wie geht’s deiner Familie?«
    »Gut. Na, ja …« Er zögert.
    »Was?«
    »Schon gut, nichts«, wiegelt er ab.
    »Erzähl doch! Wie geht’s deiner Mutter?«
    »Hm … Dies alles hier …« Er zeigt auf das Zimmer. »Na ja, das macht ihr Sorgen«, bringt er hervor.
    »Was meinst du damit? Das Rennfahren macht ihr Sorgen?«
    »Alles. Alles macht ihr Sorgen.«
    Ich bin verwirrt. »Hat sie in der Zeitung was über dich gelesen?«
    »Hm, ja.« Er setzt sich aufrechter hin, wirkt nervös.
    »Luis, sie darf nicht alles glauben, was geschrieben wird. Vielleicht sollte sie einfach nicht mehr in die Zeitung gucken, so wie ich.«
    Er nickt, sichtlich durch den Wind.
    Ich seufze. Es ist furchtbar, ihn so zu sehen. Ich möchte ihm gerne helfen. »Es tut mir leid, dass ich nach der Beerdigung einfach weggelaufen bin.«
    »Schon gut.«
    »Ich war nicht ich selbst, verstehst du?«
    »Ich weiß.«
    »Luis, bitte!« Ich möchte einfach nur, dass er wieder normal ist. Ich komme nicht klar damit!
    »Was denn? Was? Ist in Ordnung«, sagt er geistesabwesend. Selbst seine Stimme klingt fremd.
    »Du musst das hinter dir lassen«, flehe ich ihn an. »Du musst ihn hinter dir lassen.« Wieder steigen mir Tränen in die Augen, als Luis mich ansieht.
    »Hast du ihn hinter dir gelassen?«
    Lange sehen wir uns an, bis ich den Kopf schüttel. Luis schaut zur Seite. »Nein. Glaube nicht.«
    »Macht die Presse dich immer noch fertig?«, frage ich nach einer Weile.
    »Ist nicht so schlimm.«
    »Gut. Die hören bald auf.«
    »Ich wollte das Rennen gar nicht gewinnen«, sagt er plötzlich mit ausdrucksloser Stimme.
    »Welches Rennen? Das in … in Silverstone?«
    Er nickt. »Ich wusste nicht, dass der Unfall so schlimm war.«
    »Ich weiß. Das hat doch wohl jeder verstanden.«
    »Nein, keiner.« Langsam schüttelt er den Kopf. »Ich weiß nicht, ob ich das noch länger aushalte.«
    Wieder nehme ich seine Hand und drücke sie. »Doch, das kannst du«, sage ich voller Überzeugung. »Du kannst das. Du bist ein hervorragender Rennfahrer. Mensch, die haben dich schon mit Ayrton Senna verglichen!«
    »Jetzt nicht mehr.«
    »Egal, aber bald wieder. Du musst einfach wieder auf die Beine kommen und dich hinters Lenkrad setzen. Du hast gesagt, du würdest ein Rennen für Will gewinnen, dann tu das auch!«
    Erstaunt sieht er mich an. »Das hast du gehört?«
    Ich nicke. »Ich habe dich in Amerika im Fernsehen gesehen.«
    »Hm.« Wieder blickt er zur Seite. »Hat nicht gerade gut geklappt.«
    »Nee, aber egal«, sage ich lahm, dann drücke ich seine Hand noch einmal ganz fest. »Aber du kannst es ja jetzt tun. Morgen!«
    »Vom zwölften Platz?« Er schneidet eine Grimasse, und zum ersten Mal sehe ich im Ansatz wieder den Luis, wie ich ihn kenne.
    »Na ja, vielleicht gewinnst du es nicht, aber du kannst es ja wenigstens durchziehen. Oder so ähnlich. Keine Ahnung! Reiß dich zusammen und

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