Einmal rund ums Glück
mach!
Ich
wäre stolz auf dich.«
Er grinst mich an und drückt meine Hand. Fast im selben Moment entzieht er sie mir, schlägt sie sich vors Gesicht, und sein gesamter Körper wird von Weinkrämpfen geschüttelt.
»Ach, Luis …« Ich streiche ihm über den Rücken. »Es tut mir leid. Es tut mir leid.« Ich lege den Kopf auf seine Schulter und verharre längere Zeit so, bis er sich beruhigt hat. Schließlich setzt er sich auf, reißt sich zusammen und wischt die Tränen fort.
»Geh jetzt mal lieber«, sagt er verdrießlich. »Ich muss ins Bett.«
Unsicher erhebe ich mich. Ich weiß nicht, ob mein Besuch es nur noch schlimmer gemacht hat. Er bringt mich zur Tür und öffnet sie. Ich trete in den Gang.
»Es tut mir leid«, sage ich. »Das alles tut mir leid. Ich weiß nicht …« Ich zögere. »Vielleicht hätte ich nicht zurückkommen sollen.«
»Doch«, sagt er voller Inbrunst und sieht mir in die Augen. »Das hast du richtig gemacht. Ich bin froh, dass du wieder da bist.« Dann verzieht er wieder das Gesicht und schlägt mir die Tür vor der Nase zu.
Kapitel 24
Ich erzähle Holly nichts von meinem Besuch bei Luis. Sie übernachtet eh bei Simon, deshalb sehe ich sie erst am nächsten Morgen wieder, als ich mich für die Arbeit anziehe. Ich hatte furchtbare Albträume, wurde von einem Mann oder Monster gejagt. Immer wieder wachte ich schweißgebadet auf, redete mir ein, es sei nur ein Traum, doch wenn ich einschlief, war ich sofort wieder mittendrin. Versteht sich von selbst, dass ich miese Laune habe.
Luis taucht um zehn Uhr auf und geht direkt hinauf in sein Zimmer. Ich halte von der Küche aus Ausschau nach ihm, doch er sieht mich nicht, durchquert den Gästebereich schnell gesenkten Kopfes. Ich schätze, er schämt sich, weil er gestern vor mir geweint hat …
Verdammt nochmal! Ich gehe zur Servicetheke und nehme mir einen Teller, auf den ich Schinkenspeck und Eier lade.
»Was machst du da?«, fragt Holly mit gerunzelter Stirn.
»Halt mich bloß nicht auf!«, erwidere ich, als ich hinter der Theke hervorkomme und zur Treppe gehe.
»Daisy«, ruft sie verärgert, doch ich ignoriere sie.
Oben auf der Treppe werfe ich ungewollt einen Blick nach rechts und sehe, dass die Tür zu Wills ehemaligem Zimmer offen steht. Ich halte inne und schaue hinein. Auf dem Tisch liegt ein schwarzer Teamkoffer, der wie der von Will aussieht – wie der von uns allen. Ich habe das Gefühl, als würde mir das Blut buchstäblich aus dem Gesicht fließen. Dann geht die Tür von Luis’ Zimmer auf, und er kommt mit gesenktem Kopf heraus. Als er hochschaut, erblickt er mich.
»Daisy? Alles in Ordnung?«
Ich schüttel den Kopf, und in meiner Nase beginnt es zu kribbeln. Luis schiebt mich in sein Zimmer. Meine Hände zittern, ich stelle seinen Teller klappernd auf dem Tisch ab.
»Ist das für mich?«, fragt er.
Ich nicke schweigend, kann ihm nicht in die Augen sehen.
»Ich habe keinen Hunger.«
»Du musst doch essen!«, rufe ich empört.
»Ich will aber nicht essen«, erwidert er unbekümmert.
»Ha, Pech gehabt! Denn du wirst jetzt essen!«
Belustigt hebt er die Augenbraue. »Und wie genau willst du das schaffen?«
»Wenn du nicht aufpasst, stopfe ich es dir rein«, warne ich ihn.
Seufzend lässt er sich aufs Sofa fallen. »Gib mir ein Stück Speck!«, fordert er. Ich nehme den Teller, setze mich neben ihn und suche den knusprigsten Streifen, den ich finden kann. Er nimmt ihn mir widerwillig ab und knabbert am Rand entlang, bis er ihn schließlich in den Mund steckt.
»Wenn João das sehen würde …«, bemerkt er.
»João wäre einfach nur verdammt froh, dass du überhaupt was isst«, sage ich aufgebracht.
Er streckt die Hand nach dem nächsten Streifen aus.
»Siehst du dir heute das Rennen an?«, fragt er nach einer Weile.
»Weiß ich nicht«, antworte ich. »Ich glaub nicht.«
»Warum nicht?«
»Luis, das weißt du doch. Ich versuche gerade, mich langsam wieder einzugewöhnen, ja?«
Er wirft den Streifen zurück auf den Teller und lässt sich aufs Sofa fallen.
»Fode-se«
, murmelt er.
»Was soll das heißen?«, frage ich, doch er ignoriert mich. »Fick dich? Luis, hast du gerade gesagt: ›Fick dich?‹«
Er antwortet nicht.
»Fick dich selbst!«, sage ich.
»Fottiti?«
Hoffnungsvoll sieht er mich an, und ich muss grinsen.
»Du bist so ein
testa di cazzo
. Wann rasierst du dich endlich?«
Er zuckt mit den Schultern. »Wen juckt das?«
»Mich. Mit dem Bart siehst du komisch aus.«
»Wie
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