Einmal rund ums Glück
die Beine geschielt?
»Tja …« Er hebt die Augenbraue. »Was läuft da zwischen Luis und dir?«
Ich ziehe ein Gesicht und will alles leugnen, doch irgendwas lässt mich zögern. »Wie kommst du auf die Idee, dass da was läuft?«, gebe ich zurück, um von seiner Frage abzulenken.
»Ihr geht zwei Abende nacheinander zusammen aus, du hast seine Jacke an.« Er weist mit dem Kinn auf die Rückenlehne meines Stuhls. »Und ich habe in Istanbul gesehen, wie du dich mit seiner Familie unterhalten hast.«
»Das sind wirklich nette Leute. Hast du auch mal mit ihnen gesprochen?«
»Nein. Nicht so richtig. Aber du weichst meiner Frage aus.«
»Warum interessiert dich das?«
»Tut es gar nicht«, erwidert er und wiegelt dann sofort wieder ab. »Ich meine, ich will nur einfach nicht, dass du verletzt wirst, verstehst du?«
Ich stoße ein spitzes Lachen aus und schlage die Beine übereinander. »Um mich musst du dir keine Sorgen machen, Will. Ich habe nicht die Absicht, mir noch mal das Herz brechen zu lassen.« Selbstverständlich lüge ich. Ich habe das Gefühl, dass Will jeden Tag kleine Stückchen von meinem Herz abbricht. Das macht mich fertig. Aber das werde ich ihm nicht verraten. Und wenn ihm die Vorstellung nicht gefällt, dass ich eine Beziehung zu Luis habe: nur zu! Dann kann er zur Abwechslung mal leiden.
»Was ist mit dir?«, wechsel ich das Thema. Will streicht sich das Haar nach hinten und wirkt leicht frustriert.
»Ist es schön, die eigene Freundin beim Rennen zu haben?«
»Hm, ja«, sagt er verlegen. »Ist schon in Ordnung.«
»Nur in Ordnung?« Interessiert betrachte ich ihn. »Eigentlich müsstest du doch total happy sein.«
Will trinkt einen Schluck Cranberrysaft und stellt das Glas geräuschvoll auf dem Tisch ab. »Es ist ok«, sagt er und kratzt sich am Hinterkopf. »Ich lege mich jetzt mal besser ins Bett.«
»Gut.« Ich stehe auf und gehe ihm voran zum Aufzug. Wir steigen ein und starren auf die Tür.
Will entdeckt die Jacke in meinen Händen. »Soll ich die für dich bei Luis vorbeibringen?«
»Nee, schon gut. Das kann ich selbst.«
»Ist kein Problem für mich«, sagt er. »Mach ich gerne.«
»Will …« Ich muss lachen. »Ich gehe nicht da rein und vögel mit ihm, falls du dir darum Sorgen machst.«
Er lacht ebenfalls, ist aber erstaunlich verlegen. »Na gut!«
»Bis morgen!« In meinem Stockwerk steige ich aus. Ich hatte eh nicht vor, Luis die Jacke noch heute Nacht zurückzubringen, aber das braucht Will ja nicht zu wissen.
»Heilige Scheiße! Wie spät ist es?«, stöhnt Holly, als ich am nächsten Morgen die Vorhänge in unserem Zimmer öffne.
»Zeit zum Aufstehen«, erwidere ich. Ich liege schon ungefähr seit einer Stunde wach im Bett und gehe in Gedanken immer wieder die Geschehnisse des Vorabends durch. Nun, da ich über Holly und Simon Bescheid weiß, springen mich die Hinweise nur so an. Wie oft hat er nach ihr verlangt statt nach mir? Ob das Ganze wohl schon vor Italien anfing? War es bevor oder nachdem sie ihm riet, jemanden extra für Catalina einzustellen? Was sagte Frederick damals noch gleich?
Simon mag Menschen, die für ihre Meinung einstehen.
Tja, offensichtlich mag er Holly. Und zwar sehr. Und ich verstehe auch, was sie in ihm sieht. Er ist attraktiv, wenn auch etwas alt, und natürlich hat er sehr viel Macht. Ganz zu schweigen von der Kohle, aber das ist für mich nie ein Reiz gewesen.
Doch was für eine Zukunft hat diese Beziehung? Will er sich von Catalina scheiden lassen und stattdessen mit Holly zusammenziehen? Irgendwie bezweifle ich das. Kurz spielte ich heute Morgen mit der Idee, meine Freundin zu wecken und ihr all diese Fragen zu stellen, aber ich konnte nicht so recht den Mut aufbringen. Jetzt, da sie wach ist, bin ich noch weniger in der Lage, sie zu befragen.
Und dann diese sonderbare letzte Runde mit Will gestern Abend … Um was ging es dabei wirklich?
Ein paar Stunden später sind wir an der Rennbahn, und Holly treibt mich zur Eile an.
»Schon gut. Ich muss nur noch kurz zur Toilette.«
»Wenn du so langsam weitermachst, verpassen wir die Startaufstellung.«
Ich wische mir die Hände ab und haste auf die Toilette, um mein Aussehen zu überprüfen. Bei diesem Rennen sind so viele Berühmtheiten und Prominente anwesend, dass ich den bestmöglichen Eindruck machen will.
»Was machst du da?«, ruft Holly, als sie durch die Tür guckt.
»Warte noch kurz!«
»Lippenstift, der Lippenstift …« Ungeduldig greift sie zu meinem
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