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Einmal rund ums Glück

Einmal rund ums Glück

Titel: Einmal rund ums Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paige Toon
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Rasputin?«
    »Ja!«, lache ich.
    »Ich rasier ihn mir ab, wenn du dir das Rennen ansiehst.«
    Mir fällt die Kinnlade runter. Ich starre ihn an. »Ich weiß nicht, ob ich das schaffe.«
    »Klar schaffst du das.« Lässig tätschelt er mir das Knie, dann steht er auf und streckt die Arme über den Kopf. Sein T-Shirt entblößt seinen viel zu mageren Oberkörper.
    »Iss noch ein Stück, nein, noch zwei Schinkenstreifen, dann mach ich mit«, sage ich, stelle mich ebenfalls hin und reiche ihm den Teller. Er zieht zwar eine Grimasse, aber nimmt zwei Stückchen vom Teller und stopft sich alles auf einmal in den Mund.
    »Das ist ja ekelhaft«, sage ich und verziehe das Gesicht. Er grinst mich an, was es nur noch schlimmer macht. »Hey, hör auf!«, rufe ich, und er schluckt und erlöst mich von meinem Elend.
    »Wo ist mein Kaffee?«, fragt er plötzlich mit Blick auf den Tisch.
    »Ich hab keinen mitgebracht«, sage ich.
    »Herrgott! Und du willst eine Zuckerschnecke sein?«
    »He!« Ich schlage ihm auf den Arm, doch er hält mich fest. »Ich weiß nicht, warum ich mir Sorgen um dich gemacht habe, Luis Castro.« Ich schüttel den Kopf und will das Zimmer verlassen. Er folgt mir.
    »Wir sehen uns gleich in den Boxen.«
    »Ich komme«, verspreche ich, und ein kalter Schauer durchläuft mich.
     
    Rot, rot, rot, rot, rot: LOS ! Luis’ Wagen ist so weit hinten, dass ich ihn kaum erkennen kann, aber es sieht aus, als würde er direkt beim Start mehrere Konkurrenten überholen. Nach kurzer Zeit leuchtet seine Positionierung auf den Bildschirmen über unseren Köpfen auf, und meine Vermutung wird bestätigt: Luis hat direkt auf der Startgerade vier Plätze gutgemacht und ist jetzt Achter. Das ist nicht schlecht. Damit kommt er in der Punktwertung. Pierre im anderen Wagen ist noch immer an sechster Stelle.
    Jetzt klebt Luis am Hinterreifen des Deutschen Benni Fischer auf dem siebten Platz.
    »Oh!«, rufen mehrere Leute in den Garagen, als er in einer Kurve hinter Fischer ausschert und ihn überholt. Siebter!
    »Mein lieber Scholli!«, ruft Holly neben mir. »Was ist denn in den gefahren?«
    Ich sage nichts, sondern habe den Blick voller Erwartung auf den Bildschirm geheftet. Wir sind in Luis’ Garage. Ich habe mich sehr bemüht, nicht zu Pierres Leuten hinüberzusehen.
    Am Morgen hat es geregnet, doch als das Rennen begann, war es trocken. Plötzlich jedoch tut sich der Himmel wieder auf, und die Mechaniker beginnen zu rotieren, da Luis zum Reifenwechsel in die Boxengasse kommt. Die Wagen, die noch keine Regenreifen draufhaben, rutschen von der Piste. Die Angst kriecht in mein Herz zurück.
    Einige Runden später ist Luis mit seinen Slicks noch zwei Plätze höher geklettert. Inzwischen ist er an sechster Stelle, Pierre hat sich auf Rang fünf vorgearbeitet. Plötzlich zeigt die Fernsehkamera den Wagen von Nils Broden, der qualmend im Kiesbett steht. Auf den Fernsehmonitoren ist zu verfolgen, wie es zu dem Unfall kam, und ich sehe gebannt mit verkrampften Händen und Übelkeit im Bauch zu, wie Brodens Wagen gegen eine Betonmauer prallt und über die Piste rutscht.
    Und da habe ich plötzlich Will vor Augen, so deutlich, als wäre er hier. Sein Wagen liegt auf dem Kopf im Kiesbett, während die Besatzung eines Krankenwagens ein weißes Laken herausholt. Mir wird schwindelig. Ich höre Hollys Stimme neben mir, sie fragt, ob alles in Ordnung sei. Sie legt die Hände auf meine Arme, um mich festzuhalten, und sagt, dass es Broden gutgeht, dass er aus seinem Wagen geklettert, über die Mauer gesprungen und schon auf dem Weg zurück zu den Boxen ist, doch ich bin ganz woanders, in einer anderen Zeit. Ich sehe nur noch Wills Wagen. Und dann habe ich Will vor mir, der mich in der Dunkelheit ansieht, als wir nebeneinander im Bett liegen.
    Ich breche zusammen und schluchze unbeherrscht los.
    »Daisy … Daisy …« Holly versucht mich zu beruhigen, doch mir ist nicht zu helfen. Ich sacke auf die Knie. Wie durch einen Schleier merke ich, dass sich die Leute in der Garage nach mir umdrehen.
    »Daisy, bitte«, fleht Holly mich an. »Komm mit in den Gästebereich.«
    »Ich kann nicht … es geht nicht …«
    »Schon gut.« Sie hockt sich neben mich und legt mir den Arm um die Schultern. Mehrere Mechaniker schauen besorgt zu uns herüber. Ich weiß, dass es ihnen schwerfallen wird, sich zu konzentrieren, solange ich hier bin.
    Klaus eilt mit Frederick in die Garage. Er muss ihn geholt haben.
    »Komm mit!«, befiehlt Frederick. Er zieht mich

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