Einmal rund ums Glück
sollte ich jetzt besser schlafen«, sagt er schließlich.
»Wie spät ist es?« Ich blicke auf die rote Digitalanzeige auf dem Wecker neben seinem Bett. »Schon fast zwei Uhr!«
Luis grinst. »Ich weiß.«
»Kannst du denn morgen fahren nach so wenig Schlaf?«, frage ich besorgt.
»Das geht, keine Sorge.«
»Wirklich?«
»Ja. Wenn ich Sex hatte, fahre ich immer besser.« Er zwinkert mir zu, und mir fällt ein, dass er diesen Witz schon mal gemacht hat. Ich ziehe das Kopfkissen hinter mir hervor und schlage ihn damit.
»He!«, warnt er und versucht, ernst dreinzuschauen. »Du willst dir doch keine Kissenschlacht mit mir liefern!«
Eigentlich gerne, aber vielleicht ist jetzt nicht der beste Zeitpunkt. »Ich lass dich jetzt allein«, sage ich und steige aus dem Bett.
»Du kannst auch bleiben«, ruft er, als ich zur Tür gehe.
»Nein, sonst bekommst du nicht genug Schlaf.« Ich gehe ins Wohnzimmer und greife nach meinem Kleid, ziehe es mir wieder über und schließe den Reißverschluss.
»Komm mal her!«, ruft Luis aus dem Schlafzimmer.
Ich kehre noch einmal zu ihm zurück und bleibe neben dem Bett stehen. Er stützt sich auf den Ellenbogen und sieht mich an. Ich versuche, mich genauso anständig zu verhalten wie er und ihm ins Gesicht statt auf die Brust zu sehen, doch das ist schwerer, als man denken sollte.
Er nimmt meine Hand und zieht mich herunter, dann küsst er mich schmachtend.
»Schlaf gut«, sage ich und löse mich von ihm. »Und danke für das Kleid.«
»Du siehst ohne noch besser aus als mit, obwohl ich dachte, das wäre nicht möglich.«
Er grinst mich frech an, und ich lächle zurück, dann verlasse ich das Zimmer.
Kapitel 29
Ich bin ein Boxenluder.
Das ist mein erster Gedanke, als ich am nächsten Morgen mit einem furchtbaren Kater erwache.
Was habe ich mir bloß dabei gedacht, mit Luis ins Bett zu gehen? Ausgerechnet mit ihm! Ich erinnere mich daran, wie er in Melbourne mit Alberta am Arm auftauchte, und mir wird ganz flau in der Magengrube. Gott sei Dank hat er ein Kondom benutzt. So muss ich wenigstens nicht wieder Angst vor einer Schwangerschaft haben …
Ach, Will! Will! Wie konnte ich das nur tun? Ganz kurz sehe ich sein Gesicht ziemlich deutlich vor mir, dann verwandelt er sich in Leonardo DiCaprio. Ich würde mir auf den Kopf schlagen, wenn das Bild von ihm dann wieder klarer würde, aber er tut so schon genug weh.
»War nett gestern Abend?«, fragt Holly grinsend.
»Nein«, stöhne ich.
»Echt nicht?« Überrascht setzt sie sich im Bett auf.
»Ich hätte es nicht tun sollen, Holly.«
»Warum nicht?«, fragt sie und zieht ein Gesicht.
»Er ist nicht gut für mich.«
»Na
das
wissen wir ja«, wiegelt sie ab. »Aber hat es Spaß gemacht?«
Ich antworte nicht.
»Er war gut, oder?« Sie sieht mich belustigt an.
Ich muss an ein paar Dinge denken und erschaudere am ganzen Körper.
»Du wirst rot!«, kreischt Holly. »Erzähl mir alles!«
»Ganz sicher nicht«, sage ich bestimmt. »Ich rede nie drüber.« Ich steige aus dem Bett und gehe ins Bad, überhöre ihre Proteste. Ich greife zur Zahnbürste, drücke Zahnpasta drauf und beginne mir die Zähne zu putzen.
Scheiße, er hat wirklich verdammt gut geküsst …
Schauder.
Und dann dieser Körper …
Ich halte mit dem Zähneputzen inne und schwelge eine Weile in Erinnerungen. Dann spucke ich die Zahnpasta ins Becken, spüle meinen Mund aus und spritze mir kaltes Wasser ins Gesicht. Ich brauche dringend eine Abkühlung.
Noch nie war ich so nervös wie an diesem Morgen, als ich an der Piste auf ihn warte. Ich kann mir kaum vorstellen, wie er heute fahren will, denn ich habe furchtbar hämmernde Kopfschmerzen.
Als er durch die Tür in den Gästebereich der Suzuka-Strecke kommt, beginnt mein Herz wie ein Vorschlaghammer zu schlagen. Ich beschäftige mich mit dem Speck und überlege, ob Luis vielleicht direkt zu seinem Zimmer hochgeht, doch das tut er nicht. Als ich aufschaue, steht er vor mir am Serviertisch und sieht mich an.
»Morgen«, sagt er und hebt die Augenbraue.
»Guten Morgen.« Ich sehe nach unten, dann wieder hoch, nur um schnell wieder den Blick auf den Speck zu senken. Ich will fragen, ob ich ihm was servieren kann, glaube aber nicht, dass das gut ankäme.
»Wie geht es dir?« Er hat einen belustigten Gesichtsausdruck.
»Gut. Abgesehen von meinem dicken Kopf. Ich war echt total betrunken.«
»Ja?« Er runzelt die Stirn. »So schlimm kam mir das gar nicht vor.«
»Doch, war ich«, versichere ich ihm.
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